Der gute Bruder

160 9 8
                                    

Es ist vorbei. Die Liebelei mit Florian.. und auch mein Aufenthalt bei der Familie meiner Mutter.

Die letzten paar Tage habe ich mich eher zurück gezogen. Alle dachten ich habe Grippe oder sonstiges, doch ich lag einfach nur im Bett und dachte über mein Leben nach.

Darüber, was ich eigentlich will.

Und jetzt weiß ich es.

Es ist Blerim.

Ich habe auf seine Nachrichten nicht mehr geantwortet, da ich wie bereits erwähnt viel nachdenken musste. Außerdem will ich ihn überraschen. Miranda hat bald Geburtstag und mein Bruder und ich sind eingeladen. Ich werde dort das Gespräch mit ihm suchen und ein für allemal klarstellen, dass er der einzige Mann ist, den ich haben will.

Ich hoffe so sehr, es klappt alles.

Nun muss ich meine Sachen vorbereiten und dann fahren wir auch zurück zu meinem Vater.
Ich freue mich schon darauf, alle wieder zu sehen.

Heute trage ich ein einfaches Sommerkleid. Meine wilden Haare habe ich in einen Dutt gezwängt und als Schmuck trage ich eine einfache Kette.

Nachdem mein Koffer wieder gepackt ist gehe ich runter zu meiner Familie.
"Eliza, zemer, dir geht es besser. Man sieht es dir an.", lächelt meine Oma.

"Danke. Ja, es ist alles wieder okay.", antworte ich.

"Manchmal braucht man wohl einfach ein paar Tage, um seinen Kopf frei zu bekommen. Danach kann der Körper erst wieder richtig funktionieren.", lässt sie ab.

Ich schaue sie verwundert an.
Wie kommt sie darauf? Ich habe mit niemanden über Jungs geredet außer..

"MAAAAMMMM!", brülle ich.

Die beiden haben sich doch nicht ernsthaft über mein Liebesleben unterhalten?!

"Çka u ba?", brüllt sie zurück.

Sie ist vielleicht fünf Meter von mir entfernt.

Ich schnaube. Danach gehe ich zu ihr und ziehe sie zurück, damit wir alleine reden können.

"Warum hast du Oma von Florian erzählt? Nanë, ich.. da ist nichts.", flüstere ich.

Sie schaut mich bloß an. Dann spricht sie.

"Ich habe kein Wort darüber verloren, Eliza.", sagt sie.

Wir staren uns kurz an. Dann machts klick.

Ich sehe Lorik und renne auf ihn zu.
Dann greife ich seinen Arm auf eine äußerst unsanfte Weise, aber das ist mir egal.

"Pack deine scheiß Krallen weg, Eliza. Was willst du?!", zischt er.

Ich bin so wütend.

"Wem hast du von noch meinem Liebesleben erzählt? Hm? Opa, vielleicht auch noch gleich Arlind?"

Er schaut mich auch nur bloß an. Jedoch komplett verwirrt.

Bevor ich ausrasten kann, mischt sich Oma wieder ein.

"Liza. Florians Mutter hat's mir erzählt. Anscheinend konnte er kaum aufhören, über dich zu reden."

Ich schaue sofort zu Lorik.

Seine Miene verändert sich schlagartig. Sie sieht finster aus.

Jetzt ist er der Wütende.

"Du hast was mit ihm am Laufen?", knurrt er schon fast. Irgendwie ist seine Stimme auch tiefer geworden.

Ich hatte noch nie so Angst vor ihm.

Ich bringe gerade so ein "Nein." heraus. Es wirkt aber überhaupt nicht überzeugend.

Er spannt sich an. Komplett.

Oma weiß gar nicht, was sie falsch gemacht hat. Warum es ihn denn überhaupt stört.

Ich deute ihr, dass sie schon gehen kann und wir alleine reden müssen.
Sie schaut mich schuldbewusst an, doch ich streiche ihr kurz über den Arm und lächle.

Keine Geheimnistuerei mehr.

"Lorik, hör mir bitte zu."

"Nein. Es ist doch alles klar und deutlich."

"Ich-"

"- ICH dachte ich wäre ein guter Bruder. Lasse dir deine Freiheiten und hinterfrage nichts.. So wie man es auch bei uns Typen tut.. und das nur um dir dann die Gelegenheit zu geben, dich wie eine Nutte an meine engsten Freunde zu werfen? Gleichzeitig?"

Seine Worte verletzten mich so sehr. Ich atme nur noch in Stößen.

"Es tut mir so leid. Bitte.", schluchze ich.

Lorik hat gerade jegliche Art von Emphatie in ihm ausgeschaltet.

"Ich schäme mich für dich.", sagt er. Todesernst.

Das war genug um mich zum weinen zu bringen. Unsere Verwandten schauen uns verwundert an.

Für andere mag die Situation übertrieben klingen. Doch wenn man unser gutes Verhältnis im Kopf behält, wie wir uns eigentlich immer alles erzählten.

Ich habe nicht nur die beiden jungen Männer betrogen, die mich schätzen. Nein, ich habe auch meinen Bruder betrogen. Der mir immer vertraut hat.

Er schaut mich angewidert an. Wie ich da so stehe, mikrig im Vergleich zu ihm. Mein tränendurchströmtes Gesicht.

Ich habe alles kaputt gemacht.

Und das, was er zum Schluss noch sagt, macht mich kaputt.

"Du kannst die Feier bei Miranda vergessen. Wehe, du sprichst nur noch ein einziges Mal einmal mit ihm."

Ich schluchze laut.

Alles, worüber ich die letzten Tage nachgedacht habe war futsch. Ich wollte Blerim meine Liebe gestehen. Jetzt wird mein Bruder ihn dazu bringen, mich zu hassen.

Aber eigentlich bin ich doch selber Schuld. An allem.



Eliza und Blerim Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt