Kapitel 12: Atem

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“Wie, du bist schon gestorben?“, ich starrte ihn weiterhin entsetzt an.
“Wir alle sind gestorben und dann zu Engeln geworden.“
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Das war alles so ... so ... unglaublich, so seltsam, so unfassbar ... so ...
“Würdest du mir den Gefallen tun und trotzdem immer noch weiter armen?“, erinnerte mich Danial erneut.
Ach ja! Warum vergaß ich das nur dauernd?
“Wie bist du gestorben?“, wagte ich schließlich zu fragen.
Danials Hand glitt von meiner Wange über meinen Arm zu meinem Bauch und legte sich über meiner Lunge auf meine Rippen. So, als wollte er überprüfen, ob ich auch wirklich seiner Aufforderung nach kam und atmete.
“Ich war krank. Krebs. Lungenkrebs, um genau zu sein.“
Ich schloss die Augen. “Wie alt warst du da?“
“So alt wie jetzt. Ich bin an meinem 18. Geburtstag gestorben.“
Ich hielt die Augen geschlossen, aber er sah mir wohl dennoch an, was ich dachte: “Du brauchst kein Mitleid zu haben. Das ist schon lange vorbei. Und“, er seufzte leise “wäre es nicht geschehen, wäre ich jetzt nicht hier, sondern ein alter Sack, der irgendwo seine spärliche Rente genießt.“
Dieser Gedanke hatte irgendwie etwas seltsames an sich. Also ich meine, dass Danial jetzt eigentlich ein alter Mann war.
Danial lachte. “Das findest du jetzt eklig, was?“
Ich öffnete die Augen und grinste ihn an. “Irgendwie schon.“
Plötzlich fiel mir etwas ein. Etwas wichtiges. “Wirst du eigentlich überhaupt noch älter?“
Schlagartig wurde Danial ernst. “Nein, nicht im eigentlichen Sinne. Aber ich kann mein Aussehen entsprechend verändern und anpassen.“
“Das ist nicht das gleiche“, flüsterte ich enttäuscht.
“Nein, ist es nicht“, räumte Danial ein, “aber es ist zumindest eine Annäherung.“
Ich nickte, aber diese Information lastete dennoch schwer auf mir.
“Na komm“, versuchte Danial mich aufzumuntern, “wir sollten mal aufstehen und frühstücken.“
“Grrrr“, ging ich grummelnd auf den Themenwechsel ein. “Es ist aber so gemütlich hier!“ Träge kuschelte ich mich dichter an Danial heran, der bereitwillig seine Arme um mich schloss.
“Hmmm, ja, so kann ich dem Ganzen durchaus etwas abgewinnen. Und trotzdem“, er zog das Wort besonders lang, “müssen wir jetzt mal raus hier“, merkte er blitzschnell an und piekste mit in die Hüften.
Überrascht kreischte ich auf. “Na warte, du kannst was erleben!“

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