Adentskalender Geschichte

Türchen Nr. 10 ♥

Kapitel 10:

Eine halbe Stunde früher als sonst kam meine Schwester in mein Zimmer und weckte mich. Anstatt sie anzuschnauzen, wie ich es sonst bestimmt getan hätte, grinste ich ihr nur zu und deutete auf meinen Tisch, damit sie schon einmal alles aufbauen konnte. Dann verzog ich mich ins Badezimmer, duschte schnell und putze mir die Zähne. Nur mit einem Handtuch um den Körper und eines um die Haare kam ich in mein Zimmer zurück.

"Hast du schon was ...", doch ich wurde von Sorina unterbrochen, die mir einfach nur ein paar Klamotten in die Hand drückte.

"Los, jetzt beeil dich mal! Sonst habe ich gleich nicht mehr genügend Zeit." Und mit diesen Worten drehte sie mich um und schob mich durch die Tür hinaus. Etwas verdutzt ging ich wieder ins Badezimmer, zog mich in Windeseile um und föhnte mir anschließend noch meine Haare.

10 Minuten später saß ich auf meinem Sessel und meine Schwester pinselte mir im Gesicht herum. Zu der ersten Stufe des Planes gehörte, dass ich mich ab jetzt jeden Tag top-stylte bis unserer Plan den Höhepunkt erreicht hatte. Aber um das klarzustellen, mit top-stylen war nicht gemeint, dass ich durch die Gegend lief wie eine der Assgeier, sondern einfach, das alles gut abgestimmt und mich das Make-up ein bisschen interessanter wirken ließ.

Um Punkt viertel nach sieben klingelte mein Wecker um mir anzuzeigen, dass ich los musste.

"Fertig.", sagte Sorina genau in diesem Moment. "Du kannst dich jetzt im Spiegel betrachten."

Stolz trat sie einen Schritt zurück und fing an ihre Kosmetiksachen zusammen zu packen. Ich stand also auf und machte mich auf den Weg zum Spiegel. Als ich dann in den Spiegel schaute, musste ich wirklich zweimal hinschauen. Meine blonden Haare waren an der Seite zu einem Fischgretenzopf geflochten. Meine blauen Augen waren mit einem behutsam dünn aufgetragenen Eyeliner versehen, der meine Augen noch größer wirken ließ. Meine Wangenknochen wurden mit Bronzen Puder hervorgehoben und als mein Blick dann auf meine Klamotten fiel, stockte mir der Atem bei dieser Kombination. Ich trug eine dicke schwarze Strumpfhose und dazu einen kurzen enganliegenden Rock, dazu hatte ich eine rot-braune Bluse an, die lässig in den Rock gestopft war. Hätte man dieses Outfit anders angehabt oder in einer anderen Kombination getragen, würde es an den meisten Mädchen ziemlich streberhaft und altbacken aussehen. Aber komischerweise sah es gerade in dieser Kombination extrem geil aus. Meine Schwester hatte ganze Arbeit geleistet, wenn ich jeden Tag so aussah, konnte unser Plan nur gut gehen.

"Hier, zieh die noch dazu an.", sagte sie und drückte mir ein Paar schwarze Doc Martens in die Hand. Freudestrahlend nahm ich ihre sogenannten Babys in die Hand und machte mich mit meiner braunen Lederhandtasche auf den Weg zur Schule.

Genau mit dem Klingeln betrat ich den Biologieraum und zog damit die Aufmerksamkeit des ganzen Kurses auf mich. Na toll, das war ja genau so wie ich es wollte... Die Röte stieg mir ins Gesicht und ich guckte mich schnell nach Alyson um. Wo hatte sie sich denn hingesetzt? Als mein Blick durch den Kurs huschte, blieb ich als erstes an Jasmines giftigen Blick hängen. Mit diesem Blick hätte sie jemanden töten können. Sie riss den Kopf zu jemandem neben ihr und mein Blick wanderte zu den braunen Augen, die mir seit Montag ziemlich bekannt vorkamen. Leandro. Er schaute mich unverwandt an, selbst nachdem Jasmine ihn auf den Arm schlug um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Schnell ging ich einfach nach links, in die entgegengesetzte Richtung und ich hatte Glück. Drei Stühle weiter saß Alyson und hatte einen freien Stuhl neben sich. Sie zwinkerte mir zu und flüsterte als ich mich neben sie gesetzt hatte: "Phase 2: Die Aufmerksamkeit des Opfers erregen hat gut geklappt. Die erste Phase schien ja auch gut geklappt zu haben, deine Schwester ist ja ein richtiges Künstlertalent. Jetzt brauchen wir nur noch eins um Phase 3 einzuläuten.", grinsend schaute sie mich an. "Und ich hab da schon jemanden im Visier."