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M A N I A C
L O V E
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[Was zur Hölle]

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"Bitte Jayyy"

Ich gehe die letzten, überdachten Stufen aus der Universität, während ich Jay am Telefon schon seit gefühlten Stunden zu überzeugen versuche, mich abzuholen. Mittlerweile bettel und nörgel ich allerdings nur noch, weil mir die Argumente ausgegangen sind.

"Jo, du hast zwei gesunde Beine und der Regen ist gar nicht so stark. Übertreib doch nicht immer so."

Mit ausdrucksloser Miene blicke ich auf das Bild, was sich mir vor meinen Augen bietet.

Übertreibung meinen Arsch.

Es schüttet.

Es schüttet in Strömen und Jay sitzt zu Hause im Warmen, wahrscheinlich vor dem Fernseher und schaut seine Louis de Fúnes Filme an. Dort ist er im Übrigen schon den gesamten Tag, da der Professor seiner heutigen Vorlesungen krank. Trotz alle dem kann der Herr sich nicht dazu erbarmen, mich abzuholen. Mich, seine beste Freundin. Ist das zu fassen?

"Du bist ein schlechter, schlechter Mensch Jayden.", erwidere ich mit einer dramatisch enttäuschten Stimme.

"Du übertreibst Jo und selbst wenn, es wird dich nicht umbringen."

Ich kann sein Augenrollen regelrecht spüren.

"Das weißt du nicht. Ich könnte auf dem nassen Boden ausrutschen und mit dem Kopf auf einer Bordsteinkante aufkommen und dann sterben.", klage ich ohne dabei Luft zu holen.

"Außerdem bin ich aus Zucker, Jay. Was, wenn ich mich auflöse?", füge ich noch 'zucker'süß hinzu.

Jay lacht auf.

"Du? Aus Zucker?" Er unterbricht sich selber mit seinem Lachen.
"Stahl trifft es wohl eher."

Ich gebe ein beleidigtes 'Pff' von mir und ziehe mir nebenbei die Kapuze über den Kopf. Ich werde wohl laufen müssen. Das hindert mich jedoch nicht daran ihn weiterhin am Telefon zu nerven. Strafe muss sein. Jay und ich würden jede BFF-Beziehung in den Schatten stellen, dessen bin ich mir sicher.

"Stahl rostet.", gebe ich schnippisch zurück.

Er lacht erneut.

"Ich weiß und mir ist bewusst, dass du eine lahme Ente bist, aber ich bin mir sicher, dass du es nach Hause schaffst, bevor
du zu rosten anfängst."

Ich stöhne auf. Der Junge hat auf alles einen Konter. Manchmal glaube ich, dass er vom Tod persönlich das Drehbuch seines Lebens bekommen hat und es zu seinem Gunsten manipuliert hat. Das macht mich gerade furchtbar aggressiv.

Hinter mir öffnet sich die Tür und einige meiner Studienkommilitonen kommen lachend heraus.

"Ciao Jolina! Bis morgen.", verabschiedet sich einer von ihnen, der morgen die gleichen Vorlesungen hat wie ich. Ein Spanier, ziemlich attraktiv, um ehrlich zu sein. Leider jedoch mit Freundin.

Ich nicke ihm zu.

"Ciao Alfie!", versuche ich seinen spanischen Dialekt nachzuahmen. Er heißt eigentlich Alfredo. Alle nennen ihn Fred, ausgenommen von mir, wofür er mich vermutlich hasst.

Sein lachendes Kopfschütteln verrät mir jedoch, dass ich kläglich darin scheitere seinen heißen Akzent nachzumachen.

Auch die anderen winken mir zu, bevor sie in Richtung Studentenparkplatz verschwinden.
'Nehmt mich mit', brülle ich ihnen in meinen Gedanken hinterher. Selbstverständlich hören diese meinen mentalen Hilferuf leider nicht, weshalb ich alleine im Regen zurückbleibe.

Maniac LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt