Kapitel 19

317 20 0
                                    

„Wie meinst du das?", stieß ich verwirrt hervor. Taddl zog mich noch etwas näher zu sich. „Du kannst doch nicht verleugnen, dass es zwischen uns knistert", flüsterte er und blinzelte mir verschwörerisch zu. Und mit diesen Worten beugte er sich so weit nach vorne, dass mein Gesicht nur noch ein paar Zentimeter von seinem entfernt war. Wollte er mich gerade ernsthaft küssen? Panik stieg in mir hoch und abrupt stieß ich Thaddeus weg. „Nein, ich kann das nicht!" Der Junge hatte sich nach meiner Abfuhr schnell wieder gefangen. „Aber warum nicht? Bin ich dir nicht gut genug? Ehrlich, ich... ich mach alles was du willst!", versprach er mir. Ich blickte zu Boden und schüttelte währenddessen den Kopf. „Daran liegt es nicht. Glaub mir du hast einen tollen Charakter, siehst gut aus und alles, aber ich habe eben keine Gefühle für dich." „Mhm", machte Taddl. „Aber vielleicht könnte sich da mit der Zeit noch etwas entwickeln." „Nein, weil ich..." Ich schwieg. „Weil du was?", hakte er nach. „Weil ich ihn noch liebe", sagte ich klar und deutlich. Taddl lehnte sich zurück und grinste mich an. „Und was machst du dann noch hier?" Ja, was machte ich dann noch hier? Ich erwiderte sein breites Lächeln. Der Kampf um Manuel ging in die zweite Runde!

Manuel machte mir die Tür auf, nachdem ich bei ihm geklingelt hatte. Ihn zu sehen machte mich so froh, nur beruhte das dieses Mal nicht auf Gegenseitigkeit. Mit einem mürrischen Seufzen resignierte er meine Anwesenheit und wollte gleich die Haustür zumachen, doch ich reagierte und stellte meinen Fuß in den Spalt. „Was willst du hier?" „Dich", hätte ich am liebsten geantwortet, doch stattdessen sagte ich nur stumpf: „Ich wollte wissen, wie es dir geht." „Mir geht's super. Also kannst du mich bitte in Ruhe lassen? Du hast doch auch Besseres zu tun. Es wäre wirklich besser für dich, jetzt zu gehen", verabschiedete sich Manuel von mir und schon stand ich wieder alleine da, mit hängenden Schultern wie ein begossener Pudel. So wie es aussah, hasste Manuel mich. Wie sollte ich das alles jemals richtigstellen? Denn das wollte ich auf jeden Fall, auch, wenn ich mich lieber um andere Sachen kümmern sollte. Wie Gesangsunterricht. Mein Handy lenkte mich ab, gerade eben hatte ich eine neue WhatsApp Nachricht erhalten, von einer unbekannten Nummer. „Läuft wohl momentan nicht so gut bei dir, hm? Ich habe es gesagt", las ich. „Wer bist du?", schrieb ich zurück. Ich hatte aber schon eine Ahnung, wer hinter der Nummer stecken könnte. Der Stalker oder die Stalkerin. „Zeig dich endlich, ich habe genug von deinen ‚Spielchen'." Prompt kam eine Antwort: „Wie du willst. Wir sehen uns heute Nachmittag auf dem Schulhof. Komm allein." Kaum hatte ich die Nachricht gelesen, ging die Person wieder offline und konnte keine Texte mehr von mir empfangen, wahrscheinlich wurde das Handy gleich wieder ausgeschaltet. Ich las erneut den Schluss der Nachricht und schluckte. Wer wusste, was mich bei diesem oder dieser Irren erwartete? Sollte ich überhaupt zu dem Treffen gehen? Eigentlich hätte ich jetzt Manu um Rat gefragt aber das kam ja wohl nun nicht mehr in Frage. Und welche Uhrzeit genau bedeutete Nachmittag? Ich seufzte. Um das alles herauszufinden blieb mir nichts Anderes übrig, als mich mit dieser Person wirklich zu treffen.

Ziemlichaufgeregt hatte ich mich auf den Weg zur Schule gemacht. Noch vor dem Tor bliebich stehen und atmete tief ein und aus. Ich hatte die Anweisungen nach langemÜberlegen befolgt und war ohne jegliche Begleitung gekommen. Nun konnte ich zumletzten Mal einen Rückzieher machen. Doch meine Neugier siegte und langsam gingich über den Schulhof. Alles war wie leergefegt, denn natürlich trieb sichniemand am Wochenende auf dem Schulgelände herum. Nur an den Tischtennisplattenhing jemand ab. Vier Mädchen unterhielten sich dort angeregt. Ich wurdestutzig. Gleich vier? Dennoch ging ich auf die Gruppe zu, die verstummte, alssie mich bemerkte und sich als niemand anderes als Isabella und ihr Gefolgeherausstellte. Ich hätte es wissen müssen, schließlich hatte sie mich seitmeinem ersten Schultag nicht ausstehen können. Aber warum sollte sie die Sachemit den Drohbriefen und alles vor ihren Freundinnen erklären? Oder hatten die ihrbei dem allem geholfen? Unrealistisch war die Vorstellung nicht. Denn auch hiergab Isabella wieder den Ton an. „Was willst du?", fragte sie mich und warf mirschon fast angewiderte Blicke zu. Ich verschränkte die Arme und hielt ihrenBlicken stand. „Das weißt du doch. Du hast mich doch hierherbestellt."„Wirklich, wovon redest du? Warum sollte ich ausgerechnet dich zu einem Treffenbitten?" Eins musste man ihr lassen: Schauspielern konnte sie. Trotzdem gingich nicht auf ihre Ablenkungsmanöver ein. „Wozu hast du mir alle dieseDrohbriefe geschrieben? Wieso willst du etwas von meinem...Freund?", giftete ichsie an. Das Manuel und ich uns getrennt hatten, verschwieg ich ihr, denn dieFreude gönnte ich ihr nicht. Isabellas Freundinnen schienen echt verwirrt zu sein,sie warfen sich fragende Blicke zu, doch auf von ihrer Anführerin ernteten sienur ein Schulterzucken. „Hör auf, mit Beschuldigungen um dich zu werfen? Ichhätte nicht im Traum daran gedacht, dass so eine wie du einen Freundabbekommt." Ja, sie ließ echt keine Möglichkeit aus, mich runterzumachen. Ichdrehte mich um und machte einen Abgang. Ich erfuhr sowieso nicht, was ihreGründe waren. Aber zumindest wusste ich, wer hinter all dem steckte. Nagroßartig, sie hatte es geschafft mein Leben zu zerstören. Wütend kickte icheinen Stein auf die Seite, der auf dem Rückweg lag. Und nun? Alles was ich nochhatte, war die Musikshow. Dann würde ich eben in sie den Rest meiner Energiestecken, der noch übrig war.

Ein Urlaub ohne MaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt