Kapitel 11

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Ich sah Mave ins Gesicht, er war völlig konzentriert auf seinen Gegner. Seine Lippen waren ganz leicht geöffnet, ein paar Strähnen seiner dunklen Haare hingen ihm in die Stirn und in seinen smaragdgrünen Augen spiegelte sich das Lagerfeuer.
Auf einmal traf Mave Ruvien in einer unachtsamen Sekunde am Bein. Daraufhin konnte er ihn leicht zu Boden drücken und die Spitze seines Schwert auf seiner Brust ruhen lassen.
"Okay, du hast gewonnen!" Sagte Ruvien schnell, als das Messer sich langsam in seine Kleidung bohrte. Mave nahm sein Messer zurück und steckte es in die Scheide. Er setzte sich wieder und Ruvien stand auf. Die zwei Männer, die ihn angefeuert hatten, kamen zu ihm. Ruvien sagte irgendwas zu ihnen, das ich nicht verstehen konnte, und dann liefen die drei weg, wobei sie ihm beim laufen stützen mussten. Ich fand es hätte nicht sein müssen, aber leid tat mir Ruvien auch nicht.
Bald darauf verschwanden immer mehr von Lagerfeuer, denn es war auch schon ziemlich spät. Ich unterhielt mich mit Myria, doch auch sie verabschiedete sich irgendwann. Nun waren nur noch Ivan, Artus, Mave, eine Frau namens Faye und ich da.
Mave starrte ins Feuer und schien in Gedanken zu sein, in der Hand hielt er sein Bier. Artus, Ivan und Faye unterhielten sich. Ich wollte mich mit den Händen nach hinten ins Grad abstützen, als etwas in meine Handinnenfläche drückte. Ein kleiner Stock. Ich nahm ihn und warf ihn ins Feuer.
Dabei rutschte der rechte Ärmel meines Kleides hoch und legte meine Schuppen frei. Ich schaute auf um zu gucken, ob es jemand gesehen hatte. Und tatsächlich musste genau in dem Moment Mave zu mir schauen. Zuerst guckte er auf meinen Arm runter, dann begegneten sich unsere Blicke. Ich schaute weg und zog schnell den Ärmel runter.
"Was hast du da?" Wollte Mave wissen. Warum interessierte ihn das denn auf einmal? Zögernd sah ich auf. Ich würde hier ganz sicher nicht davon erzählen, so dass es alle mitbekamen. Also antwortete ich Mave nicht, starrte stattdessen in meinen fast leeren Becher.
Im Augenwinkel sah ich, dass Mave plötzlich aufstand. Ich beobachtete ihn, wie er um Artus und Ivan lief und sich schließlich neben mich setzte. Perplex guckte ich ihn an. Was tat er da?
"Was hast du da an deinem Arm?" Wiederholte er seine Frage. Ich runzelte die Stirn und suchte in seinem Gesicht nach irgendeinem Anzeichen dafür, dass er es nicht ernst meinte. Ich fand aber keins, und seine Stimme hatte auch ehrlich interessiert geklungen. Ich zögerte trotzdem, ihm davon zu erzählen.
"Ich hab es schon gesehen, als du gebadet hast" Gab Mave zu. Ich musste daran denken, als er ins Zimmer gekommen war und ich im Waschzuber gesessen hatte.
"Es ist..." Ich stoppte. Ich guckte zu den anderen, doch die sahen nicht her. Ich krempelte meinen rechten Ärmel zurück und zeigte ihm die Schuppen auf meinem Unterarm.
"Es ist hässlich" Und ich schämte mich dafür. Also verdeckte ich sie wieder.
"Es gibt schlimmeres" Meinte Mave nur und ich sah ihn verwirrt an. Er fand es nicht hässlich und komisch? Seine Reaktion war echt die positivste die ich je dazu erhalten hatte.
"Seit wann hast du das?" Fragte Mave.
"Seit ich 7 bin...ich war damals ziemlich krank und hab nur überlebt, weil der Heiler mir ein bestimmtes Medikament gegeben hat. Er hat schon davor gesagt, dass es Nebenwirkungen haben kann..." Erzählte ich.
"Aber dann bedeuten die Schuppen doch, dass das Medikament erfolgreich war. Hättest du sie nicht, würdest du heute nicht mehr leben. Warum siehst du sie als was Schlechtes?" Meinte Mave.
"Ich weiß nicht" Sagte ich, doch eigentlich wusste ich es genau. Es lag an der Reaktion meines Vaters und Damien, dass ich mich schließlich selbst dafür schämte. Wenn ich jetzt aber über Maves Worte nachdachte, hatte er doch eigentlich Recht.
Ich wollte was trinken, doch aus meinem Becher kam nur noch ein kleiner Tropfen. Ich sah auf den leeren Boden.
"Nichts mehr zu trinken?" Fragte Artus. Er, Ivan und Faye unterhielten sich nicht mehr, sondern schauten zu Mave und mir.
"Nein, leer" Antwortete ich.
"Kannst meinen Rest haben. Ich geh jetzt sowieso rein" Meinte er und gab mir seinen Becher, der noch zu ein viertel mit Bier voll war. Ich trank, doch setzte den Becher schnell wieder ab, schluckte das Bier mit verzogenem Gesicht runter und hustete.
"Dein erstes Bier?" Mave und die anderen lachten. Ich nickte.
"Wie könnt ihr das trinken?" Fragte ich. Es schmeckte echt widerlich. Die anderen lachten wieder nur.
"So, ich geh jetzt nach drinnen" Artus stand auf.
"Ich komm auch mit" Ivan tat es ihm nach.
"Und ich geh auch mal nach Hause. Es wird Zeit" Faye erhob sich und verabschiedete sich dann von uns.
Mave und ich blieben allein am Feuer zurück. Doch das ging auch schon langsam aus. Ich beschloss ins Bett zu gehen, denn ich war immer noch erschöpft von dem stundenlangen helfen in der Krankenstation.
"Ich geh aufs Zimmer" Sagte ich zu Mave.
"Okay" Meinte der.

Ice Princess (M.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt