Kapitel 26

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Keine Anzeige. 

Keine Bestrafung.

Meine Entscheidung.

Nicht alle teilten diese Meinung mit mir, doch das war mir egal. Ich wollte die Band nicht auseinanderreißen, die Freundschaft nicht noch mehr kaputtmachen und vorallem nicht Niall als einen üblen Vergewaltiger darstehen lassen. Die Presse würde ihn fertigmachen und ich wollte nicht daran Schuld sein, dass er später am Strick hing. 

Ich weiß, diese Einstellung ist ziemlich absurd, schließlich war ich das "Opfer", aber eigentlich fand ich dieses Wort nicht passend. Generell fand ich garnichts mehr passend. Nichts passte mehr in mein Leben, nichts wollte ich noch haben.

Die Reisetaschen standen schon fast fertig gepackt neben der Zimmertür gegenüber von meinem Bett. Liam und Perrie hatten mir geholfen, dabei würde ich noch garnicht abreisen. Aber ich brauchte eh keine Klamotten mehr, ich hatte meine Jogginghose und mein ausgewaschenes Shirt. Das reichte mir. Ich hatte eh nicht mehr vor, irgendwo hinzugehen. 

Wie es mir ging?

Beschissen.

Die Party lag schon einige Nächte zurück und doch fühlte sich alles so an, als wäre sie letzte Nacht gewesen. Ich schloss mich ein, denn ich wollte alleine sein und mit niemanden sprechen. Liam konnte das akzeptieren, Josh hingegen nicht. Jeden tag war er gekommen und wollte zu mir. Er war fast am weinen, dann wurde er aggressiv und dann hatte Liam ihn immer rausgeschmissen. Ich hatte viel zu viel geheult. So viel, dass ich mittlerweile garnicht mehr wusste, ob ich es tat oder nicht. Lediglich das durchnässte, kalte Shirt erinnerte mich daran. Natürlich hatte ich auch schon mehrmals meine Rasierklinge in der Hand. Schon zu oft hatte ich von Selbstmordfällen aufgrund einer zurückliegenden Vergewaltigung gehört. Ich würde also nichts außergewöhnliches tun.

Ich stand vom Bett auf und ging zu dem kleinen Kalender, der auf der Fensterbank stand. Noch 3 Tage zählte ich. Die würde ich auch noch rumbekommen. Doch was würde eigentlich dann passieren? Könnte ich das einfach alles vergessen? Ich meine, ich würde dann weit von Niall entfernt sein, ihn wahrscheinlich nie wieder sehen. Vielleicht gäbe es ja eine Chance. Meine größte Hoffnung bestand jedoch immernoch darin, dass Liam nichts unseren Eltern erzählt hatte. Sie würden mich wahrscheinlich gleich einweisen lassen, so wie ich sie kannte.

Liams Stimme ertönte hinter der Tür:

"Hier ist ein Brief für dich. Ich schiebe ihn unter die Tür durch"

Er ließ seinen Worten Taten folgen, sodass nun ein kleiner gelber Umschlag in der Türritze zu sehen war. Ich schlurfte hin und hob ihn auf. 

Der Umschlag war nicht zugeklebt, sondern nur zusammengesteckt. Ich öffnete ihn und zog das Papier aus ihm heraus. Ein Brief, der mit Joshs Namen unterschrieben war.

Mittlerweile wusste ich schon garnicht mehr, was ich für ihn empfand. Die letzten Tage hatten mich ausgelaugt und auch wenn Josh mich "gerettet" hatte, besaß ich einen gewissen Respekt vor ihm, genauso wie vor allen anderen Männern auch. Vielleicht liebte ich ihn noch. Die ständigen Träume und Sehnsüchte nach ihn sprachen ja dafür, doch.....ich glaube, mein Herz war sich nicht sicher.

Mit dem Brief in der Hand ging ich zurück zum Bett, setzte mich und fing an zu lesen:

Liebe Jona,

ich hoffe, dass du auch wirklich Jona und nicht Liam bist. Ich möchte, dass nur du diesen Brief liest, denn er ist an dich. An das tollste Mädchen, was ich je kennenlernen durfte.

Da du London bald verlassen wirst, möchte ich dir hiermit noch ein paar Worte mitteilen, die mir wichtig sind. 

Du hast mich nicht einmal zu dir gelassen und ich kann das verstehen. Ich möchte nicht, dass dir irgendwas Leid tut. Wir alle haben dir wehgetan und dafür möchte ich mich entschuldigen.

Es wird dir wahrscheinlich nicht schwer fallen, aber falls doch, bitte vergess mich! Verschwende keinen Gedanken mehr an mich. Ich werde es wohl immer tun, aber du darfst das nicht. Man soll nur an Sachen denken, die einen glücklich machen können und nicht an die, die einem nur wehtun. 

Mit hoher Wahrscheinlichkeit werde ich London, so wie du, bald verlassen. Ich habe ein Angebot in Schweden, was ich dann annehmen werde. Was auch immer du tun wirst: Viel Glück und Erfolg!

Was ich damit sagen will: Bitte such nicht nach mir, wenn du jemals wieder herkommen solltest. Ich werde nicht mehr hiersein, also widme dich neuen Sachen und neuen Menschen, die dich glücklich machen und dich zum Lachen bringen. Ich finde, ein so tolles Mädchen wie du hat nur Lachen verdient und nicht Weinen. Vergiss das nie!

Zu guter letzt möchte ich dir noch sagen, dass ich dich liebe. Ich liebe dich Jona, ja ich tu es und so schnell wird sich das nicht ändern! 

Machs gut 

Josh

Eine Träne lief meine Wange runter. Dieses Mal spürte ich sie, denn sie war anders als die anderen. Ich hatte das Gefühl, dass sie mir etwas sagen wollte. 

Nach langem Zögern griff ich erstmals seit Tagen wieder nach meinem Handy und rief Josh an. Ich wollte das alles nicht. Ich liebte ihn und ich liebte ihn zu sehr, dass ich das alles jetzt mit diesem Brief vergessen könnte.

"Jona! Hast du nicht meinen Bri...." "Komm zu mir! Bitte!" Mein Schluchzen übertönte fast meine Worte. "Jona...." "Bitte, Josh! Bitte!" Er sagte nichts mehr und legte stattdessen auf. Ich ließ mein Handy aus der Hand gleiten und sackte in mich zusammen, wobei ich vom Bett fiel.

Ich heulte wieder und ich spürte es. Ich spürte, wie der Schmerz mein Herz zerriss. 

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Hohoho der Nikolaus hat euch ein Kapitel dargelassen ;)

Da ihr ja gestern auch schon ein kapitel bekommen habt, ist dieses auch ein bisschen kürzer :P

Wie hats euch gefallen? Meinungen! :P

Wenn ich das Buch abgeschlossen habe, werde ich den Titel, das Cover und den Klappentext ändern, weil ich finde, dass es iwie nicht mehr passt :/ also nicht wundern ;D

Nächstes Update: Sonntag! 

♥♥Mullingardreamgirl♥♥

In His GripWo Geschichten leben. Entdecke jetzt