33 - Anmutig wie eine Prinzessin ...

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Nicolas

Ungeduldig stand ich in der Eingangshalle und wartete sowie meine Eltern, König Micah und Adrienne auf die zykrische Königsfamilie. Vor Kurzem war ein Bote eingetroffen, der uns ihre baldige Ankunft mitgeteilt hatte, doch nun waren sie wie vom Erdboden verschluckt. Mir verging langsam die Lust zu warten. Nein, das stimmte nicht. Mir war die Lust längst vergangen. Ich wollte bloß noch zu meinem Mädchen, das in ihrem Gemach saß und sich von ihrer Grippe erholte. Mittlerweile ging es ihr besser, doch ich wollte kein Risiko eingehen, indem ich sie der kalten Luft von draußen aussetzte, wenn die Tore geöffnet wurden.
    »Wo bleiben sie denn?«, machte ich meiner Verärgerung Luft.
    »Gedulde dich ein wenig, Nicolas«, rügte mich sogleich meine Mutter, »Sie sind sicherlich bald da.«
    Ich schnaubte nur. Die Wut auf sie stieg mit jedem Mal, das sie wagte mich anzusprechen. Ich konnte es ihr nun mal nicht so einfach verzeihen, dass sie so schlecht mit meiner Prinzessin umging. Sie sollte endlich einsehen, dass sie meine Gefährtin war und ich sie früher oder später heiraten würde. Jede andere war für mich schon gestorben, das sollte sie doch wissen.
    Eine Hand legte sich auf meine Schulter. »Hältst du es noch aus, mein Junge?«, erklang die tiefe Stimme von König Micah.
    »Muss ich wohl«, brummte ich ungehalten.
    »Glaub mir, ich weiß wie du dich fühlst, aber sei froh, dass deine Prinzessin nur einige Treppen und Korridore von dir entfernt ist und nicht in einem ganz anderen Land auf dich warten muss«, versuchte er mich aufzumuntern.
    Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie es sein würde, wenn mein Mädchen in einem ganz anderen Land wäre. Das wäre furchtbar! Ich könnte nie wissen, wie es ihr gerade ging oder ob sie in Sicherheit war. Ich hatte es schon kaum ausgehalten einen Tagesritt von ihr entfernt zu sein. Bis heute verstand ich nicht, wie ich dieses kleine Dorf, in dem meine Prinzessin lebte, übersehen konnte. Wäre ich doch früher in diese Richtung geritten, dann hätte ich sie schon längst an meiner Seite gehabt und würde nun mit ihr als meine Königin das Land regieren.
    Andererseits war es gar nicht mal so schlecht, dass ich sie erst in diesem Jahr gefunden hatte. Zwar wäre ich während diesen zwei Jahren, in denen ich unaufhörlich von ihr geträumt hatte und sie nicht in der Realität neben mir hatte, fast um den Verstand gekommen, doch war sie nun schon sechzehn Jahre alt und somit auch reif genug um so ein großes Amt zu übernehmen.
    Hätte ich sie schon vor zwei Jahren gefunden, wäre sie für viele mit ihren jungen vierzehn Jahren zwar schon im heiratsfähigem Alter, doch wollte ich nicht jemandem, der mir so wichtig war wie meine Gefährtin, in einem solch zarten Alter schon so eine große Bürde aufhalsen. Es war genug, dass ich dies bereits mein ganzes Leben lang tun musste.
    Laute Geräusche drangen leise durch die Tore zu uns durch. Hufgeklappere, sowie mehrere aufgeregte Stimmen. Ein Dienstmagd eilte schnell herbei und teilte meiner Mutter mit, dass für den Empfang alles vorbereitete war. Meine Mutter nahm sie nicht einmal war. Stattdessen zupfte sie nochmal ihr Kleid zurecht und versuchte auch an das Jackett meines Vaters heranzukommen, doch der wich geschickt aus. Ein Blick von mir reichte aus, damit sie es nicht auch bis mir versuchte. Der verwirrten Bediensteten nickte ich einmal so freundlich wie ich im Moment konnte zu um sie zu entlassen.
    »Sie kommen!«, rief meine Mutter aufgeregt, was ihr so gar nicht ähnlich sah. Dann blickte sie wieder zu mir. »Oh du meine Güte, Nicolas! Kannst du dir wenigstens die Haare zurückstreichen, damit sie dir nicht in die Stirn fallen wie bei einem räudigen Köter!«
    Ich zog unbeeindruckt von ihrer indirekten Beleidigung und der entsetzten Miene eine Augenbraue hoch und fuhr mir mit Absicht erneut durch die Haare um sie noch verstrubbelter aussehen zu lassen.
    Daraufhin drehte mir meine Mutter wütend schnaubend den Rücken zu. Sie würde mich nie verstehen, auch wenn sie die Frau war, die mir das Leben geschenkt hatte. Doch dies machte mich nicht traurig, ganz im Gegenteil ich musste sogar leicht grinsen. Sie musste mich nicht verstehen, genauso wenig wie ich ihre Taten nicht verstand. Allerdings würde es mich freuen, wenn sie mich wenigstens in der Hinsicht verstand, dass ich die für mich bestimmte Gefährtin heiraten wollte und nicht irgendeine eingebildete Adelstochter.
    Doch selbst wenn sie dies nicht akzeptierte, würde ich es dennoch tun.
    Die großen Tore des Palastes wurden geöffnet. Ein eiskalter Wind wehte ins Innere der Schlossmauern und blies meiner Mutter eine Strähne von ihren hochgesteckten Haaren aus der Frisur. Gezwungen lächelnd strich sie sich die Strähne hinter ein Ohr, doch ich wusste wie sehr sie das aus der Ruhe brachte, denn sie hasste es nicht perfekt auszusehen, wenn sie sich vor anderen zeigte.
    Ein Soldat mit silberner Uniform trat herein und blieb an der Türschwelle stramm stehen. »Aus Zykre«, sprach er mit lauter, starker Stimme, »die Königsfamilie. Unser hoch geschätzter König, Eure Majestät Dorian der II. mit Euer Majestät Königin Priscilla von Gumpenhein«, kündete er das Königspaar an.
    Ich verdrehte bloß genervt die Augen. Konnte der sich nicht beeilen mit seinen ausgeladenen Beschreibungen? Als wüssten wir nicht, wen wir erwarteten.
    »Eure königliche Hoheit und Thronfolger, der Kronprinz von Zykre Valentin I. und seine Schwester eure königliche Hoheit Prinzessin Oxana I.«, endete er schließlich seine Erläuterung.
    Als er nun zur Seite trat, erschienen zuerst drei weitere Soldaten in silberner Uniform und stellten sich neben den Verkünder und dann erst König und Königin von Zykre. Während ich nun teilweise genervt, weil ich das einfach schnell hinter mir haben wollte um zurück zu meinem Mädchen zu gehen, teilweise neugierig, da ich die zyprische Königsfamilie schon eine längere Zeit lang nicht gesehen hatte. Das letzte Mal war vorletztes Jahr, ein paar Monate nachdem ich achtzehn geworden war. Meine Mutter hatte hinter meinem Rücken einen Ball organisiert, weil sie dadurch hoffte, dass ich eine der dort erschienen Damen zur Königin machte, doch da keine meine für mich bestimmte Seelengefährtin war, weigerte ich mich.
