Gedanken

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Nun bin ich schon seit ein paar Tagen bei meiner Familie mütterlicherseits, und ich fühle mich unendlich wohl.

Ich erinnere mich an meine Kindheit zurück. Damals, mit sieben oder acht Jahren.

Als ich mit den Kindern aus dem Dorf mit den einfachsten Gegenständen, wie alten Pfannen oder Tüchern Mutter-Vater-Kind gespielt habe.

Oder als wir Hochzeiten nachstellen.

Sie wollten immer, dass ich die Nuse bin, und Florian war jedes mal der Bräutigam. Ich weiß noch, wie ich damals leichtes Herzflattern bekam.
Wie ich ganz aufgetakelt da stand und ein paar Blumen in der Hand hielt, den Kopf gesenkt und mit dem roten Schleier an meinem Arm gebunden voranschreitete.

Florian machte ja nur mit, weil mein Bruder unbedingt mitspielen wollte. Ich wollte ja, dass er sich raushält, aber Lorik bestand darauf, meine Brautjungfer zu sein.

Ihr hättet das mal sehen sollen.

Unvergesslich.

Meine Mutter hat etliche Bilder wo sich Lorik an meinem Arm festhält, ein geblümtes Tuch um die Hüfte gebunden hat und ein Duckface macht.

Hin und wieder ärgern wir ihn damit, und wir haben uns auch fest vorgenommen, diese wunderschönen Bilder seiner zukünftigen Freundin zu zeigen.

Wenn Sie ihn immernoch so nimmt, zeigen wir sie halt seinen zukünftigen Kindern. Und den Kindern seiner Kinder.

Das lustigste jedoch ist, dass Lorik und Florian damals 10 und 12 waren und trotzdem mitmachten.

Viele würden das uncool finden, aber für mich waren die beiden schon immer meine Helden.

Ja, Florian war schon immer jemand vor dem ich Respekt hatte. Mit dem ich alles machen konnte, mich nie schämen musste, und so weiter. Vielleicht weil wir uns auch einfach seit meiner Geburt kennen.

Ich hab immernoch schreckliche Angst, dass sich durch die hinzukommenden Gefühle alles ins Negative entwickelt.

16 Jahre Freundschaft.

Ich hab Angst, dass ich alles kaputt mache. Ich bin so hin und her gerissen. Es muss ihn so stören, nicht nur ihn, sondern auch Blerim, dass ich mich nicht einfach entscheide. Es nervt euch sicherlich auch.

Doch ich will mich nicht einfach zu schnell in etwas hineinstürzen, dann wenn ich mit einem von beiden zusammen bin erkennen, dass der andere doch viel mehr zu mir gepasst hätte und dem anderen dann das Herz brechen oder mir von beiden gleichzeitig das Herz brechen lassen.

Ugh, zu kompliziert.

Um mich ein wenig abzulenken, gehe ich nach draußen und spaziere ein wenig.

Ich denke ein wenig über Selbstakzeptanz - und Kritik nach, über dies und jenes.

Blerim geht mir nicht aus dem Kopf.
Bei all meinen Handlungen muss er sich immer irgendwie in meine Gedanken schleichen. Ehrlich gesagt macht es mich wahnsinnig, doch gleichzeitig gibt es mir so ein Glücksgefühl. Wie wenn das Herz ganz schnell flattert, wie wenn ich ihn auch nur sehe. Sein Profilbild anschaue. Alles drum und dran.

Ich versuche ihn permanent mit Florian zu vergleichen. Doch es gelingt mir nicht, denn beide sind einzigartig.

Ich bewundere beide auf die selbe Weise. Vielleicht ist es das, was mir zu schaffen macht.

Ich kehre nach ein, zwei Stunden wieder um. Die Sonne tut mir gut, das spüre ich. Auf jeden Fall wurde genug Vitamin D gesammelt.

Beschwingt stolziere ich. Und bemerke dabei gar nicht, dass mir jemand hinterher ruft. Erst als ich eine Handfläche auf meiner Schulter spüre und mich schlagartig umdrehe kommt die Erkenntnis.

"Oh, Florian. Ich habe dich nicht gehört, 'tschuldigung.", sage ich leicht angespannt.

Seit diesem Zwischenfall habe ich ihn mehr oder weniger gemieden.

"Ach, macht nichts. Ich wollte nur Hallo sagen.", meint er jedoch völlig locker und schenkt mir ein ehrliches Lächeln, welches ich erwiedere.

Seine Grübchen sind so süß.

Wie stehen kurz da, dann greift er sich kurz an die Haare und fängt an zu reden.

"Ähm.. Hast du heute noch was vor?", fragt er.

Ich schüttele den Kopf. Tatsächlich nicht. Und da ich mich jetzt sowieso schlecht fühle, weil ich mich völlig unnötig vor ihm versteckt habe, kann ich ja wohl zusagen. Außerdem sind wir nicht mehr lange da.

"Okay, super. Ich meine, wie wär's, wenn wir was machen?"

"Klar, jetzt sofort, oder..?", will ich wissen. Denn ich wüsste nicht, was man bei uns im Dorf so spontan machen könnte.

Wie als hätte er meine Gedanken gelesen, meint er: "Nee, wie wäre es in so einer Stunde ungefähr? Ich hab ne Idee."

Ich ziehe eine Augenbraue hoch und sage: "Jetzt bin ich aber gespannt, Herr Mehmeti."

"Freut mich. Sehr sogar.", zwinkert er.

Ich lache. Herzlich.

"Na dann, bis in einer Stunde. Hol mich ab.", sage ich schließlich und verabschiede mich.

"Okay.", meint er. "Bis nachher."






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Wenn Schule dich momentan einfach fertig macht und privat auch zuuu viel los ist. Diese Woche war crazy.
Aber Leute, omg, bald ist es so weit und wir reisen wieder nach Kosovo! Ich freue mich auf dieses Jahr irgendwie besonders. Wird supi!
Wie sieht's bei euch aus?

Absofort wird wieder etwas regelmäßiger geupdatet. Hoff ich haha

Eliza und Blerim Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt