„Mam, Gjyshe? Kann ich euch irgendwie helfen? Ich möchte heute Kuchen backen, wenn das okay ist.“, biete ich an. Ich stehe ungefähr zwei Meter von den beiden entfernt, die fleißig damit beschäftigt sind, Pflaumen zu pflücken.
„Ach Schätzchen, natürlich darfst du das. Aber wir sind schon fertig mit Pflücken. Warte kurz.“, antwortet Oma.
„Okay.“
Meine beiden Powerfrauen bringen die Pflaumen in einem riesigen Korb zum Waschbecken, wo sie diese gründlich waschen und mehrere Schüsseln holen, um sie zu servieren. Einen Drittel lassen sie mir aber übrig für das Backen.
„Ich mach das schon.“, sage ich, als Oma die schwere Schüssel zu den Jungs rüber schleppen will.
Oma lächelt nur und haucht ein leises „Danke, qika jem.“Ich erwiedere es und mache mich auf den Weg.
Bei den beiden Kerlen angekommen, stelle ich die Schüssel ab und wünsche ihnen einen guten Appetit.
Nachdem sie sich bedankt haben, gehe ich zurück in das Haus und suche schon mal ein paar Sachen raus, um den Kuchen vorzubereiten.
Ich weiß immer noch nicht, was ich von Blerim halten soll. Ich glaube, er hat kein Interesse an mir. Sonst würde er sich doch viel... er würde sich anders verhalten. Das steht fest. Oder liegt es an der Anwesenheit meines Bruders?
Ach, Eliza. Er will wahrscheinlich nur nichts von dir. Du bist 16 und noch keine reife Frau. Ich kann ihm doch eh nichts bieten.Ich gehe in den Flur und schaue mich im Spiegel an. Den Cardigan ziehe ich aus und lege ihn auf den Stuhl neben dem Schuhschrank.
Ich bin eher zierlich, habe keine sexy Kurven. Das einzige, was ich an meinem kleinen Körper mag, ist meine schmale Taille. Aber ich verstecke sie eher. Ich hoffe, ich bekomme etwas von der Sonne ab, denn meine blasse Haut lässt mich einfach nur krank aussehen. Offensichtlich fühle ich mich einfach noch nicht wohl genug in mir selbst, es gibt vieles was ich an mir verbessern will.Seufzend binde ich mir meine Haare in einen Dutt und will schon in Richtung Küche gehen, als die Haustüre plötzlich aufgeht und ein schief grinsender Blerim vor mir steht.
Wahrscheinlich hätte ich dahin schmelzen müssen, ein wahrer Adonis direkt vor mir. Mit seinen wunderschönen blauen Augen, den dunklen Locken und der großen muskulösen Statur.
Doch stattdessen habe ich mich innerlich einfach nur dafür geohrfeigt, dass ich mir gerade eben einen gammligen Dutt gebunden habe anstatt meine Haare verführerisch offen zu halten.
Ich bin völlig eingeschüchtert und frage ihn:„Kann ich dir helfen?“
Er starrt mich erst einmal nur an, was dazu beiträgt dass ich mich noch unwohler fühle, als ich es schon tue. Dann setzt er ein selbstbewusstes Lächeln auf und antwortet:
„Ja, das wäre super. Lorik ist zu faul um aufzustehen, und ich brauche n mobiles Akkugerät. Er meinte, du hättest eins.“
Etwas überrumpelt nicke ich. Obwohl..
„Dann wohl mir nach.“, sage ich.
Während wir die Treppen hochsteigen, entferne ich den Haargummi von meinen Haaren und kämme sie mit meinen Fingern zurecht, in der Hoffnung, dass sie nicht völlig zerzaust sind.
Im Zimmer angekommen setzt er sich auf mein Bett, während ich ersteinmal in meiner Handtasche nach dem Akkugerät suche.
Zunächst herrscht Stille. Dann spricht er.
„Lorik und du seid euch echt ähnlich.. wie ich das auf dem ersten Blick nicht erkennen konnte.“
„Wie bitte?“, frage ich erneut überrumpelt.
„Er beißt sich auch immer auf die Lippen, wenn er grübelt.“
„Ich, äh. Okay?“ Starrt er mich etwa die ganze Zeit schon an?
In der Tasche ist es nicht. Ich bewege mich rüber zur Kommode und er beobachtet jeden kleinen Schritt, den ich mache. Ist es ihm nicht unangenehm, einer Person so hinterher zuschauen? Oder ist es ihm einfach nur egal?
„Hast du auch Geschwister?“, will ich wissen, um mir mein Schamgefühl nicht anmerken zu lassen.
„Japp. Eine jüngere Schwester. Miranda. Ich glaube, sie ist ein paar Monate jünger als du.“
„Echt? Cool.“
Zweite Schublade. Wieder nichts.„Wir gehen heute noch mit ihr in die Stadt. Sie will shoppen. Du kannst doch mit? Ich glaube mit zwei Kerlen ist das doch sowieso nicht so toll. Und morgen fahren wir wieder nach Prishtinë, vor der Hochzeit ist das das letzte Mal hier.“
Dritte Schublade. Mann.
„Wenn das für euch ok ist, gerne., lächle ich. Ich bin leicht erschöpft vom ganzen Rumwühlen. Wer heiratet denn?“
Gerade will er mir antworten, als Lorik ins Zimmer platzt.
„Was dauert das denn so lange?“, fragt er genervt und schmeißt sich neben Blerim auf mein Bett.
„Ich finde es nicht. Vielleicht hat es Arlind genommen.“, vermute ich mit einem entschuldigenden Blick.
„Tja, Blerim. Dann gehen wir halt ohne vollem Akku los.“
„Deine Schwester kommt mit.“
Mein Bruder runzelt die Stirn, antwortet nach nem kurzen Seufzer jedoch:
„Von mir aus.“
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Eliza und Blerim
RomanceEliza Hoxha ist wunschlos glücklich als die langersehnten Sommerferien beginnen und sie endlich mit ihrer Familie für vier Wochen nach Kosovo in den Urlaub fährt. Dass dieser Monat unvergesslich wird, ist schon vorprogrammiert. Auf der Suche nach si...