Kapitel 2

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Wir ritten eine gefühlte Ewigkeit, bis die Pferde irgendwann stehen blieben.
"Wir müssten für heute erstmal weit genug weg sein" Sagte Mave hinter mir.
"Ja, schlagen wir das Nachtlager auf" Meinte Artus.
Ich spürte wie Mave hinter mir abstieg, dann packte er mich und zog mich vom Pferd. Unsanft landete ich auf dem Boden.
"Kann mir mal endlich jemand diese Tücher abmachen?!" So langsam kam die Wut in mir hoch und verdrängte die Angst. Zumindest ein bisschen.
"Nein" Das war Maves Stimme, die scharf klang.
"Sie weiß sowieso nicht wo wir sind, und selbst wenn sie schreit hört sie hier niemand" Kam von Artus. "Mach ihr die Tücher weg"
Es war kurz still, bis ich auf einmal spürte, dass das Tuch über meinen Augen aufgeknotet wurde. Kurz darauf konnte ich endlich wieder was sehen. Vor mir stand Mave, gerade dabei auch das Tuch um meinen Mund abzumachen.
Er hatte schwarze Haare und smaragdgrüne Augen, sein Blick war grimmig. Als er auch das Tuch über meinem Mund entfernt hatte, zog er mich am Seil mit sich. Die anderen zwei kümmerten sich um ihre Pferde.
"Was wollt ihr von mir?! Wo bringt ihr mich hin?!" Fragte ich.
"Sei still oder ich bind dir dein Mund gleich wieder zu" Drohte Mave. Inzwischen hatten wir einen Baum erreicht. Er band das Seil um den Stamm und ich beobachtete ihn dabei. Er trug wie die anderen dunkle, praktische Kleidung.
"Wer seid ihr?" Fragte ich, trotz seiner Drohung.
"Das ist nicht wichtig" Er hatte das Seil jetzt befestigt. Zum ersten Mal sah er mir direkt in die Augen, sein Blick war kalt. "Wir machen hier nur unseren Auftrag. Und du solltest besser dafür sorgen, dass du uns keine Probleme bereitest, zu deinem Wohl" Die Art wie er es sagte, lies mir eine Gänsehaut über den Rücken laufen.
Mave lief zu den anderen, die inzwischen ein Feuer machten.

Es wurde immer dunkler und immer kälter. Ich beobachtete die drei Männer, wie sie am warmen Feuer saßen und aßen und tranken. Mein Magen knurrte.
Ich sah Artus mit Mave reden, der nicht arg erfreut aussah. Bald darauf stand Artus auf und kam zu mir, in der Hand ein Stück Brot und ein Wasserbeutel.
"Hier, was zu essen" Er gab mir das Brot und ich aß es umständlich mit meinen zusammengebundenen Händen. Danach durfte ich aus dem Wasserbeutel trinken.
"Wo bringt ihr mich hin?" Fragte ich.
„Zu Königin Elinor"
"Aber was soll ich da?!"
"Das ist unser Auftrag. Mehr wissen wir auch nicht" Meinte Artus.
"Was?" Ich war entsetzt.
"Gute Nacht, Amberly" Mit den Worten ging Artus zu den anderen zurück. Warum wollte mich Königin Elinor bei sich haben?

Ich wartete ein paar Stunden ab, bis ich mir ganz sicher war, dass alle drei Männer schliefen. Inzwischen war es Nacht geworden, aber ich hatte kein Auge zu gemacht. Ich hatte einen scharfen Stein entdeckt, den ich jetzt mit meinem Fuß zu mir her rollte. Dann bückte ich mich und hob ihn auf. Ich begann damit am Seil zu reiben und tatsächlich sah ich nach ein paar Minuten die ersten Ergebnisse.
Doch dann sah ich aus dem Augenwinkel, wie sich jemand bei den Männern bewegte, und hielt inne. Plötzlich stand jemand auf und ich sah, dass es Mave war. Scheiße, er kam zu mir.
"Was machst du da?" Fragte er in die Stille der Nacht hinein, in seiner Stimme wieder diese Kälte.
"Nichts" Ich machte meine Hand, in der der Stein lag, unauffällig zu einer Faust.
"Was hast du da in der Hand?!" Mave nahm sie und riss sie auf. Er nahm den Stein und sah mich an. "Willst du mich verarschen?! Denkst du du kannst einfach so abhauen?" Er stützte seinen Arm direkt neben meinem Gesicht am Stamm ab und kam näher. In der Dunkelheit sah er noch gruseliger aus. Ich wollte ausweichen, doch hinter mir war direkt der Stamm, an den ich nun gedrückt war.
"Ich hab dich gewarnt" Zischte er nahe an meinem Ohr. Mave schmiss den Stein weg, nahm dann das Seil und zog es enger.
"Nein! Au!" Das Strick bohrte sich jetzt in meine Handgelenke und schmerzte jetzt schon.
"Wenn du es noch einmal wagst abhauen zu wollen, bind ich dich ans Pferd und du erlebst den Rest der Reise dem Pferd hinterherschleifend" Drohte er.
Nach einem weiteren wütenden Blick ging er.
"Sie werden eh schon nach mir suchen!" Rief ich ihm hinterher. Ich redete von meinem Vater und von Damien. Inzwischen mussten sie mitbekommen haben, dass ich verschwunden war.
Mave drehte sich nicht einmal mehr zu mir um. Er legte sich zurück an seinen Platz nahe dem Feuer, das inzwischen nur noch aus Glut bestand. Niedergeschlagen lies ich mich nach unten sacken, so dass ich mit dem Rücken an den Baumstamm gelehnt saß. Ich schloss meine Augen, aber ich wusste, dass ich nicht viel Schlaf abbekommen würde.

Ice Princess (M.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt