Oh, Flo

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"Wann sind wir da?"

"Viola, bitte weine doch nicht. Lass es einfach raus und zwing dich nicht dazu. Sonst geht es dir nur schlechter!"

*Würggeräusche einer 5 Jährigen*

"Eliza, mach die 08/15 Mucke aus! Nicht in meinem Auto!"

Ja. Daraus bestand die Autofahrt von Prizren nach Gjilan.

Nun sind wir endlich angekommen.
Zeit zum Aussteigen.

Ich nehme meine Kopfhörer ab und stecke sie in meine Tasche, bevor ich aufstehe und meine Verwandten in die Arme schließe.

"Lorik! Djali jem! Qysh je?", ruft mein Opa sofort und eilt trotz seinen guten 76 Jahren her.

Dass er Lorik am meisten mag, ist kein Geheimnis.

Der erstgeborene Sohn seiner geliebten Tochter, meiner Mutter.

Ich war eher noch so ein Anhängsel.
Zumindest für ihn.

"Eliza, meine Liebe. Schau Dich an! So hübsch!", begrüßt mich meine Oma nun.

Ich umarme sie und begrüße auch gleichzeitig alle anderen.

Viola versucht sich eher zu verstecken, mit den Kindern im Dorf hatte sie bislang nicht wirklich etwas zu tun.

Arlind ist da auch etwas schüchterner.

Die beiden sind es nicht allzu sehr gewöhnt. Diese albanischen Begrüßungsrunden können für Kinder aber auch unangenehm sein, denke ich mir grinsend. Man sieht sich ja kaum und dann wird man so umzingelt.

Lorik und ich haben früher, als Arlind noch ein Baby war und davor, immer jeden Sommer 6 Wochen in Kosovo verbracht. Die meiste Zeit davon hier.  Deswegen sind wir auch so gut mit Florian befreundet.

Bevor ich weiter in Kindheitserinnerungen schwelgen kann, entschließt sich Opa endlich dazu, mich auch mal zu begrüßen.

"Eliza, unser Goldschatz. Wie geht es dir?", fragt er.

Ich antworte wahrheitsgemäß, dass es mir gut geht und frage ihn auch noch nach seinem Wohlbefinden.

Ich bin es gewohnt sehr respektvoll mit ihm zu reden.

Lorik hingegen behandelt ihn wie einen Kumpel, und andersrum genauso. 

Nachdem die ganze Tour vorüber ist, wird das Gepäck in die Zimmer gebracht und es wird eine Wassermelone serviert. Dazu natürlich noch Getränke.

Ich halte mich eher zurück, fühle mich aber trotzdem sehr wohl.

Nach einer Weile haben wir Besuch von unseren Nachbarn, welche da sind um uns zu begrüßen.

Und das sind Frau und Herr Gashi, Florians Eltern.

"Oj Fatmire, qysh je?", spricht Florians Mutter direkt meine an.

Ich bereite mich schon auf stundenlanges Schwätzen vor.

Alle stehen auf und begrüßen sich.

Als ich Florian umarme, fühle ich mich komisch. Anders.  Ich weiß nicht, weswegen.

Eigentlich hatte sich nichts geändert.

Eigentlich. 

"Du siehst schön aus heute, Eliza.", sagt er.

Etwas, was er nie zuvor gesagt hat. 

Ich versuche meine Unsicherheit zu überspielen.

"Nur heute, oder wie?" antworte ich mit einer gehobenen Augenbraue.

"Immer.", grinst er.

Ich habe das Gefühl, heute hat er sich besonders rausgeputzt.

Seine dunkelblonden Locken und grünen Augen könnten ohne hin schon jedes Mädchen zum schmelzen bringen.

Normalerweise war Flo eher bescheiden was Style und Co. angeht. Er zieht soweit ich weiß immer das an, was er gerade im Schrank findet und kombiniert nicht lange rum. 

Doch heute trägt er ein weißes V-Ausschnitt T-Shirt und dazu grünliche kurze Hosen, welche seine Augenfarbe noch mehr zur Geltung bringen. 

Oh, Flo.

Eliza und Blerim Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt