Autor: @Worsewo
Cast: Kim Junmyeon/Suho & Zhang Yixing/Lay (EXO) [GENDERSWAP: beide Charaktere werden weiblich sein!]
海韻 Hai Yun
Es ist Winter.
Um Yixing herum prasselt der Regen donnernd auf die Schirme der Passanten, die sich eilig über den Asphalt des Shanghai Bunds schieben.
Auch Yixing würde sich jetzt gerne schnell ein sicheres Pfleckchen suchen, aber der Fußmarsch, den sie noch vor sich hat, ist nicht gerade kurz. Sie schaudert, als sie die dunklen Wolken sieht, die in der Ferne über den glitzernden Wolkenkratzern aufwallen, direkt dort, wo sich das heruntergekommene Viertel befindet, in dem sie mit ihrer Tante wohnt.
Yixing will gerade ihren Schritt beschleunigen, als sie eine einsame Person entdeckt, die am Geländer des Bunds lehnt.
Es ist eindeutig ein Mädchen, ein relativ kleines Mädchen in einem weißen Regencape. Im Gegensatz zu den anderen Menschen, die wie die Ameisen vor dem Regen fliehen, steht sie ruhig da und blickt hinaus auf das graue Wasser des Huangpus.
"Warum gehst du nicht an den Strand? Die Wellen sind weitaus befriedigender anzusehen als die trübe Brühe hier", Yixing kann sich den Kommentar nicht verkneifen.
Das Mädchen dreht sich überrascht in ihre Richtung, der Wind zerrt eine schwarze Strähne aus ihrem blassen Gesicht.
"Das Wasser", die Fremde deutet auf den Fluss, "Ich mag Wasser."
Yixing muss kichern; erstens, weil das Chinesisch des Mädchens ein wenig eigenartig klingt und zweitens, weil, egal wie sehr man Wasser mag, das giftige Gebräu vor ihnen keine Liebe mehr verdient hat. Erst letzte Woche wurden tausende tote Schweine aus dem Fluss gezerrt, es ist kein Geheimnis, dass der Müll der Landwirte gedankenlos ins Wasser geworfen wird. Der Huangpu ist immer grau, nicht nur an diesem Wintertag.
"Der Fluss ist tot", versucht Yixing, dem Mädchen, das eindeutig nicht von hier stammt, langsam zu erklären. "Das Meer ist lebendig."
Die Fremde schenkt ihr ein kleines Lächeln.
.
"Denkst du wirklich, da ist ein Unterschied?", fragt sie.
Yixing zuckt lediglich mit den Schultern.
"Das Meer bewegt sich wenigstens noch", murmelt sie.
Das Mädchen wirft dem Huangpu einen letzten Blick zu, ehe sie sich in Yixings Richtung dreht.
"Zeig es mir", verkündet sie.
"Oh", macht Yixing erstaunt und sieht unschlüssig in Richtung Wolkenkratzer. "Ich... Tut mir Leid, aber ich habe keine Zeit. Ich muss für meine Tante einkaufen. Vielleicht... ein anderes Mal?"
Das Mädchen sieht ein wenig enttäuscht aus, nickt jedoch.
"Wie heißt du?", fragt sie in ihrem eigenartigen Chinesisch.
"Yixing. Und du?"
"Junhee."
Es stellt sich als ein wenig umständlich heraus, bei dem stürmischen Wetter Nummern auszutauschen, aber nach einigen gescheiterten Anläufen gelingt es ihnen schließlich dennoch. Und so passiert es, dass Yixing an diesem kalten Wintertag den Bund mit einem warmen Gefühl im Herzen verlässt.
Yixing findet Mädchen mit ihren geschwungenen Lippen, den runden Wangen und den kleinen Händen faszinierend, seit sie sich ihrem eigenen Körper bewusst ist. Mit elf Jahren haben ihre Mitschülerinnen angefangen, aufgeregt über Jungs zu tuscheln, und Yixing erinnert sich noch genau, wie fehl am Platz sie sich gefühlt hat, als ihre damalige beste Freundin sie gefragt hat, welchen Jungen sie denn süß fände.
Yixing hat sich damals recht schnell von den kichernden Mädchen aus ihrer Klasse isoliert und irgendwie ist das danach immer so geblieben. Noch heute tendiert sie dazu, eine Einzelgängerin zu sein.
