Ich war plötzlich furchtbar müde. Auf halbem Weg mussten mich Nele und Herr Leopold stützen. Ich wusste viele Mädchen, die allein deshalb in Ohnmacht gefallen wären. Herr Leopold galt allgemein als der am besten aussehende Lehrer an unserer Schule. Aber mir war das grad ziemlich egal.
Im Bus hockte ich mich sofort an meinen Platz.
Nele zog ein Päckchen Gummibärchen aus der Tasche und bot sie Herrn Leopold und mir an. Und während wir so abwechselnd in die Tüte griffen und uns mit den bunten Süßigkeiten vollstopften, sank mein Kopf immer tiefer auf Neles Schulter und ich dämmerte langsam weg.Nele weckte mich erst als wir in unserer Gaststadt zurück waren. Vom Busparkplatz bis zu unserer Family mussten wir noch 20 Minuten mit einem öffentlichen Bus fahren. Müde schlurfte ich aus unserem Reisebus. Herr Leopold empfing mich draußen auf der Asphaltfläche.
"Wie fühlst du dich?", fragte er besorgt.
Ich zuckte mit den Schultern. "Ein bisschen müde, aber sonst ganz okay."
"Wenn du möchtest, kannst du diese Nacht bei uns Lehrern verbringen. Also bei Frau Kurz", fügte er noch hinzu.
Nele neben mir bekam tellergroße Augen.
Hastig hob ich die Hände. "Nein, nein, nein", wehrte ich ab, "es geht schon."
Ehrlich gesagt fand ich allein die Vorstellung, bei einem meiner Lehrer oder Lehrerinnen zu übernachten schon ziemlich...ähm...gruselig. Klar, Lehrer waren ganz normale Menschen, aber da gab es doch eine Grenze.
Herr Leopold sah auch irgendwie ein bisschen erleichtert aus.
Ich war mittlerweile einigermaßen Wach. Gemeinsam mit Nele fuhr ich zurück zu unserer Gastfamilie und überstanden auch das Abendessen.
Unter der Dusche betrachtete ich mich in der nassen Plastikscheibe. Mein Spiegelbild hatte einige kleine Kratzer und Schrammen an Rücken und Oberarmen, die etwas brannten, aber sonst war ich unverletzt davon gekommen.
Als ich mich ins Bett fallen ließ, war ich schon beinahe eingeschlafen.Um halb vier war ich plötzlich hellwach. Ich hatte genug geschlafen, mein Körper schrie nur so nach irgend einer Aufgabe. Leise stand ich auf, bemüht, Nele nicht zu wecken. Weil ich im Dunkeln keine Unterwäsche fand, schlüpfte ich in meinen Bikini und zog einen Pulli und eine Jogginghose darüber. Ich schickte Nele eine Nachricht auf ihr Handy, dass ich bis zum Frühstück zurück kommen würde. Ich wusste, dass sie als aller erstes auf ihr Handy sah, wenn sie aufwachte.
Dann steckt ich noch den Haustürschlüssel, den unsere Gastmama uns gegeben hatte, und die Busfahrkarte in meine Hosentasche.
Dann schlich ich mich nach draußen.
Ich erwischte gerade so den ersten Bus für Frühaufsteher. Kurz nach vier war ich am Strand. Um mich herum war es still, nur das Rauschen des Meeres erfüllte die Luft. Erste Lichter hinter vereinzelten Fenstern verrieten, wo schon Engländer aufgewacht waren und sich aufs Arbeiten vorbereiteten.
Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und vergrub der Füße im Sand.
Ganz langsam, kaum merklich kroch das Meer auf mich zu. Es war Flut.
Plötzlich hatte ich unbändige Lust, schwimmen zu gehen. Bevor ich länger darüber nachdenken konnte, hatte ich schon Pulli und Hose ausgezogen. Nur im Bikini stand ich da, kalter Wind strich über meine nackte Haut und ließ mich frösteln.
Das Wasser war noch kälter als der Wind. Ganz kurz überlegte ich, doch lieber im Trockenen zu bleiben, aber dann rannte ich so schnell ich konnte in das kalte Nass.
Ich zog die Beine an meinen Körper und ließ mich untergehen. Salzwasser schlug über meinem Kopf zusammen, brannte mir in den Augen, bahnte sich einen Weg zwischen meinen Lippen hindurch und erfüllte meinen Mund mit einem unangenehmen Geschmack.
Stille, wie sie nur unter Wasser entstehen kann, umgab mich.
Erst als meine Lungen sich schmerzhaft zusammen zogen und mein Atemreflex einsetzte, stieß ich mich kraftvoll nach oben und brach durch die Wasseroberfläche.
"Ich weiß, dass du da bist", schrie ich das Meer an und rang nach Atem.
"Zeig dich! Oder muss ich erst ertrinken, damit du kommst?"
Ich ertrank natürlich nicht. Aber als ich mich zum Strand zurück drehte, stand er dort. Groß und stark und schön.
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Love Angel
Teen FictionMein Engel beschützte mich schon seit meinem ersten Tag. Und obwohl mir niemand glaubte, wusste ich es. Denn ich hatte ihn gesehen. Schon damals und nun wieder. Und ich würde ihn nochmal sehen. --- Melodys Schutzengel ist immer für sie da. Daran gl...