"Ich bin so froh, wenn ich dich vom Hals hab" Sagte Mave, als wir aus der Gaststätte raus waren. Ich hörte ihm gar nicht richtig zu, weil ich so von der Umgebung abgelenkt war. Ich war zum ersten Mal draußen, seit wir hier waren.
Im Dorf war ein großer Markt, mit Ständen an denen es unzählige Dinge gab. Schon von weitem sah ich Kleider, Essen, sogar Möbelstücke. So viele Leute tummelten sich dort. Alte Leute, Eltern mit ihren Kindern. Diese rannten zwischen den Ständen umher und lachten. Ich bemerkte gar nicht, dass ich die ganze Zeit vor mich hin lächelte, bis Mave neben mir ein genervtes Stöhnen von sich gab. Ich ignorierte es.
Wir waren inzwischen bei dem ersten Stand angekommen und waren bald mitten im Getümmel. Ich war immer noch dabei mir alles anzusehen, denn ich war noch nie auf so einem Markt gewesen. Plötzlich rannte ein Kind zu nah an mir vorbei, trat auf Myrias Kleid und ich stolperte. Ich sah mich schon auf dem Boden zwischen den Füßen der anderen liegen, als mich zwei Hände an der Hüfte packten und mich auffingen. Ich schaute schräg hinter mich und Mave sah mich mit einem undefinierbaren Blick an. Er nahm seine Hände von mir.
"Entschuldigung" Meinte eine Frau plötzlich zu mir und mein Blick wandte sich von Mave ab. Als die Frau auf mein Kleid nickte, verstand ich, dass sie vermutlich die Mutter des kleinen Kindes war. Bevor ich noch was sagen konnte, war sie weg und eilte ihrem Kind hinterher.
Meine Aufmerksamkeit wurde jetzt auf einen Stand mit Kleidern gelenkt. Der Mann hinter dem Stand sah es und rief mich her.
"Schau dir ruhig alles an! Schau! Ich hab alles..." Der Verkäufer hob ein Kleid nach dem anderen hoch, um es mir zu zeigen.
"Die sind zu teuer" Knurrte Mave, doch ich ignorierte ihn.
"Du kannst sie auch gleich anprobieren, hier! Schau!" Er zeigte auf die Kabine aus Holz. Ich sah mir die Kleider an und blieb an einem hängen. Es war ein dunkelblaues, mit einer Schnürung vorne an der Brust. Es war ganz schlicht, aber irgendwie gefiel es mir.
"Das guckst du an?" Der Verkäufer bemerkte meinen Blick und hielt das blaue Kleid hoch.
"Ja, kann ich es mal anprobieren?" Fragte ich.
"Natürlich, natürlich! Komm!" Er bat mich um den Stand herum. Mave hielt mich plötzlich am Arm fest.
"Hast du vergessen, warum wir hier sind?! Dass du immer noch unsere Gefangene bist?!" Zischte er mir zu. Ich sah auf seinen festen Griff um meinen Arm runter und dann wieder in sein Gesicht.
"Hast du vergessen, dass ich alles aufliegen lassen kann, wenn ich den Leuten hier die Wahrheit erzähle?" Zischte ich zurück.
"Damit würdest du es für dich nicht besser machen" Meinte Mave, lies aber meinem Arm los. Ich lief zu dem Verkäufer, der mir das Kleid gab, das ich in der Kabine anprobierte. Es passte perfekt. Von der Länge unten wie auch an den Ärmeln. An meiner Taille schmiegte es sich an mich. Das einzige Problem war, dass die Ärmel locker waren, so dass sie leicht hochrutschen konnten. So würde man meine Schuppen am Unterarm sehen, wenn ich nicht aufpasste. Aber die Ärmel waren alle gleich bei diesen Kleidern, danach hatte ich schon gesehen. Ich kam aus der Kabine und der Verkäufer klatschte begeistert in die Hände.
"Es passt" Meinte ich.
"Wunderschön!" Sagte er und grinste mich an. Ich lächelte. Man musste nicht oft auf einem Markt gewesen sein um zu wissen, dass das die Verkaufsstrategie war. Ich schaute zu Mave und hob abwartend eine Augenbraue. Ich wusste, er konnte nicht ablehnen. Er wusste es auch.
"Wir nehmen es" Sagte er schließlich und bezahlte. Ich behielt das neue Kleid gleich an und hielt Myrias in den Händen. Ich wollte weiter laufen, mich weiter auf dem Markt umsehn, als Mave meinte: "Gehn wir"
"Nein, ich will mir das noch ansehen!" Sagte ich.
"Tu nicht so als hättest du sowas noch nicht gesehen. Absofort hört das auch auf, dass du mich vor Myria oder auch anderen in solche Situationen wie heute bringst. Sonst wirst du es bald bereuen so provokant gewesen zu sein, sobald wir hier aus dem Dorf sind" Sagte Mave drohend.
"Ich war noch nie auf so einem Markt, ich brauch nicht 'so zu tun'" Ich lief weiter.
