Türchen Nr. 6 ♥ Nikolaus ♥

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Extra für diesen Tag ein etwas längeres Türchen :)

Ungeduldig schaute ich auf die Wand an der Uhr. Immer noch 20 Minuten. Es fühlte sich an als wäre eine Ewigkeit vergangen, aber es waren gerade mal zwei Minuten. Wie sollte ich das denn noch aushalten?

Ich bekam einen Zettel von Lea. "Was ist denn los mit dir? Bist du etwa nervös?" Lust ihr schriftlich zu antworten hatte ich nicht, also drehte ich mich kurz um und guckte auf die rechte Seite des Raumes wo Lea saß. Sofort bemerkte sie meinen Blick und sah mich fragend an. Daraufhin nickte ich nur, drehte mich wieder zur Tafel und passte die restliche Biologiestunde auf.

Als es denn endlich klingelte, war ich so verdammt aufgeregt, dass ich am ganzen Körper zitterte. Schnell packte ich mein Handy in die Hosentasche, zog mir meine Jacke über, ließ sie aber offen. Dann machte ich mich zügig auf den Weg zum Volleyballplatz. Den ganzen Weg über zitterte ich und auch wenn ich meinem Körper befahl endlich aufzuhören, zitterte ich nur noch heftiger. Es wäre unnötig gewesen mit einzureden, dass mir kalt war. Nein, ich wusste das ich mega aufgeregt und dazu auch noch nervös war. Als ich am Volleyballplatz ankam, war er noch nicht da. Ich lehnte mich also an die Gitterstäbe und holte mein Handy heraus. Auch wenn ich eigentlich nichts zu tun hatte, scrollte ich durch meine Neuigkeiten bei Facebook. Wie würde das denn bitte aussehen, wenn ich hier nur so stehen würde und auf Leandro wartete. Ich musste ja nicht unbedingt so wirken als hätte ich es nötig mich mit ihm zu treffen.

Als ich auf meine Uhr schaute, waren schon drei Minuten vergangen. Hatte er es wirklich Ernst gemeint, oder hatte er mich nur hier her bestellt um sich dann heimlich über mich lustig zu machen und in Wirklichkeit gar nicht zu kommen?

Zwar würde ich ihm das nicht zutrauen, aber wie gut kannte ich ihn denn schon? Gar nicht, richtig...

Ein weiterer Gedanke kam mir: Was wenn diese Nachricht gar nicht von ihm war, sondern von Jasmine oder sonst wem, der sich jetzt heimlich ins Fäustchen lacht?

"Hay Lou.", hörte ich eine vertraute, leicht raue Stimme dich hinter mir. Etwas überrascht drehte ich mich um. Seine warmen braunen Augen strahlten von oben auf mich herab. Mir war vorher gar nicht aufgefallen, dass er so viel größer war als ich.

"Hay, Leandro.", sagte ich leise. Okay, das war komisch. Er hatte mit einer normalen Lautstärke gesprochen und ich flüsterte hier vor mich hin und guckte ihm verträumt in die Augen. Aber irgendwie wollte ich auch laute Geräusche vermeiden. Komischerweise kam es mir so vor, als würden so welche Geräusche die Stimmung kaputt machen. Als hätte er meine Gedanken gelesen, lächelte er mich an und zwar nicht mit seinem typischen Halb - Lächeln, sondern richtig.

"Ich kenne niemanden der mich Lou nennt.", sagte ich um das Schweigen zu brechen. Damit erzielte ich, dass er einen Schritt zurücktrat, dabei wollte ich das doch gar nicht!

Etwas erschrocken sah er mich an. "Ich kann dich auch gerne anders nennen, wenn dir mein Spitzname für dich nicht gefällt."

Okay das war jetzt nicht mein Ziel gewesen. Gut gemacht Louisa!

Sofort hob ich abwehrend die Hände. "Nein, nein! Gar nicht! Es ist schön mal ein bisschen Abwechslung zu bekommen."

Ein kleines Schmunzeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Sehe ich auch so. Es sollte sich nach einer gewissen Zeit immer etwas verändern, sonst wird das Leben langweilig.", sagte er und kam wieder einen Schritt auf mich zu.

Etwas erstaunt sah ich zu ihm auf. Hatte er damit etwa angedeutet, dass sein Leben auch langweilig war? Wie sollte denn das Leben von jemanden wie ihm langweilig sein. Klar, mein Leben war schon manchmal langweilig und auch, wenn es nicht so häufig Veränderungen in meinem Leben gab, mochte ich es. Aber Leandros Leben? Musste das nicht voller Höhepunkte sein, einer nach dem anderen? Natürlich war er auch nur ein Mensch, aber beim besten Willen konnte ich mir sein Leben nicht langweilig vorstellen und das zeigte schon sein Aussehen. Er sah aufregend aus mit seinem Style, der sich von den anderen Jungs unserer Klassenstufe so unterschied. Das Gleiche konnte ich nicht gerade von mir behaupten. Ich wagte es zwar mich hübsch zu nennen mit meinen langen blonden Haaren und blauen Augen, aber so richtig außergewöhnlich war ich jetzt nicht.

"Meinst du damit, dass dich dein Leben manchmal nervt?", fragte ich ihn einfach direkt. Er näherte sich meinem Gesicht und umschloss meine Wange mit seiner eiskalten Hand. Ein Schauder lief mir über die Haut.

"Ja.", flüsterte er leise. "Und das muss geändert werden."

Wieder näherte er sich meinem Gesicht weiter und grinste mich dabei die ganze Zeit an. Mit großen Augen betrachtete ich ihn. Was zur Hölle tat er da?! Wollte er mich etwa küssen.

Kurz bevor ganz nah an meinem Gesicht dran war, hörte ich eine vertraute, zickige Stimme. "Leandro, was tust du denn mit dieser Looserin?"

Jasmine.

Immer noch betrachtete ich mit Leandro mit großen Augen. Er kniff genervt -  oder war es eher enttäuscht -  die Augen zusammen und atmete einmal tief durch. Dann ließ er mich los und drehte sich mit seinem Halb - Lächeln zu Jasmine um.

"Ich habe ihr nur etwas klar gemacht.", sagte er ohne jede Emotion in der Stimme. Jasmine grinste mich einmal fies an und stolzierte dann auf Leandro zu, legte den Arm um seine Taille und stellte sich auf ihre Zehenspitzen um ihn zu küssen. Ungläubig starrte ich die beiden an und als Leandro dann auch noch den Kuss erwiderte, zerrte etwas in meinem Bauch. Ich drehte mich um und ging ins Schulgebäude.

War ich wirklich so blöd gewesen und hatte mir etwas erhofft? Das er sich in zwei Tagen ohne Kontakt zu mir sich in mich verliebt hat? Dümmer ging's wirklich nicht mehr.

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