    Valentin war ebenfalls anwesend. Er war knapp nach mir achtzehn geworden und hatte sich ebenfalls etwas umgesehen. Ich war bereits von Anfang an gereizt, als ich meine Gefährtin nicht auf Anhieb gefunden hatte, obwohl ich doch durch meine Träume so genau wusste, wo sie sich befand. Mehr oder weniger genau. Allerdings fand Valentin es recht amüsant Salz in die Wunde zu streuen und schickte immer wieder Mädchen zu mir, die mir auf die Nerven gehen sollten. Natürlich war ihnen nicht bewusst, dass sie deswegen von ihm zu mir geschickt wurden, doch war das Valentins eigentliches Ziel. Er hatte bemerkt, wie empfindlich ich auf das Thema Seelengefährtin reagierte und nutzte dies um mich zu provozieren. Damals hatte ich meine Prinzessin noch nicht und somit auch niemanden, der mich hätte beruhigen können. Meine eigenen Zweifel, dass ich sie vielleicht niemals fand, machte mich nur noch rasender. Unsere Auseinandersetzung endete damit, dass er mit einer ausgekugelten Schulter und verstauchtem Handgelenk und ich mit einer gebrochenen Nase und aufgeschürften Knöcheln nach Hause gingen. Danach hatte es mein Vater nicht mehr gewagt mich in seine Nähe zu lassen, solange ich meine Gefährtin noch nicht gefunden hatte. Doch außer, dass meine Mutter deswegen keine ihrer heißgeliebten Bälle mehr organisieren konnte, hatte das keine weiteren Auswirkungen auf uns.
    König Dorian trat zu uns und nickte uns zur Begrüßung zu. Ich kam nicht umhin zu bemerken, dass er recht blass und kränklich aussah. Seine Schultern sackten ein wenig nach unten und sein Blick aus diesen sonst so freundlichen braunen Augen wirkte trüb. Seine hellbraunen Haare wiesen bereits einige grauen Stellen auf, doch dies war auch bei meinem Eltern sowie König Micah so, schließlich wurden sie nicht jünger.
    Im Gegensatz zum König strahlte die Königin eine Eleganz und Wachsamkeit aus, dass man denken könnte, sie erwartete einen Überfall. Ihre braunen, scharfen Augen waren das komplette Gegenteil zu Danas sanften, rehbraunen Augen, die sie noch unschuldiger wirken ließen, als sie ohnehin schon war.
    Ähnlich wie meine Mutter hatte sich die zykrische Königin hergerichtet, als würde heute schon der Ball stattfinden und nicht erst in zwei Tagen. Streng waren ihre blonden Haare zurückgebunden und hinten zu einem Knoten zusammengesteckt. Auch sie nickte uns nur leicht mit abweisender Miene zu. Ihre Lippen waren zu einem dünnen Strich zusammengepresst, was — wie jedes Mal, wenn ich ihr begegnete — in mir die Frage hervorrief, ob sie nur in unserer Gegenwart oder allgemein nie lächelte.
    »Mein Freund«, sprach sogleich König Micah um die aufkommende Stille zu füllen, »Dorian, ich freue mich dich endlich wieder zu sehen. Zu lange ist es her.«
    Der Angesprochene nickte nur leicht zu dessen Aussagen. Kein Anflug von Freude war zu sehen. Nur eine merkwürdige Erschöpfung, die den König offenbar befallen hatte.
    Der luyeliesche König ließ seine Enttäuschung nur einen kurzen Moment auf seinem Gesihct aufblitzen, als er auch schon wieder ein nun nicht mehr ganz so freudiges Lächeln auf sein Gesicht zauberte.
    »Priscilla, wie geht es dir denn? Das letzte Mal, als wir uns trafen, hattest du doch diese ununterbrochenen Migräneanfälle«, versuchte er nun die Königin in ein Gespräch zu verwickeln.
    Diese zog mühevoll ihre Mundwinkel in die Höhe um wenigsten des Anschein eines Lächelns zu zeigen. »Mir geht es schon seit Längerem besser. Danke der Nachfrage.«
    »Wo sind denn eure lieben Kinder?«, mischte sich nun mein Vater ein. Die ungewöhnliche Stimmung schien wohl auch ihm aufgefallen zu sein. »Sagt bloß ihr habt sie in Zykre gelassen.«
    »Nein, nein«, verneinte die Königin schnell Vaters Befürchtung, wohingegen ich ein enttäuschtes Seufzen unterdrücken musste. »Sie sollten gleich da sein. Oxana ist während der Fahrt immer wieder eingeschlafen und Valentin ist so nett und weckt sie gerade, damit wir schon vorgehen konnten.«
    »Einen sehr aufmerksamen Sohn habt ihr da«, bestätigte meine Mutter und schenkte mir einen Seitenblick, der mich bloß die Augen verdrehen ließ. So sehr sie es vielleicht auch wollte, ich würde niemals wie Valentin werden. Ich verabscheute diesen Kerl.
    »Das ist wahr«, stimmte die Königin. Sie war besonders stolz auf ihren Sohn, den sie aus erster Ehe mitgebracht hatte, denn sobald sie gehört hatte, dass die Königin — die Gefährtin von König Dorian und die Cousine von König Micah — gestorben war, ließ sie sich von ihm scheiden. Dies war sehr ungewöhnlich und nur der König des Landes hatte dazu die Befugnis und selbst dann geschah es nicht oft. Doch anscheinend sah König Dorian in Priscilla eine geeignete Königin und Stiefmutter für die kleine Oxana, die trotz des Verlustes ihrer Mutter überlebt hatte.
    Und als hätte ich sie mit meinen Gedanken heraufbeschworen, lief die kleine Oxana müde an der Hand ihres Bruders durch die Tore, die sich gleich darauf wieder schlossen. Das kleine Mädchen rieb sich geblendet die Augen, als sie in die große Eingangshalle trat. Kein Wunder, draußen war es mittlerweile schon dunkel und normalerweise wäre schon längst Bettruhe und ich würde zusammen mit meiner Prinzessin in ihrem Bett kuscheln.
    »Guten Abend, sehr geehrte Herrschaften«, begrüßte Valentin uns überschwänglich und verbeugte sich ohne Oxanas Hand loszulassen. »Es freut mich Sie alle endlich wieder zu sehen.«
    Ein schiefes Grinsen erschien auf seinen Lippen und er richtete sich wieder auf. Seine strohblonden Haare waren kurz geschoren, sodass ihm keine lästigen Strähnen in die Stirn fielen wie es bei mir manchmal der Fall war. Die grauen Augen, die wie die seiner Mutter uns und die Umgebung aufmerksam musterten, blieben kurz bei mir hängen. Sein Grinsen wurde breiter. Mir war jetzt schon bewusst, dass er mir noch sehr viel Ärger bereiten würde. Ich hoffte nur, dass er es nicht wagen würde, Dana zu nahe zu kommen.
    »Valentin, Oxana. Schön auch euch wiederzusehen«, meinte König Micah. Nun konnte er erneut von ganzem Herzen lächeln.
    Adrienne kniete sich sogleich vor Oxana hin und umarmte sie. Da sie verwandt waren und König Micah und Adrienne viel Zeit in Zykre verbracht hatten, nachdem ihre Mutter starb, war die Kleine für Adrienne schon wie ein jüngeres Geschwisterchen geworden.
    Während meine Mutter sich bereits mit Königin Priscilla unterhält, versuchen König Micah und mein Vater den zykrischen König aus seinem Stimmungstief zu holen.
    »Na, wie geht's dir denn so?«, sprach mich auf einmal jemand von der Seite an.
    Ich zuckte nicht zusammen, schließlich war mir aufgefallen das der Prinz seine Schwester bei Adrienne alleine gelassen hatte um zu mir zu kommen. Ohne einen Hauch von einer Regung auf meinem Gesicht zu zeigen, wandte ich mich zu ihm um. »Gut. Und selbst?«
    Valentins schiefes Grinsen wurde spöttisch. »Gut, alles gut bei mir.« Das Grinsen schwand nicht eine Sekunde von seinem Gesicht.
    »Und wie läuft die Suche nach deiner Gefährtin?«, ging er mir weiterhin auf die Nerven.
    Ich blickte zu ihm und zog eine Augenbraue hoch. Meine Mundwinkel zuckten. Meine Reaktion verwirrte ihn offenbar, denn eigentlich sollte ich ihm nun an die Gurgel springen, weil er es gewagt hatte meine Prinzessin anzusprechen. Doch wieso sollte ich dies tun, wenn mein Mädchen seelenruhig im obersten Stockwerk vor sich hin schlummerte und nur darauf wartete, dass ich zu ihr ins Bett krabbelte?
    Jedoch wusste unser kleines Prinzchen dies nicht und dachte nun er könnte mich provozieren.
    »Sehr zu meiner Zufriedenheit«, lächelte ich ihn arrogant an.
    Verärgert zog er seine Augenbrauen zusammen. »Was bedeutet das?«
    Ich legte immer noch erhaben lächelnd meinen Kopf auf die Seite. »Das bedeutet, dass ich erfolgreich war.«
    Überraschung war in seinen grauen Augen zu erkennen. Er hatte wohl weder erwartet noch davon gehört, dass ich meine Gefährtin vor einiger Zeit gefunden hatte.
    »Herzlichen Glückwunsch«, brachte er zwischen zusammengepressten Lippen hervor. Es hörte sich eher nach einer Drohung an. »Wo ist denn die zukünftige Königin Ilonas?«
    Bevor ich antworten konnte und ihm eindrücklich klarmachen konnte, dass er seine dreckigen Pfoten von ihr lassen sollte, unterbrach Vaters überraschte Stimme mich. »Dana, was tust du denn hier? Müsstest du dich nicht noch ausruhen?«
    Sobald ich den Namen meiner Prinzessin hörte, war Valentin schon vergessen und ich drehte mich zu den Treppen, die nach oben führten. Tatsächlich. Mein Mädchen schritt elegant und selbstbewusst mit erhobenem Kopf die Treppen hinunter. Ihr Körper war von einem wunderschönen nachtblauen Abendkleid umhüllt, von dem man denken könnte, dass es ihr Ballkleid sein würde. Ein glitzerndes Seidentuch verdeckte ihre bloßen Schultern. Einzelne gelockte Strähnen umschmeichelten ihre engelhaften Züge, während der Rest ihrer hellbraunen Haare zu einer aufwendigen Flechtfrisur hochgesteckt wurden. Sie sah aus wie eine wahrhafte Prinzessin. Meine Prinzessin.
    Obwohl ich es nicht guthieß, dass sie sich von ihrem Bett erhoben hatte, schließlich war sie noch nicht komplett genesen, kam ich ihr entgegen und blieb am Fuß der Treppe stehen um ihr eine Hand entgegenzustrecken. Mit einem dankbaren Lächeln auf den Lippen, legte sie ihre kleine, weiche Hand in meine große, schwielige. Zusammen überbrückten wir die letzten Meter bis zu unseren staunenden Zuschauern.
    Mein Lächeln konnte gar nicht größer werden, als ich Valentins Verärgerung und Mutters Sprachlosigkeit bemerkte. Ich war stolz auf mein Mädchen, dass sie sich getraut hatte sich ganz alleine der fremden Königsfamilie sowie dem missbilligenden Blicken meiner Mutter zu stellen, obwohl sie dies nicht musste. Schließlich war sie befreit von dem Empfang der zykrischen Königsfamilie, weil sie noch nicht vollkommen gesund war.
     »Darf ich vorstellen«, ergriff ich das Wort, als die anderen noch sprachlos von ihrem Auftritt da standen, »meine Gefährtin und zukünftige Königin von Ilona, Dana.«
    Daraufhin knickste meine Prinzessin kurz, ohne meine Hand loszulassen. Ein schüchternes Lächeln umspielte ihre vollen, roten Lippen und ich verspürte den Wunsch sie hier vor allen anderen zu küssen um ihnen zu zeigen, dass sie zu mir gehörte. Doch um mein Mädchen nicht in Verlegenheit zu bringen, zog ich sie lediglich an der Taille zu mir, sodass sie ihren Kopf an meine Schulter lehnen konnte.