"Du bist eine Prinzessin" Mave sagte es, als würde der Fakt ausschließen, dass ich noch auf keinem Markt gewesen war.
"Na und?" Machte ich. Wir waren an einem Stand angekommen, an dem ein Mann selbst Gefäße aus Ton machte. Viele Leute standen drum rum und schauten ihm zu.
"Du darfst und hast alles, was du willst" Sagte Mave verurteilend.
"Das glaubst du?" Ich guckte zu ihm hoch. "Ich bin mein ganzes Leben lang schon eingesperrt im Schloss, alles was ich machen will, ist anscheinend zu gefährlich für mich. Und jetzt bin ich einmal draußen und kann es gar nicht genießen, weil ich entführt werde" Wut kam in mir hoch. Und die wurde nicht besser, als ich mich fragte, warum ich Mave dass überhaupt erzählte. Er und ich wechselten nur einen Blick, bis ich wegsah. Ich hasste es, wenn ich seinen Blick nicht deuten konnte, und dass war dann der Fall, wenn er mal nicht wütend war.
Ich lief weiter und Mave schweigend neben mir her. An einem Stand von einem Mädchen, das ich auf gerade mal 16 oder 17 schätzte, blieb ich stehen. Es hatte Schmuck, den sie auf einem Tuch auf einem Tisch ausgebreitet hatte. Ohrringe, Ketten, Anhänger, kleine Statuen. Aus Holz und aus Stein. Ich entdeckte einen Anhänger, den ich in die Hand nahm. Er war gerade mal so groß wie der Nagel meines Daumens. Es war ein Stein der die Form von zwei Wellen hatte, an den Spitzen war er grau und verlief dann immer heller nach unten bis er weiß war.
"Ich hab die ganzen Sachen selbst gemacht. Das auch" Meinte das Mädchen auf einmal schüchtern. Ich sah sie an.
"Der Anhänger ist wunderschön" Ich lächelte.
"Danke" Das Mädchen wurde ein bisschen rot. Am liebsten hätte ich ihr den Anhänger abgekauft, doch ich hatte ja kein Geld. Und Mave würde ihn mir erstens nicht kaufen und zweitens wollte ich ihn auch nicht von ihm. Irgendwie fühlte der Anhänger sich besonders an, vielleicht weil er mit den Wellen mein Element Wasser widerspiegelte. Ich legte ihn wieder zurück.
Mave ging noch zu einem Stand mit Schwertern, bei dem ich nichts verstand und deshalb nur daneben stand und die Leute um uns beobachtete. Ein Mann, der auch um die 20 wie Mave zu sein schien, lief ein paar Meter entfernt an mir vorbei. Er fiel mir auf, weil er mich direkt ansah und angrinste. Er hatte hellbraune Haare, dunkle Augen und eine Narbe unter dem rechten Auge. Ich schaute weg.
Als wir schon ziemlich am Ende des Marktes waren, lockte uns ein älterer Mann an seinen Stand. Er bot den Leuten Essen an, dass köstlich roch. Ich ging näher ran und sah, dass es eine Art Brot war, die ich aber noch nie gesehen hatte.
"Hier" Der Mann hielt uns ein Stück hin.
"Nein danke, wir müssen gehn" Lehnte Mave ab.
"Ihr müsst nicht kaufen, nur probieren!" Bestand der Mann darauf. Ich nahm ihm das Stück Brot ab und teilte es in der Hälfte, von der ich eine Mave gab. Skeptisch nahm er es und steckte es sich wie ich in den Mund. Am Anfang dachte ich es würde mir schmecken, doch dann schmeckte ich plötzlich eine zähflüssige Flüssigkeit, die aus dem Brot kam, und ich musste mir eingestehen, dass es nicht halb so gut schmeckte wie es roch. Ich riss mich zusammen nicht das Gesicht zu verziehen, Mave schien das nicht hinzubekommen. An seinem Gesicht sah ich, dass er es mindestens genauso wenig mochte wie ich. Ich musste ein bisschen grinsen.
"Und? Lecker?" Fragte uns der Mann und ich sah wie er gerade dabei war uns nochmal was anbieten zu wollen.
"Ja, aber wir müssen jetzt wirklich gehn. Danke" Sagte ich schnell und Mave und ich liefen weiter.
"Wusstest du, dass das so eklig schmeckt?" Fragte ich.
"Ich habs geahnt. Warum glaubst du denn, wollte ich nicht zu ihm gehn?" Meinte er und ich glaubte ein kleines Lächeln in seiner Stimme zu hören.
"Weil ich dachte du willst einfach nur schnell weg hier?" Schlug ich vor.
"Wär wahrscheinlich besser gewesen, wenn wir auch schnell weggegangen wären"
"Zu spät" Ich schmeckte es immer noch in meinem Mund.
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Ice Princess (M.)
Fantasy"Vater! Das kannst du nicht machen!" Ich versuchte mit ihm mitzuhalten, doch mit meinen kurzen Beine kam ich mit seinen großen Schritten kaum hinterher. "Amberly, lass es gut sein" In der Stimme meines Vaters lag etwas drohendes. „Aber-" "Nein!" Me...