Kapitel 28

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"Willst du garnichts dazu sagen?"

Liam schüttelte wütend seinen Kopf, während er mit beiden Händen fest das Lenkrad seines Wagens umklammerte und das Gaspedal durchdrückte.

"Ich hab Mum gesagt, du kommst einen Tag früher, weil ich an deinem eiigentlichen Abreisetag ein wichtiges Meeting hab. Ich wollte ihr die ganze Geschichte nicht am Telefon erzählen"

Auch den restlichen Weg nach Hause sprach ich kein Wort. Liam hatte es dann auch aufgegeben.

"Möchtest du Josh vor Morgen nochmal sehen?", fragte er mich,a ls ich gerade die Gästezimmertür hinter mir zuschlagen wollte. Ich schüttelte meinen Kopf und ließ Liam vor der Tür stehen, während sie zufiel.

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Mal wieder hatte ich eine schlaflose Nacht, oder besser gesagt wachte ich alle halbe Stunde auf. 

Ich sah auf mein Handy: Es war kurz nach zwei Uhr am Morgen. 

Meine Kehle brannte fast vor Durst, also stieg ich aus dem Bett und schlurfte leise aus dem Zimmer. Obwohl alle Lichter aus waren, konnte ich dennoch sehen, wie Liam auf einem der Sofas saß. Er rührte sich kein Stück und noch nichtmal sein Atem war zu hören. Ich ging noch leiser voran, damit er mich nicht bemerkte, doch ich scheiterte. Sein Kopf drehte sich kurz zu mir, dann wieder zurück an seine ursprüngliche Stelle. Durch die Dunkelheit sah er grauenhaft aus. Fürchterlich kalt und ausdruckslos, fast wie ein Zombie. So hatte ich ihn noch nie wahrgenommen. Irgendetwas musste ihm ziemlich schwer auf dem Gewissen liegen.

Ich beschloss, mich nicht zu ihm zu gesellen, sondern meinen Durst in der Küche zu stillen. Beim Zurückgehen machte ich es dann aber doch.

Durch meine Sitzposition konnte ich genau die Hälfte seines Gesichts in mehr Details erkennen, da es vom schwachen Mondlicht,was durchs Fenster kam, angestrahlt wurde. Sein Auge war rot und geschwollen, zudem hatten sich unter seinen Augen dunkle Ränder breitgemacht. Er sah mir nicht eine Sekunde in die Augen. Es schien fast so, als würde er mich garnicht bemerken.

"Liam?", fragte ich leise und vorsichtig, "was ist los?"

Er sagte eine Weile nichts, aber ich blieb bei ihm, weil es sich richtig anfühlte. Weil ich das Gefühl hatte, dass ich eine Antwort bekommen würde.

"Ich weiß einfach nur nicht mehr weiter" Seine feste Stimme passte ganz und garnicht zu seinem fertigen Aussehen. "Die Band......ich weiß es nicht" Er rieb sich einmal über den Kopf und stütze dann sein Kinn in seinen zusammengefalteten Händen ab. "ich weiß nicht, ob ich noch mit ihm zusammenarbeiten kann"

Ich senkte meinen Blick. Vielleicht hätte ich wirklich springen sollen, dann wäre das Hauptproblem meines Bruders wenigstesn weggewesen.

"Warum hat er mich angerufen, Jona? Kannst du es mir sagen?!"

Ich schüttelte verängstigt über seinen plötzlichen forschen Tonfall meinen Kopf.

"Bist du ihm dankbar, dass er dir das Leben gerettet hat?"

Ich wusste nicht, was ich antworten sollte.

"Das hab ich mir schon gedacht........geh jetzt schlafen!"

Wie auf Befehl stand ich auf und ging in mein Bett zurück. 

Niall hatte mir das Leben kaputt gemacht und doch zugleich gerettet. 

Glich das eine das andere aus?! ich wusste es nicht genau, tendierte aber zu eher nein. Vielleicht wäre ich lieber gestorben. Ja, vielleicht wäre das besser für mich gewesen.

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Mein Wecker klingelte und riss mich aus einem meiner erneuten Albträume. Ich schrak nicht hoch, sondern klammerte mich am Bettlaken fest, bevor ich langsam zu beiden Seiten sah, um mein Alleinsein festzustellen. Beruhigt entspannte ich mich und stand müde auf. 

Ein Gefühl der Erleichterung machte sich in meinem gesamten Körper breit. Heute würde ich endlich nach Hause fahren und diese schreckliche Stadt, diese schrecklichen Leute und diese schreckliche Zeit hinter mir lassen, auch wenn ich von dem Glauben nicht loskam, dass mich auch in Zukunft noch Albträume dieser Art heimsuchen würden.

Mein heutiges Outfit, die Jogginghose und das verwaschene Shirt der letzten Tage, hatte ich mir schon vorgelegt, sodass ich nur aus meinen Schlafsachen in sie hineinschlupfen musste. Schminken hielt ich nicht mehr für nötig, geschweigedenn mir meine Haare zu stylen. Ich band sie einfach zu einem Zopf hoch, egal ob sie total zottelig waren.

Ich ging in die Küche, in der Liam bereits saß und am Essen war. Er schob die offene Brötchentüte zu meinem Platz, der schon gedeckt war, also fing ich sofort an, mir die zwei übrig gebliebenen Brötchen reinzustopfen. 

Liam stand auf und verschwand kurz, bevor er mit einem kleinen, gelben Umschlag wiederkam, den er mir zuschob.

"Gib den bitte Mum und Dad. Es steht alles drin, was sie wissen müssen, also musst du es ihnen nicht selber erzählen."

Ich betrachtete erst den Brief und dann ihn skeptisch. Seine saubere Handschrift zierte die Vorderseite des Umschlags: "An Mum und Dad" Ich seufzte.

"Ich werde euch zusätzlich in drei Wochen besuchen, so etwas für zwei Tage oder länger, aber das steht da auch alles drin"

Ein Lächeln huschte mir über die Lippen. Er schien sich echt Sorgen zu machen.

"Ich werde ihn weitergeben", lächelte ich, nachdem ich das letzte Stück Brötchen runtergeschluckt hatte. Jetzt musste auch er lächeln. "Danke"

Das Ertönen der Türklingel brach die für kurze Zeit enstandene Stille.

"Das wird Nick sein, er wird uns zum Bahnhof bringen" 

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Vorletztes Kapitel!

Ich weiß, es ist kurz, aber ihr werdet die nächsten Tage noch mehr kriegen.

Da wir schon fast am Ende sind, will ich euch den Plan für den Rest geben:

Das nächste und letzte Kapitel wird es am Sonntag geben!

Der Epilog kommt Donnerstag.

Neuer Trailer, Klappentext und Cover wird (hoffentlich) bis Freitag oder sogar Donnerstag fertig sein :)

An den Epilog werde ich außerdem noch eine kleine Danksagung hängen, damit ich dafür kein extra Kapitel machen muss ;)

Dann bis Sonntag *-*

♥♥Mullingardreamgirl♥♥

In His GripWo Geschichten leben. Entdecke jetzt