    »Mein Schatz«, sprach ich nun etwas leiser zu meiner Prinzessin, »das sind König Dorian und seine Ehefrau Königin Priscilla und ihre Kinder Prinz Valentin und Prinzessin —«
    »Oxana«, rief daraufhin eine laute, hohe Kinderstimme. Die kleine Prinzessin löste sich von Adrienne und kam auf uns zu. Vor Dana blieb sie stehen und schaute zu ihr hoch. Ihre dunkle Lockenmähne umrahmte ihr Gesicht mit der kleinen Stupsnase, den rosafarbenen Lippen und den bernsteinfarbenen Augen, die regelrecht strahlten.
    »Hallo«, sagte sie zu meiner Prinzessin, die sie lächelnd betrachtete. Das cremefarbene Kleid, das sie trug, wies Falten und Knicke auf, da sie während der Fahrt wohl nicht ganz stillsitzen konnte.
    »Du bist sehr hübsch.« Die Kleine störte sich offenbar nicht daran, dass Dana nicht antwortete. »Ich will auch so ein schönes Kleid tragen, wenn ich groß bin. Aber Val sagt immer ich bin noch zu klein und muss warten. Ich warte aber nicht gerne, weißt du. Er hat mir versprochen, dass ich später dann tragen kann, was ich will. Und ich will auch so ein Kleid tragen. So wie du.«
    Das Mädchen legte ihren Kopf schief, als würde sie über etwas nachdenken. »Du bist jetzt auch meine Schwester, oder?«, überlegte sie laut.
    Ich schmunzelte. Als Oxana klein war, hatte sie sich darüber geärgert, dass sie die einzige Prinzessin außer Adrienne war. Sie wollte noch eine Schwester, sodass sie nicht nur zu zweit wären und ich meinte da, dass wenn ich meine Gefährtin fand, sie ihre neue Schwester sein würde. Noch eine Prinzessin, sodass sie nicht mehr nur zu zweit waren.
    Dies erklärte ich schnell meiner Prinzessin, als diese mich nur verwirrt anblickte. Anschließend nickte sie und ich bejahte Oxanas Frage, woraufhin sie vor Freude quiekte und mein Mädchen kräftig in die Arme schloss. Zumindest ihren Bauch, da die sieben-Jährige noch recht klein war.
    »Dann können wir ganz ganz viel spielen und Adri und ich müssen nicht mehr alleine spielen«, ratterte die Kleine aufgeregt herunter, was sie alles tun könnten. Ich machte mir schon Sorgen, ob sie überhaupt noch genügend Luft bekam.
    »Oxana, es reicht. Bedräng Dana doch nicht so«, wies ihr Bruder sie zurecht. Trotzig verschränkte die Schwarzhaarige ihre Arme vor der Brust und streckte ihrem Bruder die Zunge heraus. Doch als er einen Schritt auf uns zukam, versteckte sie sich mit weit aufgerissenen Augen hinter dem breiten Rock meiner Prinzessin.
    Valentin schüttelte bloß seinen Kopf und trat vor Dana. Charmant lächelnd ergriff er ihre Hand, die ich nicht festhielt, und verbeugte sich vor ihr, während er einen Kuss auf ihren Handrücken hinterließ. Den Blick, den er ihr dabei zu warf, brachte mich zum Brodeln und ich wollte ihm am liebsten erneut die Schulter auskugeln und das Handgelenk verstauchen. Oder am besten noch Schlimmeres.
    Als er sich wieder aufrichtete, entzog ihm mein Mädchen vorsichtig die Hand. Ihr war das anscheinend unangenehm, denn sie lehnte sich noch ein wenig mehr an mich. Dies beruhigte mich.
    »Kronprinz Valentin von Zykre«, stellte er sich abermals vor. »Es ist mir eine Freude Eure Bekanntschaft zu machen. Oder darf ich Euch mit du ansprechen?«
    Meine Prinzessin nickte auf die Frage bloß mit ihrem Kopf. Ich konnte ihr ansehen, dass sie nicht recht wusste, wie sie mit dem Prinzen umgehen sollte. Schließlich würde sie ihm nicht antworten und Valentin sah sie bereits seltsam an.
