12 - ... oder doch nur an einer Stelle

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Dana

Der Markt war wie immer voll von Menschen. Es war wahrscheinlich nicht mal halb so voll wie die Straßen tagtäglich in den Städten waren, aber für mich waren es schon ziemlich viele Menschen. Früher hatte mich Hannes immer zum Markt begleitet. Er wollte nicht dass ich alleine ging. Wie Nicolas jetzt hatte er sich immer viel zu viele Sorgen um mich gemacht. Ich wünschte er könnte das heute noch. Auch wenn er mir damals furchtbar auf die Nerven gegangen war, war ich dennoch froh ihn an meiner Seite gehabt zu haben.
Um mich von meinen trüben Gedanken abzulenken, blickte ich mich neugierig um. Viele verschiedene Stände waren aufgebaut. Die Bewohner des kleinen Dorfes sowie die Bauern, die in der umliegenden Gegend hausten, verkauften und kauften hier alles. Von gewöhnlichen Lebensmitteln bis hin zu teuren Gewändern oder Schmuck. Ich liebte es mich umzusehen und die bunten Farben der Stoffe und das Schimmern der Edelsteine in mich aufzunehmen. Alles war so voller Leben und auch wenn es mir etwas unangenehm war inmitten so vieler Menschen zu sein, gefiel es mir trotzdem, denn es war immer wieder aufregend dieses Getrubel zu bestaunen.
Meine Mutter hatte mir eine Menge aufgetragen. Abgesehen davon, dass ich einige Lebensmittel kaufen musste, hauptsächlich Gewürze, hatte sie mich auch noch gebeten bei Holly vorbeizuschauen. Ich sollte der älteren Frau ein paar Dinge vorbeibringen. Sie war echt nett und sympathisch. Für ihr Alter und obwohl ihr Mann schon vor zwei Jahren gestorben war, hielt sie sich noch überraschend gut. Sie war glücklich damit in ihrem Haus, in dem mittlerweile auch die Familie ihres ältesten Sohnes lebte, ein kleines Zimmer zu bewohnen und den ganzen Tag lang zu nähen. Ihr Talent dafür war unübersehbar und ich beneidete sie für ihre ruhigen Hände, die sie trotz ihres vorgeschrittenen Alters noch besaß. Sie hatte einmal versucht mir die grundlegendsten Schritte beizubringen, doch ich hatte kläglich versagt, in dem ich mir nur die ganze Zeit mit der Nadel in den Finger gestochen hatte. Ich war wohl nicht handwerklich begabt.
»Wo müssen wir als erstes hin, mein Schatz?«, fragte Nicolas, während er mit Adleraugen die Menge nach möglichen Gefahren absuchte.
Ich lächelte über sein Verhalten. Es hatte mich sogar überrascht, dass er tatsächlich eingewilligt hatte mich gehen zu lassen. Er war doch mehr als dagegen. Nach seiner angespannten Haltung zu urteilen war er das immer noch.
Statt auf seine Frage zu antworten, griff ich nach seiner Hand und führte ihn in Richtung Hollys Stand. Sie verkaufte einige ihrer genähten Kunstwerke. Normalerweise strickte sie für ihre Enkelkinder Mützen und Fäustlinge, doch ihre wahre Leidenschaft galt dem Nähen von Kleidern und Hemden. Sie fand es ungerecht dass nur Adelige oder reiche Kaufmannsfamilien es sich leisten konnten gut auszusehen und nähte daher schöne Kleidung für einen guten Preis. Jeder Bewohner unseres kleinen Dörfchens hatte mindestens ein Kleid beziehungsweise ein Hemd von ihr im Kleiderschrank. Ihre Arbeit war nichts Besonders. Für die Adeligen war es nur einfache Kleidung, doch für uns, die meistens nur geflickte Sachen von ihren älteren Geschwistern oder Cousinen oder Cousins trugen, war es tatsächlich etwas Besonderes. Vor allem da Holly ihre Kleider und Hemden auf Maß schneiderte und dennoch behielt das Kleidungsstück den von uns einfachen Bürgern bezahlbaren Preis bei. Holly war eine gutherzige ältere Dame und sie war mir schon sehr ans Herz gewachsen. Sie war tatsächlich die Patentante meiner Mutter, da sie die beste Freundin meiner Großmutter war. Mich behandelte sie wie ihre eigene Tochter und sie akzeptierte auch die Tatsache, dass ich nicht sprach. Manchmal fand sie sich damit sogar besser ab als meine tatsächliche Mutter. Mir war klar, dass es für alle in meiner Umgebung schwer war sich damit abzufinden, aber ich war nun mal so und konnte auch nichts daran ändern.
Nach einer Weile, die mir wie ein paar Sekunden vorkam, kamen wir an ihrem Stand an. Wie immer lagen wunderschön verzierte Kleider und elegante zu jedem Anlass tragbare Hemden zur Schau gestellt auf einem alten Tisch. Ich staunte wieder über die geschickte Handarbeit dieser älteren Dame. Wenn ich doch solch ein Talent hätte ...
»Dana!«, rief Holly von hinter ihrem Stand und eilte zu mir hin. Ihre dünnen Arme drückten mich fest an sich, als sie mich in eine herzhafte Umarmung zog. Wie immer roch ihr Haar wundervoll, da sie ein besonderes gut riechenden Duftstoff in ihre Seife mischte. Ich wusste nicht welcher Duft es genau war, jedoch liebte ich ihn, weil er mich an meine Kindheit erinnerte. Eine Kindheit, in der im wahrsten Sinne des Wortes alles rosig und wundervoll war.
»Ich hab dich so vermisst, mein Kind«, fuhr sie fort und hielt mich eine Armlänge von sich entfernt. »Du bist so groß geworden. Wie lange ist es jetzt her seit ich dich das letzte Mal gesehen habe?«
Tatsächlich war es erst letzte Woche, kurz bevor Nicolas in mein Leben getreten war. Jedoch konnte ich es der Frau auch nicht verübeln, dass sie es vergessen hatte, da sie mittlerweile einige Probleme mit ihrem Gedächtnis hatte. Manchmal vergaß sie die einfachsten Dinge wie zum Beispiel wie ihre Enkel hießen oder dass sie bereits gewisse Sachen gekauft hatte und sie dann versehentlich nochmal kaufte. Deswegen hatte meine Mutter auch beschlossen, dass ich ihr jede Woche am Markt einen Besuch abstatten sollte, wenn sie es selbst nicht tat, damit ich ihr ein paar wichtige Lebensmittel gab. Meine Mutter bedankte sich so für Hollys Freundschaft und ihre Unterstützung, die wir vor allem in den letzten Jahren reichlich gebraucht hatten.
»Oh, das habe ich fast vergessen!«, rief Holly plötzlich aus und strich sich mit einer fahrigen Handbewegung das graue Haar hinter das Ohr. Wie immer hatte sie keine Antwort von mir erwartet. Es gefiel mir, dass sie wusste wie sie mit mir umzugehen hatte.
Holly drehte sich schnell um und kramte etwas in einer Kiste, in der sie offenbar einen Teil der genähten Kleidung aufbewahrte. Wer trug ihn ihr denn wieder nach Hause?
Als hätte sie mir die Frage vom Gesicht abgelesen, sagte sie mit einem Blick über die Schulter zu mir: »Mach dir keine Gedanken, Dana. Ich habe zwei starke Söhne, die mir die Sachen auch wieder nach Hause tragen werden.«
Ich lächelte. Natürlich hatte sie die. Ich vergaß nur immer wieder wie sehr ihre Familie sie doch in unterstützte. Ich vergaß allmählich wie es sich anfühlte einer vollständigen Familie anzugehören.
Nachdem Holly noch eine Weile in der Kiste herumgewühlt hatte, erhob sie sich wieder. Ihre Knochen gaben ein hässliches Knackgeräusch von sich und ich eilte an ihre Seite um sie zu stützen.
Sie schenkte mir ein kleines Lächeln. »Auch ich werde langsam immer älter, Dana. Leider.«
Ich hielt sie am Arm um einen eventuellen Sturz abfangen zu können. Mir war bewusst, dass ich an ihrem zunehmenden Alter nichts ändern konnte, doch ich wollte ihr wenigstens ein wenig helfen, wenn ich schon nichts anderes tun konnte.
»Es geht schon wieder. Vielen Dank, mein Kind«, meinte sie, als ich ihr bis zu einem Stuhl begleitete. »Ach jetzt habe ich es schon wieder vergessen«, schüttelte sie den Kopf, »Sei doch so lieb und bring mir den roten Umhang.«
Ich sah zurück und entdeckte den Umhang ganz oben auf dem Turm voller Kleidung. Er war wunderschön, schoss mir durch den Kopf. Seine Oberfläche war ganz weich und hatte eine atemberaubende Farbe. Ein durchdringendes Weinrot, das einem zwar nicht wie ein leuchtendes Karmesinrot ins Auge stach, aber trotzdem furchtbar schön war. Das Innenfutter war in schwarz gehalten und ebenfalls angenehm kuschelig.
Ich brachte ihn Holly, die ihn sich nochmal genau ansah, bevor sie nickte und aufstand. Sie trat vor mich und legte mir den Umhang um die Schultern. Vorne band sie sie ihn zu. Sofort erfüllte mich die Wärme des Mantels. Er war sogar noch weicher als er aussah und ich konnte nicht anders als zu staunen. Es war so unfassbar weich.
»Perfekt«, kommentierte Holly und klatschte in die Hände. Sie strich mir das Haar sanft über die Schulter und setzte mir die Kapuze des Mantels auf, die mir vorher beim Bestaunen des Mantels gar nicht aufgefallen war. Sie war groß und umschmeichelte mein Gesicht, doch konnte es genauso gut verbergen, wenn ich sie etwas vor zog.
»Das ist mein Geschenk an dich, mein Kind. Ich weiß du möchtest nicht, dass man sich deinetwegen Umstände macht, doch es war mir ein Vergnügen diesen Mantel für dich zu fertigen. Außerdem habe ich das auch zum Teil aus Eigennnutz getan, denn ich möchte doch nicht, dass die Männer meiner kleinen Patenenkelin hinterher starren. Nur dein Seelengefährte darf das und bis er dich findet soll dich der Mantel einerseits warm halten und andererseits vor neugierigen Blicken schützen.«
Ich war überglücklich über ihr Geschenk, aber als sie meinen Seelengefährten erwähnte, stieg mir augenblicklich das Blut in den Kopf. Denn mein Seelengefährte stand immer noch mit seinen Soldaten und James hinter mir und beobachtete uns.
Auf einmal hörte ich Schritte hinter mir, die uns näher kamen. Ich wusste durch das leichte Kribbeln im Nacken sofort wer herkam, doch mein dummes Herz schuld dennoch wie wild. Dabei wollte ich ihm eigentlich vorerst aus dem Weg gehen ... Ich musste einfach sicher sein, dass er nicht so war wie in meinem Traum. Dass er nie so sein würde.
Die Schritte verklangen. Er stand neben mir.
»Guten Tag, Mylady«, wandte er sich an Holly, »Ich bin Nicolas.« Er verbeugte sich.
»Schön deine Bekanntschaft zu machen, Nicolas. Aber bitte sei nicht so förmlich. Ich bin eine alte Frau, ich verzichte auf diese ganzen Floskeln. Also nenne mich bitte wie jeder andere einfach nur Holly.«
»Wie Ihr - du«, korrigierte er sich selbst schnell, »wünscht, Holly.«
Holly legte ihren Kopf leicht schief, was ihr etwas Jungenhaftes verlieh. »So Nicolas.« Sie machte eine bedeutungsschwangere Pause. »Wer bist du?«
Ich konnte mir sein schiefes Grinsen bildlich vorstellen.
»Ich bin Danas Gefährte.« Seine Stimme war stolz. Er freute sich diese Nachricht jemanden mitteilen zu können. Es machte ihn stolz. Machte ich ihn stolz? War er stolz mich als seine Gefährtin zu haben?
»Oh«, schlug sich Holly die Hände vor den Mund. Sie blickte mich an, dann wieder ihn und wieder zurück. Plötzlich schrie sie auf. »WIESO SAGST DU DAS NICHT?!« Ihr Kreischen war das eines aufgeregten Mädchens, das sich auf eine Verabredung mit ihrem Gefährten vorbereitete.
Ich zuckte zusammen und wollte einen Schritt zurücktreten, jedoch zog mich Nicolas stattdessen zu sich. Er legte seinen Arm um meine Schultern, die immer noch von dem Mantel bedeckt wurden.
Hollys grüne Augen leuchteten mit einer solchen Intensität wie ich sie noch nie bei ihr gesehen hatte. Sie freute sich wie ein kleines Kind und schloss mich in eine starke Umarmung. Ich spürte ihre Freude und war mir nicht sicher wie ich damit umgehen sollte.
»Ich freue mich so für dich«, flüsterte sie mir ins Ohr, »er sieht so gut aus.«
Ich errötete noch mehr als ohnehin schon. Sollten nicht ausgerechnet für sie -so als alte, weise Frau- die inneren Werte mehr zählen als das äußere Erscheinungsbild?
»Dann bräuchtest du den Mantel eigentlich gar nicht, aber ich habe ihn dir auch genäht, weil ich wollte, dass du etwas Schönes zum Anziehen hast«, meinte Holly, nachdem sie mich losgelassen hatte. »Und jetzt hast du einen starken Mann an deiner Seite und einen hübschen Mantel, der dich vor deiner alljährlichen Grippe beschützt.«
Sie lächelte und ich blickte verlegen zu Boden. »Und du beschützt meine Kleine. Hast du verstanden?« Sie baute sich vor Nicolas auf, doch sah im Vergleich zu ihm immer noch winzig aus.
Dieser nickte. Als ich zu ihm hochschaute, bemerkte ich seinen ernsten Gesichtsausdruck. »Ich werde sie mit meinem Leben beschützen«, sprach er in diesem Moment, sah jedoch mir geradewegs in die Augen statt zu Holly.
»Oh, ihr seid so süß zusammen.« Holly wischte sich eine Träne von der Wange. »Ich wünsche euch alles Glück der Welt.« Sie trat vor und strich mir über die Wange. »Er wird gut zu dir sein. Ich weiß es.« Erneut umarmte sie mich und flüsterte derweil: »Du wirst die beste Prinzessin und später Königin aller Zeiten. Du wirst Gutes sehen, wo andere nur Schlechtes sehen wollen. Du wirst Erbarmen zeigen, wo andere nur Hass und Rachelust verspüren. Du wirst die Beste von allen. Ich weiß es.«
Eine Träne rann meine Wange hinab und tropfte auf ihre Schulter. Ich hatte solche Angst davor Prinzessin oder gar Königin werden, Angst davor zu versagen. Ich hatte einfach so große Angst vor dieser mir unbekannten Welt. Und niemand konnte sie mir nehmen. Niemand. Auch nicht Nicolas oder meine Mutter, die mich früher immer vor Alpträumen beschützt hatte. Ich musste meine Angst diesmal selbst bekämpfen. Und ich musste gewinnen, sonst würde ich es niemals an Nicolas' Seite überleben.
Hollys Worte gaben mir Mut. Ich würde kämpfen, auch wenn ich immer noch nicht ganz sicher war, ob ich wirklich bei ihm bleiben wollte, bei ihm bleiben konnte.
Nachdem ich ihr noch die Lebensmittel gegeben hatten, verabschiedeten wir uns von Holly. Ich war immer noch ein wenig erstaunt davon, dass die alte Dame sofort verstanden hatte, wer da vor ihr stand. Sie hatte alles in kürzester Zeit erfassen können und ich war einfach nur überrascht, da weder die Männer, die uns begleiteten, noch Nicolas selbst irgendein Zeichen seiner Stellung im Land an seiner Kleidung trug. Dennoch hatte sie es verstanden.

Wir arbeiteten Mutters Liste ab. Die Menschen starrten uns misstrauisch hinterher. Ich verstand ihre Verwirrung. Schließlich begleiteten mich sechs Männer. Und zwar zum Einkaufen. Es klang absurd. Es war absurd. Doch eine gewisse Person dachte ja ich würde umgebracht werden, wenn ich alleine zum Markt ging.
Ich ließ mir Zeit. Mutter erwartete uns nicht so bald zurück und ich wollte mir die verschiedenen Stände ansehen, auch wenn ich sie schon in und auswendig kannte, gab es immer ein neues Angebot von Dingen. Zumindest beim Schmied war das so. Er schmiedete Dolche, aber nach Anfrage auch größere Schwerter, damit die Männer aus unserem Dorf ihre Familien beschützen konnten. Es war Tradition seinen Söhnen an ihren 18. Geburtstag, wenn sie fähig waren ihr Gefährtin zu finden ein Schwert zu überreichen, sodass sie damit diese beschützen konnten. Die kleineren Dolche waren für uns Frauen gedacht oder als Zusatzausstattung, wenn man versteckt eine Waffe bei sich tragen wollte. Meine Mutter besaß auch so einen seit sie eine Witwe war.
Mein Blick blieb an einen goldenen Haarreif hängen. Er sah aus wie Ranken, die eine Mauer emporwuchsen. Einfach und doch wunderschön. Seit wann machte der Schmied solch filigrane Dinge?
»Guten Tag, Dana«, begrüßte mich die Tochter des Schmieds. Sie hieß Cornelia und war schon eine junge Frau. Ihre schwarzen, lockigen Haare hatte sie mit einem Lederband zurückgebunden. Sie war kräftig gebaut, kam ganz nach ihren Vater, der hinter ihr am Arbeiten war. Trotz des Verlustes ihrer Mutter bei ihrer Geburt hatte sie sich zu einer richtigen Dame entwickelt, auch wenn sie eine gewisse Leidenschaft für den Beruf ihres Vaters empfand.
Ich nickte ihr lächelnd zu. Sie war immer nett zu mir und akzeptierte mich wie ich war. Sie war eine der wenigen.
Ich deutete mit der Hand auf den Haarreif und dann auf sie. Sie verstand und musste dann sofort wieder lächeln. »Ja den hab ich gemacht. Er ist wundervoll, nicht wahr?«
Ich nickte zustimmend. Sie war wirklich talentiert.
»Dein Mantel ist aber auch schön. Lass mich raten. Holly?«
Ich nickte lächelnd. Jeder im Dorf kannte ihre Arbeit.
»Du bist wahrscheinlich wegen dem Ring deiner Mutter hier oder?«
Ich nickte wieder.
»Er ist gestern erst fertig geworden. Warte bitte kurz.« Sie verschwand um ihn zu holen.
Aus irgendeinem Grund hatte meine Mutter dem Schmied den Auftrag gegeben ein originalgetreues Duplikat ihres Eheringes anfertigen zu lassen. Ich wusste nicht, warum, aber ich war mir auch nicht sicher, ob ich es wissen wollte.
Während des kurzen Wartens trat Nicolas an meine Seite und betrachtete mit mir die Arbeit der zwei Schmiede. Auch er sah sich den Haarreif an. Er nahm ihn in die Hand und drehte sich mir zu.
»Darf ich?«, fragte er leise.
Ich wusste zuerst nicht, was er meinte, doch dann nahm er die Kapuze des Mantels von meinen Kopf und setzte mir den Reif auf. Ich wurde natürlich sogleich rot und wandte meinen Blick ab. Das ließ Nicolas jedoch nicht zu und nahm mein Kinn zwischen seine Finger. Er zwang mich mit seinem behutsamen Griff ihn anzusehen. Sein Blick war so weich und liebevoll in diesem Moment. »Wunderschön«, hauchte er.
Ich verlor mich in seinen blauen Augen. Sie waren heller als sonst. Ich fragte mich, ob das etwas zu bedeuten hatte oder es nur eine Lichtspiegelung war.
»Hier ist er«, unterbrach uns Cornelia. Erschrocken sah sie uns an und wandte sich dann mit großen Augen an mich. »Ist er dein ...? Er ist es, oder?«
Ohne eine Antwort abzuwarten, stürzte sie zu mir hin und umarmte mich kräftig. »Oh, ich freu mich so für dich, Dana. Du hast es verdient deinen Seelengefährten gefunden zu haben.«
Sie ließ mich los und drehte sich zu Nicolas. »Wenn du ihr jemals weh tust, wenn sie auch nur eine Träne deinetwegen vergießt, dann hacke ich dich in deine Einzelteile, verstanden?«, fragte sie ihn mit gefährlich ruhiger Stimme.
»Wenn sie das tut, dann verdiene ich jede Bestrafung, die dir einfällt«, erwiderte er mit einem Seitenblick zu mir.
»Dann ist ja alles gut.« Cornelia lächelte uns an.
Ich gab ihr das Geld wegen dem angefertigten Ring und sie gab mir diesen und auch das Original meiner Mutter. Als ich den Haarreif abnehmen wollte, hielt mich Nicolas auf.
»Wie viel kostet der Haarreif?«, fragte er Cornelia. Diese zwinkerte mir kurz zu und antwortete. Ich hörte den Preis gar nicht. Ich war zu sehr damit beschäftigt Nicolas anzustarren. Er tat das doch gerade doch nicht wirklich, oder? Er konnte mir doch nicht so etwas Teures einfach so kaufen. Wir waren nicht mal einander versprochen!
Ich griff nach seinem Arm und schüttelte den Kopf. Ich wollte nicht, dass er sich zu irgendetwas verpflichtet fühlte. Das sollte er nicht.
Er allerdings lächelte mich nur wissend an. »Ich möchte ihn dir kaufen. Er sieht einfach zu schön in deinem Haar aus.«
Mit diesen Worten bezahlte er und wir verließen den Stand. Ich war immer noch geschockt darüber wie er mir den Reif einfach gekauft hatte. Es war doch bestimmt teuer. Verdammt, ich hatte nicht mal aufgepasst wie viel der Haarreif gekostet hatte, sodass ich ihm den Betrag nicht zurückzahlen konnte.
Ich wurde in meinen Gedanken unterbrochen, als ich plötzlich grob zu Boden gestoßen wurde. Vor Schreck ließ ich mich einfach fallen und landete äußerst unsanft auf meinen Ellenbogen. Ich zischte. Wie das brannte.
»Na wen haben wir denn da?«, spottete eine mir allzu bekannte Stimme.
Oh nein.

Die stumme Prinzessin (alte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt