"Soll ich uns was zu Trinken holen?" Fragte mich Mary. Wir standen vor einer etwas erhöhten Holzbühne, auf der Musik gemacht wurde. Wir waren jetzt schon eine ganze Weile auf dem Fest gewesen und ich fand es richtig gut. Es war alles so schön geschmückt und die Leute hatten gute Laune. Natürlich gab es welche, die mich komisch anguckten oder mich ansprachen und fragten warum ich hier draußen sei, anstatt im Schloss. Aber die meisten achteten gar nicht auf mich, weil sie selbst so damit beschäftigt waren einen schönen Abend zu haben. Ein paar, die mich erkannten, lächelten mir auch einfach nur zu, und ich lächelte zurück.
"Ja, aber bitte kein Bier" Antwortete ich Mary. Sie runzelte die Stirn.
"Hast du das überhaupt schon mal probiert?"
"Ja. Es schmeckt mir nicht wirklich" Ich dachte daran, wie ich das Gesicht verzogen hatte und Mave, Artus, Ivan und Faye mich ausgelacht hatten.
"Okay. Ich bin gleich wieder da" Mary ging lachend davon, sie hatte genau so gute Laune wie ich. Ich schaute wieder nach oben zu den jungen Leuten, die auf der Bühne Musik machten.
Plötzlich rempelte mich jemand an.
"Oh, hey" Es war ein Mann, der ein wenig älter war als ich. Er schien betrunken zu sein. Ich grüßte ihn nicht zurück, weil ich ihn am liebsten gleich wieder loshaben wollte. Er war nämlich ziemlich nah an mir und machte keine Anstalten, weiter zu gehen.
"Ich hab dich noch nie zuvor gesehn" Fiel ihm auf. "Wie heißt du?" Er versuchte meine Hand zu nehmen, aber ich entzog sie ihm.
"Du solltest weiter gehn" Ich machte einen Schritt von ihm weg.
"Hey, warum so schüchtern?" Er folgte mir, so dass er wieder nah an mir stand.
"Lass sie in Ruhe" Hörte ich plötzlich eine bekannte Stimme. Ich drehte mich um und mir klappte der Mund auf. Mave war da.
"Sie will nichts von dir. Tu dir selbst einen Gefallen und geh" Sagte er drohend zu dem betrunkenen Mann. Der schien wirklich eingeschüchtert zu sein und haute ab. Mave sah jetzt zu mir, ich starrte ihn immer noch sprachlos an. Als müsste ich überprüfen, dass er wirklich hier war und ich ihn mir nicht nur einbildete, umarmte ich ihn. Nach einem winzigen Zögern legte er seine Arme um mich und zog mich noch näher an sich. Ich nahm seinen Geruch wahr und atmete ihn ein. Ich hatte mir nicht nur Sorgen um ihn gemacht, ich hatte ihn auch richtig vermisst, merkte ich in dem Moment.
Nachdem wir uns voneinander lösten, musterte ich ihn, ob es ihm gut ging. Er sah aus, als hätte er nie was gehabt. Ich lächelte glücklich und er lächelte zurück. Wir hatten noch kein Wort miteinander geredet, wir schienen beide ein wenig sprachlos zu sein.
"Wie gehts dir? Was ist mit deinem Rücken?" Wollte ich wissen.
"Es werden Narben werden, aber bisher ist es ganz gut verheilt" Sagte er. "Was ist mit dir? Ich dachte du darfst nicht aus dem Schloss?"
"Heute ist das erste Mal, mein Vater hat eingesehen, dass er mich nicht für immer darin einsperren kann"
"Dann lässt man dich also einmal alleine, und schon hast du die erste Gefahr am Hals" Stellte er belustigt fest und nickte zu dem betrunkenen Mann rüber, der gerade an einem Masten lehnte. Ich musste lachen.
"Danke, dass du mir geholfen hast" Sagte ich.
"Naja, er schien was von dir zu wollen, und du hast ja schließlich einen Verlobten" Maves Kiefer zuckte. Sein Blick wandte sich von mir ab und er schaute über die anderen Leute um uns herum hinweg zur Bühne, wo immer noch Musik gespielt wurde.
"Ich hab keinen Verlobten mehr" Sagte ich. Mave sah jetzt wieder zu mir, seine Stirn legte sich in Falten.
"Ich hab meinem Vater gesagt, dass ich Damien nicht heiraten kann" Erzähle ich.
"Warum?" Wollte er wissen.
"Weil...ich ihn nicht liebe. Ich wollte ihn zuerst trotzdem heiraten, doch dann hab ich gemerkt, dass wir uns einfach nicht richtig verstehen. Und das, was er Myria und Gwin angetan hat, könnte ich ihm nie verzeihen..." Erklärte ich ihm. Etwas in Maves Gesicht veränderte sich.
"Das hat dein Vater akzeptiert?" Fragte Mave nach. Ich nickte.
"Hallo" Auf einmal tauchte Mary mit dem Trinken auf. "Bist du...?" Sie schaute Mave mit großen Augen an.
"Mave" Stellte er sich vor.
"Du siehst echt genau so aus, wie Amberly es mir beschrieben hat" Sagte Mary und gab mir mein Trinken. Ich wurde rot, wusste aber gar nicht richtig warum.
"Das ist Mary, mein Dienstmädchen" Stellte ich sie Mave.
"Ich hoffe du bist nicht hier, um Amberly ein zweites Mal zu entführen" Ich wusste das Mary scherzte, auch wenn sie ziemlich ernst klang.
"Ivan und ich haben einen Auftrag in einer Stadt ganz in der Nähe. Wir haben hier für die Nacht gestoppt und reiten morgen früh weiter" Erzählte Mave. Ich musste zugeben, dass mich seine Wort trafen. Ich hatte gehofft, dass ich der Grund für den Aufenthalt hier in der Stadt war, aber anscheinend war unser Treffen doch nur Zufall.
"Wo ist Ivan?" Fragte ich.
"Er hat schon was gefunden, wo er heute Nacht schlafen kann. Hier ist ziemlich viel los und fast alles ist belegt, ich muss mir später noch was suchen" Meinte Mave.
"Okay"
Auf einmal schaute mich Mary bedeutungsvoll an. "Was?" Formte ich leise mit den Lippen als Mave nicht hersah. Mary zeigte auf mich, dann auf Mave und dann auf das Schloss, das man in der Entfernung sehen konnte. Ich verstand, was sie mir sagen wollte. Ich sah sie zweifelnd an, doch Mary guckte auffordernd.
"Ähm, Mave?" Sagte ich und er sah zu mir.
"Ja?"
"Du kannst im Schloss schlafen, wenn du willst" Schlug ich ihm vor.
Mave sah überrascht aus.
"Wirklich?" Fragte er. Ich nickte.
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Ice Princess (M.)
Fantasy"Vater! Das kannst du nicht machen!" Ich versuchte mit ihm mitzuhalten, doch mit meinen kurzen Beine kam ich mit seinen großen Schritten kaum hinterher. "Amberly, lass es gut sein" In der Stimme meines Vaters lag etwas drohendes. „Aber-" "Nein!" Me...