    Mein Griff um ihre Taille wurde fester, als ich mich aufrichtete und sprach: »Dana spricht nicht. Sie wird dir nicht antworten. Keinem von euch. Wer damit ein Problem hat, weiß hoffentlich wo sich die Tür befindet.«
    Mein harter Blick sah jeden der zykrischen Königsfamilie scharf an. Ich wartete bloß darauf, dass jemand aufbegehrte und einen Streit anfing. Dieser jemand würde es bereuen.
    Jedoch blieben alle still. Valentin zog nur eine Augenbraue in die Höhe, allerdings lag kein Ekel in seinem Blick. Der König schien es nicht zu interessieren. Er betrachtete Dana kurz und wandte sich dann wieder um. Die Königin schürzte ihre Lippen und warf meiner Gefährtin einen abschätzenden Blick zu, doch auch sie sagte nichts.
    Nur meine Mutter erdolchte mich mit ihren Blicken und zischte: »Nicolas, wie kannst du es wagen! Sie sind unsere Gäste.«
    Ehe ich sie zurechtweisen konnte, übernahm dies mein Vater, indem er meinte: »Nicolas, hat recht. Dana gehört zu unserer Familie. Wer sie nicht akzeptiert, hat in unserem Zuhause nicht zu suchen. Doch ich denke, dass wir alle zivilisierte Menschen sind und uns vertragen werden. Ist es nicht so?« Bei seinen letzten Worten, sah er meine Mutter mahnend in die Augen.
    »Natürlich«, zwitscherte diese mit einem breiten Lächeln auf den Lippen, das falscher nicht hätte sein können.
    Daraufhin nahmen die zwei Königinnen und die Könige wieder ihre Gespräch auf.
    Eine zarte Hand legte sich auf meine Brust, sodass ich hinunter blickte um in rehbraune Augen zu sehen. Sogleich huschte ein Lächeln über meine Lippen und ich sah sie liebevoll an. Ohne auf Valentin, der sich immer noch nicht vom Fleck bewegt hatte, zu achten, streckte sie ihre Hand aus und strich mir durch das Haar. Ich bekam kaum mit, wie sie meine Haare richtete, über die sich vorhin meine Mutter so aufgeregt hatte, sondern bewunderte nur ihre Schönheit und dankte demjenigen, der sie für mich auserwählt hatte.

***
Hey, Menschen, die mich wahrscheinlich am liebsten umbringen würden, weil ich irgendwie 10 Jahre gebraucht habe um eine neues Kapitel zu schreiben!

Tja, erstmal sorry dafür. Ehrlich gesagt habe ich gedacht, dass ich in den Sommerferien sogar mehr Zeit zum schreiben habe und vielleicht sogar das Buch abschließen kann. Aber falsch gedacht!
Ich werde wahrscheinlich noch ein paar Monate, wenn nicht schon noch ein Jahr dafür brauchen. Es wird nämlich noch einiges passieren. Ich hoffe ihr bleibt alle trotzdem dran, denn eure Unterstützung spornt mich echt an.
Weil ich morgen Abend wieder wegfahre — ich hatte nämlich größtenteils keine Zeit zum Schreiben, weil ich nicht Zuhause war, sondern auf Urlaub — habe ich mir überlegt in der letzten Ferienwoche wieder eine Lesenacht zu machen, damit ich den Mangel an Kapitel über den Sommer wieder gutmache.
Im nächsten Kapitel, das ich in voraussichtlich 1-2 Wochen hochlade, gebe ich euch das genaue Datum. Wie schon beim letzten Mal könnt ihr mir auch Vorschläge geben, wann es euch am besten passt.
Zur Entschuldigung ein extra langes Kapitel.
- 3448 Wörter -

Eure
Starlight-belle

Die stumme Prinzessin (alte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt