Adentskalender Geschichte

Türchen Nr. 19 ♥

Kapitel 19:

*Sorinas Sicht*

Seit zwei Wochen ging das nun jetzt schon. Wie ein Roboter oder Zombie stand Louisa morgens auf, ging zur Schule, kam wieder nach Hause und legte sich dann wieder ins Bett. Nach drei Tagen war Alyson bei mir angekommen und hatte mir alles erzählt. Soweit ich das verstanden hatte, machte sie seit dieser Zeit keine Hausaufgaben, noch beteiligte sie sich am Unterricht. Was auch immer mit ihr los war, es musste an Alysons Ausbildungstag passiert sein. Ein Tag vorher war sie ein freudestrahlendes Mädchen gewesen, während sie nur zwei Tage darauf ohne jede Emotion zeigend durch die Gegend rannte.

Selbst vor mir verschanzte sie sich und dabei hatte sie bis jetzt bei jedem Problem mit mir gesprochen. So weit ich wusste, hatte sie mir bis jetzt alles anvertraut und ich musste heraus finden was los war.

Bevor ich es mir wieder anders überlegte, machte ich mich auf den Weg zu ihrem Zimmer. Ohne anzuklopfen ging ich hinein und wie ich es mir gedacht hatte, sie lag auf ihrem Bett und starrte ausdruckslos an die Decke. Da ich schon zwei Mal versuchte hatte in der gleichen Situation mir ihr zu reden, wusste ich, dass es nichts brachte sie anzusprechen. Also setzte ich mich einfach auf ihren Schreibtischstuhl und starrte sie an während sie weiter die Decke anstarrte.

Es verging eine Ewigkeit, bis sie sich aufsetzte und mich mit funkelnden Augen anstarrte. "Was?", fragte sie mit nicht gerade der nettesten Stimmung.

Trotzdem musste ich lächeln. Seit knapp zwei Wochen war dieses Funkeln in den Augen die einzige Gefühlsregung von ihr, die zu Gesicht bekommen hatte.

"Hey, du sprichst ja.", sagte ich und tat überrascht woraufhin sich Louisas Mine noch stärker verfinsterte. "Ich hab's grad nicht so mit Scherzen.", sagte sie ruhig, konnte aber das leichte Zittern in ihrer Stimme nicht verstecken.

Schnell ging ich auf sie zu und schloss sie in den Arm. "Was ist wirklich los, Louisa? Erzähl es mir."

Zwar weigerte sich Louisa die erste Zeit noch und stritt ab das etwas los sei. Doch in Wirklichkeit hatte ich ihre Distanziertheit schon gebrochen und es dauerte keine halbe Stunde bis sie mir alles erzählt hatte.

Sie lag in meinen Armen und wir hatten ihre Stereoanlage aufgedreht. Ich hatte zwischendurch Schokolade geholt und nun futterten wir zusammen die Schokolade in uns hinein. Nachdem sie mir alles von Tom und Leandro erzählt hatte, begann auch ich ihr alles mit Jayden anzuvertrauen und nachdem wir uns erst ausgeheult und danach fürchterlich aufgeregt hatten, war jetzt wieder alles gut. Zumindest für diesen Augenblick der Zweisamkeit.

"Weißt du Louisa, ich glaube Tom hat dich angelogen.", sagte ich zwischen zwei Bissen Nugatschokolade. "Alyson hat er da was ganz anderes erzählt."

Sofort stoppte Louisa mitzusingen und starrte mich mit offenem Mund an. Dann räusperte sie sich und fragte ganz unauffällig: "Ähm .. was hat er Alyson denn gesagt?"

"Ach.", sagte ich und tat genau so unschuldig wie sie. "Ich weiß es gar nicht mehr so genau..."

Louisa sprang mich schon fast an und griff meinen Arm. "Los spuck es schon aus.", sagte sie und schaute mich dabei aufgeregt an. "Was zur Hölle hat er gesagt?"

Erst einmal hatte ich einen Lachkrampf, aber als ich Louisas ernstes Gesicht sah, wurde auch ich wieder schnell ernst.

"Er schien nach ihrer Erzählung ganz andere Gründe zu haben um bei dem Plan mitzumachen. Aber um ehrlich zu sein, habe ich versprochen dir nichts zu sagen. Du musst ihn also schon selber fragen."

"Aber wie soll ich das Bitte machen?", fragte sie mich und schaute mich etwas unschlüssig an. "Das letzte Mal als ich ihn das gefragt habe, kam diese ... diese Antwort. Wieso sollte er also dieses Mal etwas anderes sagen?"

"Weil er es auch letztes Mal nicht so meinte. Ich kenne seine Beweggründe und ich denke, er war einfach noch nicht soweit, dass er dir das sagen konnte."

"Ach.", sagte Louisa und sah mich skeptisch an. "Aber jetzt sollte er dafür bereit sein oder was? Weißt du wie er mich fertig gemacht hat und das nur wegen diesem Scheiß Plan."

Kurz schwieg Louisa, dann redete sie seufzend weiter. "Du, Sorina. Ich glaube ich will Leandro gar nicht haben. Er ist so ein ... ein Player und ich will den Richtigen finden und nicht so einen Arsch wie ihn!"

Nun sah auch ich sie schweigend an und setzte dann ein ernstgemeintes Lächeln auf. "Glaub mir, er wird dafür bereit sein. Und dieser ganzer Plan ... Von meiner Seite war es nicht so gemeint, dass du durch diesen Plan Leandro als Freund kriegst. Eigentlich war er auch für was ganz andere... Nein, das musst du selber erfahren. Frag Tom, er weiß was hier alles abgeht. Zumindest war dieser Plan nicht dafür gedacht, dass du etwas mit Leandro anfängst, sondern da du ihm zeigst, dass du nicht eines dieser Mädchen bist die er haben kann. Und meiner Meinung hast du das geschafft. Du, ich muss jetzt los.", sagte ich und obwohl Louisa mir kreischend hinterher lief und mich die ganze zeit fragte was ich damit meinte, steig ich in mein Auto und schrieb Alyson und Tom schnell eine SMS.

Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, es konnte weiter gehen.