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Murao Shuuko

Alter: 17
Größe: 167cm
Gewicht: 49kg

Ich hatte mich gerade hingelegt, als ich Hana's Flüstern hörte und Licht aus dem Flur ins Mädchenzimmer strömte. Ich hatte meine Augen leicht geöffnet und sah Kou und Hana durch den Türspalt. Sie küssten sich, bevor er sich verabschiedete und Hana leise dir Tür hinter sich schloss. Mit dem Licht ihres Handybildschirms schlich sie in ihr Bett und kuschelte sich unter ihre Bettdecke. Kurze Zeit später vernahm ich ihren regelmäßigen Atem. Stumm lächelte ich und betrachtete ihr ruhiges Gesicht. Sie lag direkt neben mir und ihre schwarzen Wimpern glänzten im schwachem Mondlicht. Endlich war sie glücklich.

(Rückblende)'Murao-san! Hörte ich ihre Stimme meinen Namen rufen. Schnell lief ich um die Ecke die Treppe hinauf. Murao-san! Argh... Gerade rechtzeitig verschwand ich zwischen den Schülerinnen und Schülern, die Richtung Mensa strömten. Murao-san! Ehhhhhh! Sie war so hartnäckig. Sofort sprang ich in meinen Bus. Gerade schlossen sich die Türen und der Bus fuhr los. Murao-san! Was war nur mit diesem Mädchen los? Wäre ich bloß nicht in sie hineingelaufen. Hätte ich mich nur entschuldigt. Warum konnte sie nicht einfach bei ihren Freunden abhängen, ihr angesagtes Leben führen. Wieso ließ sie mich nicht in Ruhe?! Murao-san. Erschrocken blickte ich vom Boden auf. Fast hätte ich sie wieder über den Haufen gerannt. Nur weil ich so in Gedanken war. Suchend guckte ich mich um. Diesmal konnte ich nirgendswohin. Ich starrte zurück in ihr hübsches Gesicht. Sie lächelte mich einfach an. Augenblicklich wandte ich mich ab und lief davon. LASS UNS FREUNDE SEIN! Abrupt blieb ich stehen. Langsam drehte ich mich zu ihr um. Ehrlich strahlten ihre Augen mich an. Alle sahen uns an, doch nur sie und ich waren hier. Hier in dieser Schule, in diesem Flur, in diesem Moment. Sie interessierte es nicht im Geringsten mit jemandem wie mir zu reden. Sie wollte mit mir befreundet sein, nur mit mir. Und da bemerkte ich, dass ich sie nie mit jemand anderem gesehen hatte. Sie war von Anfang an allein gewesen. Und sie hat es genauso gewollt wie ich. Immer noch schauten wir uns in die Augen. Lass uns nach der Schule ein Eis essen gehen. Rief sie grinsend und winkte mir zu. Dann verschwand sie und kurz danach klingelte es zum Unterrichtsbeginn. Nachdenklich betrat ich meine Klasse. Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Ich war total aufgeregt.

Meine Eltern sind nächstes Jahr in Norwegen, im Urlaub. Mein großer Bruder passt dann auf mich auf. Vielleicht lässt er mich eine Übernachtungsparty feiern. Aber ich denke ich werde nur dich einladen, die Anderen sind nicht echt. Weißt du, es gibt Mädchen in unserem Alter, die kaufen sich Magazine meiner Mutter und hängen ihre Poster im Zimmer auf. Ist das nicht komisch. Und dann bin ich die Tochter der berühmten Anu-san. Ah, hast du eigentlich einen lieblings Film? Oder liest du lieber? Auf dem Weg zur Eisdiele, war sie ununterbrochen am reden. Doch es störte mich nicht. Nein, ich hatte sogar wirklich Spaß. Die Blicke von den Leuten ignorierten wir Beide gekonnt. Mir war es egal, was die dachten oder sagten. Ob Hana berühmt war oder nicht. Genauso wie es ihr egal war, wer ich war. Was die Leute ihr über mich erzählten. Nichts war von Bedeutung. Nur der Beginn unserer Freundschaft. Aber für meinen Vater interessiert sich niemand. Dabei tut er wirklich was wichtiges. Er ist Ingenieur und baut Häuser für reiche und arme Leute. Er ist nützlich, aber keiner weiß es. Aber er braucht diese Aufmerksamkeit auch nicht. Leute die nur dein Äußeres mögen, mögen dich nicht. Ich hörte ihr wieder zu, als wir schon an der Eisdiele ankamen. Welche Sorte magst du am liebsten? Fragend sah sie mich an. Also ich liebe Mango. Grinste sie. Vanille.

Mein Wecker klingelte und ich drückte ihn beim Vorbeigehen aus. Ich war schon lange wach. Es war das erste Jahr in der Mittelschule auf das ich mich wirklich freute. Im dritten Jahr würde ich endlich zusammen mit Hana in eine Klasse kommen. Zumindest hoffte ich das. Summend lief ich durch mein Zimmer und packte meine Schultasche. Ich griff gerade nach meinem Kunstordner, als mein Handy vibrierte. Ich dachte schon ich hätte gestern Abend auch noch den Handywecker gestellt, um auf keinen Fall zu spät zu kommen, doch da sah ich wie ihr Name auf dem Bildschirm aufblitzte. Ich nahm den Ordner in die andere Hand und hob mein Handy vom Bett auf. Ich klappte es auf und öffnete meine empfangenen Nachrichten. Verwirrt blickte ich auf den Bildschirm. Hana hatte mir ein Memo geschickt. Es war nicht besonders lang. Zu dem Moment hatte ich mir nichts dabei gedacht. Mit dem Daumen drückte ich auf den Abspielbutton. Hey Shuuko... Als aller erstes möchte ich mich für das letzte Jahr bedanken. Es war das Schönste, das ich je erleben durfte. Ich könnte es nie vergessen, selbst wenn ich es wollte. Du bist meine beste Freundin und ich weiß das du es verstehst... Ich hörte ihr nicht mehr zu. Meine Augen waren starr auf etwas gerichtete was nicht existierte. Der Ordner fiel auf den Boden und sprang auf. Die leeren Seiten die ich für sie hineingeheftet hatte, verteilten sich im Raum und bedeckten den Fußboden. Sie hatte sich immer beschwert, kein Zeichenpapier mitgenommen zu haben. Sie hatte es wirklich immer vergessen. Meine Tränen tropften auf die Blätter uns sie wurden dunkel. Ich ließ die Hand sinken, in der ich das Handy hielt. War jetzt alles vorbei? Keine Hana, die sich über mein Bento freute und ihres mit mir teilte. Keine Hana, die mit mir ihr lieblings Cafe besuchte. Keine Hana, mit der ich frei ich selbst sein konnte. Keine Momente mehr, an die man sich erinnern wollte. Jeden Tag schaue ich in den Himmel und kann dir so am nächsten sein... Auf wiedersehen Shuuko. Mit einem dumpfen Klackgeräusch endete die Nachricht. Das verfluchte Gerät entglitt aus meiner Hand und landete geräuschlos auf dem bedeckten Boden. Als hätte sie mir in jenem Augenblick direkt ins Gesicht geschlagen, rannte ich los. Ich wünschte meiner Mutter nicht wie jeden Morgen einen schönen Tag. Ich fuhr nicht mit dem Fahrrad zum Bahnhof. Ich wartete auf niemanden. Ich setzte mich nicht hin. Ich freute mich nicht über die blühenden Kirschblütenbäume auf dem Weg zur Schule. Ich beachtete die Anderen noch weniger als sonst. Ich grüßte keinen Lehrer. Ich lief um mein Leben, bis ganz nach oben. Ich riss das Schild ab, auf dem stand -Zutritt verboten!- und schlug die Tür auf. Hana's Silhouette verblasste vor meinen Augen. Der aufkommende Windstoß trug sie davon. Ich lief ihr nach, raus auf's Dach und beugte mich über das Geländer. Jeden Tag stand ich oben auf dem Dach der Schule und fragte mich, wann sie wiederkommen würde. Denn so war ich ihr am nächsten...

Und dann traf ich sie wieder, und ich hatte nicht bemerkt, dass sie da gewesen war.

Fortsetzung folgt...











Ao Haru RideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt