Türchen Nr. 21 ♥

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Kapitel 21:

Auch wenn ich geahnt hatte, dass es auf so etwas hinaus laufen würde, überrumpelte mich es ein bisschen. Als erstes hatte ich das Bedürfnis mich gerade aufzurichten, ihn mit bösen Augen anzufunkeln und "Mit dir ganz bestimmt nicht" zu fauchen, aber dann besann ich mich wieder. Was hatte Sorina gestern noch mal gesagt? Es sei alles anders, als ich es dachte?

Wenn ich wirklich wissen wollte, was wirklich los war und was Sorina mit ihren "Beinahe-Versprechern" meinte, musste ich mit Tom reden. Egal wie sehr ich mich da gegen sträubte, es musste sein und tief in mir, hatte ich sogar das Bedürfnis wenigstens in seiner Nähe zu sein.

"Na gut.", sagte ich seufzend. Ein kleines Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, dann drehte er sich um, machte mir eine Geste das ich ihm folgen sollte und ging aus dem Klassenraum.

Ich fühlte mich ein bisschen wie ein Hündchen, so wie ich ihm ein paar Gänge hinter her trottete, bis wir im Infozentrum angekommen waren und er mich zu einer Ecke mit einem Tisch und ein paar Stühlen führte.

Ohne ein Wort zu sagen, machte er eine einladende Handbewegung und ich ließ mich auf einem Stuhl nieder.

Vielleicht hatte ich erwartet, dass er sich mir gegenüber setzten würde, aber er tat es nicht. Er lehnte sich einfach ganz locker an den Tisch und schaute auf mich hinab. Schnell wand ich den Blick ab.

Also, das gefiel mir nun überhaupt nicht. Diese Position in der ich saß, ließ ihn irgendwie mächtiger wirken, als hätte er alles in der Hand und mich klein. Genau das wollte ich nicht. Es sollte andersherum sein. Er sollte in der erniedrigenden Position sein, während ich größer war als er und etwas unerreichbares ausstrahlte. Zumindest hatte ich mir es so immer vorgestellt, wenn ich über ein mögliches Gespräch nachgedacht hatte.

Kurzerhand stand ich auf, ging ein paar Meter weit und lehnte mich an eine Wand. Die Arme verkreuzte ich vor der Brust. Ich wollte möglichst abweisend ihm gegenüber wirken. Und desinteressiert. Wie erbärmlich würde ich denn auch bitte herüberkommen, wenn er mich erst fertig macht, ich 2 Wochen lang in der miesesten Stimmung überhaupt bin und dann, wenn er mit mir redet, ich in seine Arme springe?!

Bei dem Gedanken daran, verdüsterte sich mein Gesicht ein bisschen und ich fragte mit kühler Stimme: "Was willst du?"

Jetzt war sein Gesicht ziemlich angespannt und ich sah wie er einen Schritt auf mich zukommen wollte, dann aber zögerte und sich dann entschied sich hinzusetzten.

"Ich weiß ... also ... ich war vor ziemlich fies zu dir.", sagte er stotternd.

"Kannst du wohl sagen.", schnauzte ich etwas gekränkt zurück.

Er sah mich an und irgendwas in seinem Blick veränderte sich. Er sprang wieder auf und kam auf mich zu.

Einen Meter vor mir kam er zum stehen und sah mich bittend an. "Louisa, es tut mir leid was ich damals gesagt habe. Es .. es war nicht so gemeint."

Einen kurzen Moment blickte ich ihn nur verwundert an. Okay, mit so einer schnellen Entschuldigung hatte ich nicht gerechnet, aber auch wenn die Entschuldigung eigentlich das war, was ich erreicht haben wollte und es nun hatte, ermahnte ich mich trotzdem hart zu bleiben.

"Ach.", sagte ich und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. "Wie war es denn gemeint?"

Nervös fuhr er sich mit seiner Hand durch die Haare und schaute kurz in eine andere Richtung, bevor seine blauen Augen wieder direkt auf mich gerichtet waren.

"Anders eben ..."

Das war ja jetzt wirklich eine sehr ausführliche Antwort. Ich seufzte und sah ihn direkt an. "Wenn du mir nicht einmal das erklären kannst, kann ich deine Entschuldigung wohl nicht ernst nehmen."

"Das ist alles.", sagte er und machte eine kurze Pause. "Viel schwerer zu erklären."

Interessiert sah ich ihn an. Also, dass fing ja langsam an echt spannend zu werden. Mein Herz, das wohl schon die ganze Zeit etwas schneller schlug, ich es aber nicht bemerkt hatte, schlug jetzt noch etwas schneller.

Auch ich wurde nervös und fing an meine Fingernägel in die Handfläche zu bohren.

"Versuch es doch einfach.", flüsterte ich, denn es bedurfte nicht an lauten Worten um sich zu verständigen.

Für mich sah es erst so aus, als würde er gleich abblocken, aber nachdem er mich eine geraume Zeit einfach nur angeguckt hatte. "Na gut.", sagte er und gab mir nach.

Innerlich freute ich mich. Er würde mir gleich erzählen, was der Scheiß hier eigentlich alles sollte und endlich würde es mir auch ein bisschen Klarheit verschaffen. Diese ganze Sache mit Leandro und Tom ging gerade mal drei Wochen und doch hatte sich für mich etwas verändert. Was genau, konnte ich nicht richtig beschreiben, aber es fühlte sich an, als hätte ich einen größeren Schritt zum Erwachsenwerden getan.

"Los erzähl schon.", sagte ich wahrscheinlich etwas zu enthusiastisch, als mir auffiel, dass ich in meine Gedanken versunken war und Tom mir immer noch nicht genaueres erzählt hatte.

Vielleicht war es die falsche Hoffnung, aber nach alles was Sorina gestern verzapft hatte, kam trotzdem die Hoffnung wieder, dass Tom vielleicht doch mehr für mich empfand als er gesagt hatte.

"Ich ... ich denke ich erzähle dir lieber alles von Anfang an."

Als Antwort, auch wenn er keinen erwartete, nickte ich nur stumm und setzte mich dann auf einen Stuhl um es bequemer zu haben beim zuhören.

"Kannst du dich noch an den Tag erinnern, an dem du im Krankenzimmer zusammen mit Alyson warst und ich euch geholt habe? Nachdem du schon vorgegangen warst, haben Alyson und ich uns noch kurz unterhalten und etwas angefreundet. Zumindest haben wir in den nächsten Pausen ziemlich viel Zeit miteinander verbracht und uns seitdem angefreundet. Irgendwann hat sie mir dann von eurem Plan erzählt und mich gefragt, ob ich dein Date spielen wollte, denn sie wusste ja, dass ich in dich ... ähm, sie wusste zumindest, dass ich mitmachen würde und deshalb habe ich auch mitgemacht. Alyson hat mir zwar erzählt, dass ihr mit dem Plan verfolgt Leandro zu zeigen, dass er dich nicht wie jedes Mädchen haben kann, aber erst als ich gesehen habe wie du ihn in der Stadt angesehen hast, ist mir bewusst geworden, dass du wirklich was für ihn empfindest. Leandro und ich waren gute Freunde, musst du wissen, bevor er mit diesem ganzen Player-Scheiß angefangen hat. Ab da sind unsere Wege auseinander gegangen. Ich hab schon oft gesehen, wie die Nettesten und Freundlichsten Mädchen ihm auf den Leim gegangen sind und er sie nur ein paar Tage später weggeworfen hat wie ein gebrauchtes Taschentuch. Du und ich, wir kennen uns seit dem Kindergarten und ich hatte gedacht, dass du nicht zu diesen Mädchen gehörst, die so leicht auf jemanden wie Leandro hineinfallen. Deshalb bin ich vor zwei Wochen auch so ausgetickt und es tut mir wirklich leid, das musst du mir glauben. Natürlich sind wir Freunde."

Ungläubig starrte ich ihn an. Ich war sprachlos, wirklich sprachlos. Seine blauen Augen schauten mich die ganze Zeit entschuldigend an und noch etwas lag in seinem Blick. Aber es schien verborgen zu sein und ich konnte es nicht richtig deuten.

"Entschuldigung angenommen?", fragte Leandro mich.

"Ja.", sagte ich leise und ging noch einmal durch was er alles gesagt hatte.

"Woher wusste Alyson, dass du mitmachen würdest?", fragte ich ihn dann doch. Die ganze Zeit hatte mich das schon interessiert seitdem er es gesagt hatte. Nervös und aufgeregt auf die Antwort kaute ich auf meiner Unterlippe herum.

Augenblicklich nachdem ich die Frage gestellt hatte, wendete er den Blick ab und blickte auf seine Hände. Nach einer halben Ewigkeit, so erschien es mir, drehte er sich wieder um und guckte mich an.

"Sie weiß, dass ich etwas für dich empfinde.", sagte er und schaute sich dann auf dem menschenleeren Flur um. "Ich glaube wir sollten reingehen, sonst fängt der Höllenhund an wieder rumzuschreien."

Benebelt von seiner Antwort, die ich zwar gehört, aber noch nicht richtig verstanden hatte, nickte ich nur und nahm seine Hand, die er mir entgegenstreckte.

Wie schon bei unserem "Fake-Date" verschränkten sich unsere Finger wie von selbst miteinander und erst jetzt fiel mir auf, wie perfekt sie doch zusammen passten.

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