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M A N I A C
L O V E
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[Arsch]

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"Ich finde den soooo heiß. Schau dir doch mal seine Augen an. Oh Gott ich glaube ich sterbe..." , quietscht Lynn und kollabiert innerlich wahrscheinlich gerade.

Wir sitzen im Flugzeug und wenn wir dann endlich irgendwann auch mal abheben würden, werde ich in genau elf Stunden auf amerikanischen Boden stehen. Bis dahin werde ich mir wohl oder übel Lynns Schwärmerei über Channing Tatum, Taylor Lautner, Niall Horan und sonst noch wen anhören müssen. Mit erschrecken muss ich feststellen, dass sie dabei tatsächlich anfängt zu sabbern.

Da dies ein Nachtflug ist, habe ich immer noch Hoffnung, dass eventuell eine Stewardess ihr das Klatschmagazin vor dem Start entzieht, mit der Begründung die anderen Gäste nicht zu stören oder so.

"Alles klar. Ich werde deinem Göttergatten dann ausrichten, dass er für deinen Tod verantwortlich ist. Der wird sich sicherlich geschmeichelt fühlen. Außerdem werde ich höchstpersönlich dafür sorgen, dass auf deinem Grabstein sowas wie 'Geliebte Lynnie verstarb an unüberwindbarer Geilheit' steht"

Bevor ich noch irgendwas weiteres sagen kann, stoppt sie mich, indem sie mir ihren Ellbogen in die Rippen rammt. Ich schwöre dieses Mädchen sollte auf jeden Fall mal mit zum Boxen kommen mit ihrem ernstzunehmenden Problem für körperliche Gewalt. Sie wäre bestimmt gut.

Ein Lachen können wir uns letztendlich jedoch nicht verkneifen.

"Keine Witze über meinen zukünftigen Ehemann. Du kannst mich auch gerne Lynn Mendes nennen."

"War es nicht gerade noch Lynn Dallas? Und nein werde ich ganz sicher nicht. Wie klingt denn das? Total bescheuert. Ich mein hässlich  sieht er ja nicht aus, aber..."

"Ey Finger weg von meinem Mann. Meins."
Ich muss lachen. Oh Mann Lynn.

"Lynn, mal davon abgesehen, dass du dezent besitzergreifend bist, muss ich dir leider mitteilen, dass dein imaginärer Ehemann noch nichts von seinem Glück weiß."

"Bei der Hochzeit bist du ausgeladen."

Oh je das Mädchen ist eindeutig gestört.

"Waaaas? Ich darf nichtmal Blumenmädchen spielen?", frage ich gespielt empört.

"Nope. Das hast du nun davon. Selber Schuld."

Während sie energisch weiterblättert, fallen ihre wilden dunkelbraunen Locken über ihre Schulter, die identisch mit dem Haar von ihrem Bruder sind. Sie lebt eindeutig in ihrer eigenen Welt und sieht alles durch eine rosarote Brille, aber ich denke genau wegen unseren gegensätzlichen Arten verstehen wir uns so gut. Sie träumt von ihrem Traummann mit weißer Hochzeit und zehn Kindern, während ich noch nichtmal eine Beziehung mit einem Stein führen könnte. Sie bezeichnet mich gerne als beziehungsbehindert. Liebe gibt es nicht, sage ich ihr dann immer. Bei meinem ersten Mal war ich betrunken und sechzehn. Als ich ihr das erzählte war sie völlig empört und schweifte dann damit ab, wie magisch sie sich ihr erstes Mal austräumt. Mit Kerzen bis zu Rosenblättern war alles dabei. Ab dem Moment war ich dann diejenige, die empört war und wünschte ihr außerdem viel Spaß einen solchen Typen im 21. Jahrhundert zu finden.

"Du wirst schon sehen, wenn ich dann glücklich mit meinem Traummann und meinem Hund und Kindern im Park spazieren gehe.", meint Lynn beiläufig, als sie träumerisch die Seiten der Klatschzeitung umblättert.

"Das ist doch total spießig.", gebe ich ihr daraufhin zurück, während ich in meiner Tasche nach meinen Kopfhörern krame. Nope, Ordnung ist eindeutig nicht mein Ding.

"Wenigstens werde ich nicht alleine sterben."

"Wenigstens bin ich keine 18 und noch Jungfrau."

Sie erötet auf meinen Konter und der Fakt, dass sich nun mehrere Fluggäste zu uns umgedrehten, die entweder genervt oder schmunzelnd auf unsere Konversation reagieren, half ihren nun tomatenroten Teint nicht exakt weiter. Ob es daran lag, dass es ihr peinlich ist oder ob sie wütend auf mich war, dass ich so etwas einfach so ausplaudere, weiß ich nicht. Ein daraufhin gefolgter Schmerz auf meinem Hinterkopf, klärt meine innerlich gestellte Frage jedoch in Kürze: Definitiv sauer.

"Ich werde mich wenigstens daran erinnern können, weil ich nicht betrunken sein werde." , redet sie weiter.

"Woher willst du das wissen? Ich meine wir sind auf dem Weg nach Las Vegas, Schätzchen. Ich wette, dass du nicht als Jungfer wieder zurückkehren wirst."

Gerade will sie zum protestieren ansetzen, als sich neben uns jemand räuspert. Ich schaue neben mir hoch, um einem Jungen bzw. Mann in unserem Alter in die Augen zu sehen, der im Gang bei unserer Sitzreihe steht. Vielleicht ist er auch etwas älter. Er hat immerhin einen Dreitagebart, der nebenbei bemerkt ziemlich gut an ihm aussieht, was man von Jay oder anderen Jungs in unserem Alter nicht behaupten kann.

Weil er aber nichts sagt, widme ich mich wieder Lynn zu, die den Typ mit schwärmenden Augen ansah und ihn innerlich wahrscheinlich schon vergöttert. Herr Gott im Himmel.
Ein erneutes Räuspern lässt mich wieder genervt zu ihm hochblicken. Nicht nur Lynn sondern auch die Stewardessen gaffen ihn verträumt an.

"Sorry, Halsschmerztabletten habe ich leider nicht dabei, aber ich bin mir sicher, dass eine der netten Stewardessen dir eine geben kann.", teile ich dem Typ ironisch mit. Er rollt nur mit den Augen und hält mir dann seine Boardkarte unter die Nase. Ich ziehe fragend eine Augenbraue hoch.

"Deine süße Freundin sitzt auf meinem Platz.", dabei zwinkert er Lynn verführerisch zu. Sie atmet neben mir mehr oder weniger offensichtlich aus, da sie innerlich mutmaßlichen gerade dahinschmilzt. Verdammt. Ich hatte gehofft der Platz neben mir würde freibleiben, da wir eh schon spät dran waren und es nicht so aussah, dass noch jemand kommen würde.

"Wir hatten uns überlegt, dass ihr vielleicht Plätze tauschen könntet."

Dabei zwinkerte ich übertrieben. Der Bling-Bling-Effekt hatte mir in der Schule schon das ein oder andere Mal einen Punkt rausgeholt. Den Typen schien es allerdings kalt zu lassen, denn seine Gestik und Mimik veränderte sich um keinen Millimeter.

"Oh wirklich? Habt ihr das?"

Was soll man denn darauf antworten?

"Ja?" Es war mehr eine Frage als eine sichere Antwort.

"Und ich hatte mir überlegt, dass deine Freundin sich jetzt auf ihren rechtmäßigen Platz setzt.", gibt er daraufhin kalt zurück.

Nachdem sich Lynn auf ihren richtigen Platz niedergelassen hat und er sich neben mir eingenistet hatte, führten die Stewardessen noch die Sicherheitshinweisungen durch, bevor es dann endlich losging.

Ich betrachte den Typ zu meiner Rechten genauer und musste zugeben, dass er nicht schlecht aussah, sondern sogar ziemlich heiß. Kein Wunder, dass ihn vorhin die Hälfte der weiblichen Passagiere angestarrt haben, als sei er eine Tafel Schokolade, die nicht fett machen würde. Ich würde einen Monat auf Nutella verzichten und darauf wetten, dass der Kerl ein Sixpack hat. Sein makelloses Erscheinen ändert trotzdem nichts daran, dass er ein Arsch ist. Ob er jetzt hier neben mir oder einen anderen wildfremden Person sitzt, macht da doch keinen Unterschied. Von außen huii und von innen pfuii, trifft auf ihn wahrscheinlich ganz gut zu.

"Arsch" , sage ich ohne ihn dabei anzusehen und setzte mir dann die Kopfhörer auf.

Das wird ein schecklicher Flug.

Allein schon deshalb, weil wir in meinen Geburtstag 'hineinfliegen' und die Tatsache, dass ich nun auch noch neben diesen Idiot sitzen muss, macht das ganze nicht besser!

Maniac LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt