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M A N I A C
L O V E
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[Das Ende einer Ära.]

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Volljährigkeit.

Volljährigkeit bedeutet, dass man offiziel erwachsen ist und kein eingeschränktes Recht mehr hat.

Die meisten ziehen von zu Hause aus und wagen den ersten, alleinigen Schritt ins selbständige Leben.

Man blickt ein letztes Mal über die Schulter, nur um eine dauerweinende Mutter und ein sie in den Armen haltenden Vater zu sehen, bevor man in das Auto mit frischgebackenem Führerschein steigt und ein letztes Mal zum Abschied winkt.

Das bleibt mir glücklicherweise erspart und das Heim ist auch nicht wirklich mein zu Hause.

Außer das Geheimversteck auf dem Dachboden, in welchem ich oft Nächte heimlich verbracht habe und das kleine, dreijährige Mädchen mit den roten Locken und dem zuckersüßen Namen Estelle, das mir so ans Herz gewachsen ist, werde ich hier nichts vermissen.

Wer mich fragen würde, was ich jetzt mit meinem Leben anstellen will, würde ich mit einem Schulterzucken antworten. Ich habe absolut keinen Plan. Ich wollte meinen 'Eltern' immer beweisen, dass sie etwas verpassen und vorallem, dass ich auch ohne sie problemlos auskomme. Ich brauche sie nicht. Ich habe mich in der Schule immer angestrengt, was mein guter Abschlussdurchschnitt zeigt. Meine Motivation war Wut. Mein Ziel war es immer meinen sogenannten 'Eltern' zu zeigen, dass ich auch ohne sie erfolgreich sein kann. Die Ironie dabei ist, dass sie davon niemals etwas mitbekommen werden.

Hass. Die einzige Emotion, die ich für diese beiden Menschen übrig habe ist Hass. Ich kenne nicht einmal ihre Namen. Ich weiß auch nicht, ob das eine gute oder eine schlechte Sache ist. Wahrscheinlich aber eher eine Gute, da ich somit nicht unnötige Gedanken an sie verschwenden muss.

Als Kind habe ich das nie verstanden. Bis zu meinem sechsten Lebensjahr dachte ich, dass ich vollkommen normal aufwachse. In der Grundschule jedoch merkte ich recht schnell, dass es doch nicht so normal war. Ich beobachtete andere Kinder, wie ihre Eltern sie abgeholt haben und dann gemeinsam in den Park gegangen sind, um Eis zu essen.

Ich wurde skeptisch und fragte die Erzieher bestimmt jeden Tag, wo denn meine Eltern seien. Antworten habe ich nie bekommen, bis zu dem Tag an dem ich 16 geworden bin. Man gab mir damals eine Art Protokoll, in dem mein Lebenslauf strukturiert und detailliert aufgezeichnet war. Nicht besonders spannend und besonders schlauer war ich danach auch nicht, da darin kein Wort über meine Eltern verloren wurde. In Kurzfassung: Als ich drei Monate alt war, gaben sie mich in dieses Heim und seitdem lebe ich hier.

Verflucht habe ich meine Eltern seit diesen Tag.
Verflucht dafür, dass sie nicht für mich da waren.
Verflucht dafür, mich als Kind ungeliebt gefühlt zu lassen.
Verflucht dafür, dass mich die Kinder in der Schule immer ausgelacht haben und mich wie eine Außerirdische behandelt haben und verflucht dafür, dass ich sie bis zu diesen Tag auch noch in Schutz genommen hatte. Ich dachte immer sie seien vielleicht Tod, aber hinterher wusste ich es besser, da sie mich vielmehr nicht wollten.

Einen großen Unterschied macht das wahrscheinlich nicht. Man könnte sagen, dass dieser Tag mich zu dem geprägt hat, wer ich heute bin. Aus dem Loch, in das ich damals gefallen bin, bin ich bis heute nicht rausgekommen. Naja...wie auch immer.

Tadaa. Meine Lebensstory. Herzergreifend, nicht wahr?

Ein sarkastischen Lachen verlässt meine Lippen.

Wie dem auch sei.
Ich habe nie über meinen Abschluss hinaus nachgedacht. Die Frage 'Was nun?' ist also völlig berechtigt.

Wahrscheinlich werde ich mit meinem gesparten Geld erstmal irgendwo Urlaub machen. So wie ich Jayden kenne hat er aber betimmt schon irgendwas geplant.

Maniac LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt