8 - ... öffnen neue Türen

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Dana

Drei Tage nun war er bereits weg. Ich wollte es nicht zugeben, jedoch vermisste ich ihn schrecklich.
Ich tat alles um mich abzulenken, arbeitete bis zur Erschöpfung. Dennoch dachte ich pausenlos an ihn und dass ich ihn innerhalb von 24 Stunden zweimal geküsst hatte. Was war bloß in mich gefahren?
Ich beschäftigte mich gerade damit die Hühner zu füttern, als ich das Galoppieren eines Pferdes wahrnahm. Augenblicklich schoss ich aus meiner gebeugten Haltung hoch und rannte förmlich aus dem Stall. Denn es konnte nur eine Person sein.
Mein langes Kleid wickelte sich um meine Knöcheln, während ich in das Haus lief. Er musste es sein!
Ich öffnete mit zittrigen Händen die Türe und stieß sie auf. Von plötzlicher Nervosität erfüllt trat ich zögerlich in das Wohnzimmer. Verwirrt ging ich ein paar Schritte in den Raum hinein. James und Henrik bemerkten mich sogleich.
»Dana«, rief James überrascht aus, »warst du nicht eben noch bei den Hühnern?«
Meinen Blick immer noch auf den Fremden vor ihnen richtend nickte ich.
Henrik verstand im Gegensatz zu James den Grund für mein Auftauchen. »Nicolas ist leider noch nicht zurück.«
»Aber er hat diesen Boten geschickt«, fügte James noch eilig hinzu, als er mein trauriges Gesicht sah.
Erneut wanderte mein Blick zu dem Frenden, der offenbar der Bote war. Was überbrachte er denn? Neugierig geworden kam ich näher und blickte den Mann erwartungsvoll an. Dieser sah unruhig zwischen mir und den beiden Männern hin und her.
»Soll ich vor der Dame sprechen, Sir?«, fragte er unsicher.
Der Offizier nickte. »Wahrscheinlich ist der Großteil der Nachricht sowieso für sie bestimmt«, meinte James noch, bevor der Bote zu sprechen anfing.
Er räusperte sich kurz. »Eure Hoheit, Prinz Nicolas, möchte Ihnen mitteilen, dass er aufgrund unvorhersehbarer Missverständnisse wegen des Abkommens mit der Königsfamilie des Landes Luyelie noch ein bis zwei Tage in der königlichen Residenz verweilen muss um die letzten Schwierigkeiten zu klären. Er bittet um Verständnis und hat Sie meine Herrren«, er wandte sich an James und Henrik, »darum gebeten sich weiterhin um seine Angebetete zu kümmern solange er noch fort ist. Sir James«, er blickte zu ihm, »Ihnen wollte er noch sagen, dass es Ihrer Frau sehr gut geht und sie sich bereits auf Ihre Rückkehr freut und Ihenn sogar extra einen Kuchen gebacken hat. Gut, ich denke das war alles, was Eure Hoheit Ihnen mitteilen wollte.«
Ich war enttäuscht. Ich dachte, er würde mir etwas sagen wollen, wenn er schon nicht wie vereinbart in drei Tagen wieder hier sein würde. Bedeutete ich ihm so wenig?
Ich schweift so weit in Gedanken ab, sodass ich gar nicht wahrnahm wie der Bote uns wieder verließ. Erst als Henrik mich sanft an der Schulter rüttelte, kam ich zurück in die Realität. Eine Realität, in der sich mein Seelengefährte nicht für mich interessierte. Tränen schossen in meine Augen. Augenblicklich drehte ich mich um und stürzte die Treppen hoch. Niemand sollte meine Tränen sehen. Ich wollte nicht einmal, dass es mir etwas ausmachte. Er sollte mir gleichgültig sein. Aber das war er nun mal nicht ... Wann war das passiert? Wann hatte ich beschlossen, ihn in mein Herz zu lassen?
Ich lief den Flur entlang bis ich vor dem Zimmer stand. Immer wenn es mir schlecht ging, zog es mich dorthin. Warum auch immer, darin fühlte ich mich geborgen. So als wäre er noch bei mir. Langsam drückte ich die Klinke hinab. So lange war es her ... Es war unverändert. Schließlich war ich diejenige, die niemanden hinein gelassen hatte. Keiner durfte es wagen in seinem Zimmer zu schlafen. Es gehörte ihm. Das würde es immer. Sowie ein Teil meines Herzens ihm gehörte. Er war mein Bruder, Beschützer und noch vieles mehr. Dabei waren wir keineswegs blutsverwandt. Dennoch hatte er mich beschützt und behandelt wie eine wahre Schwester. Und er war mein wahrer Bruder. Ich hatte nie auch nur einen Moment daran gezweifelt. Ich vertraute ihm, dafür musste nicht dasselbe Blut in unseren Adern fließen.
Ich ließ mich auf sein Bett gleiten, strich über die Falten in der Decke, über das Kissen und ließ mich daraufhin langsam sinken. Wenn ich die Augen schloss, fühlte es sich so an, als wäre er noch bei mir. Jedoch täuschte dies. Ich musste bloß die Augen öffnen um das Gegenteil zu beweisen. Ich wünschte er wäre hier ...
Ich öffnete sie nicht. Ich wollte lieber weiterhin träumen. Und nach einer Weile, in der ich nichts tat, außer mich nach seiner Nähe zu sehnen, fiel ich endlich ins Land der Träume ...

Die stumme Prinzessin (alte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt