Kapitel 8

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Blitzschnell drehte ich mich um. Ich konnte es kaum fassen. Vor mir stand mein Exfreund Ben, der mir tief in die Augen schaute. Ich wich seinem Blick aus und fragte mich, was ich jemals an diesen blauen Augen gefunden hatte. Grüne waren eindeutig interessanter... Aber was machte Ben hier? Langsam machte ich einen Schritt nach hinten, um etwas Abstand zwischen ihn und mich zu bringen. „Hey Miriam", sagte er mit ruhiger Stimme. Irgendwie hatte ich ein ziemlich unwohles Gefühl im Bauch. Ben fasste mich am Arm, aber ich befreite mich von dem Griff und machte einen weiteren Schritt nach hinten. „Was willst du hier?", fragte ich beunruhigt und starrte ihn mit bösen Blicken an. „Beruhig dich doch erstmal, meine Kleine", meinte er und erst jetzt merkte ich, wie arrogant er eigentlich war und sprach. „Ich bin nicht deine Kleine!", zischte ich ihn wütend an. Ben lachte herabblassend. Er kam mir immer näher und ich wollte aus dem Raum fliehen, doch um aus der Tür zu kommen, musste ich erst an meinem Exfreund vorbei. „Ich weiß doch, dass du noch Gefühle für mich hast." Er war so selbstsicher, doch ich musterte ihn nur voller Hass. Nein, ich empfand gar nichts mehr für diesen blonden Macho. „Ich liebe dich nicht und habe es auch nie getan!", schrie ich und rannte los zur Tür. Doch er wusste was ich vorhatte und blockierte mir den Weg. „Lüg mich nicht an, wir beide gehören zusammen, Miri!" „Nein, nein, nein und nenn mich nicht so, ich heiße Miriam!", brüllte ich ihn an. „Außerdem bin ich in jemand anderes verliebt!" Ha! Das hatte ihn aus der Fassung gebracht. Aber bevor ich das Überraschungsmoment ausnutzen konnte, hatte er sich schon wieder gefangen. Ben packte mich und presste mich mit voller Wucht gegen die Wand. Ich versuchte mich zu wehren, doch ich konnte mich nicht aus seinem Klammergriff befreien. Es kam mir so vor, als ob er mehr Muskeln hatte und stärker geworden war, seit wir in den Urlaub gefahren waren. Oder war es in dem Moment nur Einbildung? Plötzlich war sein Gesicht verdammt nah an meinem dran. „Du bist mein Mädchen und gehörst nur mir", flüsterte er. „Also wer ist dieser Idiot, in den du dich verliebt hast?" Ich zuckte zusammen, denn er machte sich keine Mühe mehr, seine Stimme zu senken. Meine Handgelenke fingen an zu schmerzen, doch Ben machte keine Anstalten, mich loszulassen. „Wer!?" „Lass sie los!" Gleichzeitig drehten Ben und ich unsere Köpfe in Richtung der Zimmertür. Dort stand Manuel, lässig angelehnt an den Türrahmen. Er strahlte innere Ruhe aus, doch seine Augen blitzten vor Wut. „Leg dich mit jemanden in deiner Größe an!" Tatsächlich schob Ben mich unsanft zur Seite, sodass ich zur Seite stolperte und mit ein paar Mikrofonständern, die ich mit mir riss, auf den Boden fiel. „Miri!", rief Manuel besorgt. Doch Manuel bekam wahrscheinlich gleich ein größeres Problem, denn Ben baute sich bedrohlich vor ihm auf. Manu wollte schnell zu mir und mir helfen, doch mein Exfreund hielt ihn auf. Ohne mich eines Blickes zu würdigen, schnaubte er verächtlich „Der Kleinen geht's gut", hielt Manuel fest und schlug mit der Faust in seinen Magen. Manu krümmte sich zuerst vor Schmerz, hätte dann aber Ben noch fest eine reingehauen, wenn nicht meine Eltern, Zoe und der Besitzer des Feriengeländes aufgetaucht wäre. Die beiden Jungs wurden auseinandergezogen, Ben musste mit dem Chef gehen und Manuel wurde sicherheitshalber in die Krankenstation gebracht. Es war alles so schnell gegangen, dass ich noch gar nichts wirklich realisieren konnte. Ich saß noch immer ein wenig zusammengekauert unter den Mikrofonständern und Gesangsbüchern. Zoe setzte mich zu mir. „Was war das?" Ich stand noch zu sehr unter Schock und konnte deswegen nicht antworten, stattdessen rappelte ich mich auf. Meine Eltern räumten noch das Nötigste auf, dann gingen wir alle zusammen in unsere kleine Ferienwohnung. Ich legte mich dort aufs Bett, aber an schlafen konnte keiner denken. Gemeinsam und ein bisschen eingequetscht auf dem engen Raum, aßen wir erst ein paar Snacks zur Beruhigung, dann erzählte ich alles haarklein. Nachdem ich fertig war, stellte Zoe mir noch ein paar Fragen. „Also haben sie sich um dich geprügelt?" „Ich...denke schon", antwortete ich etwas unsicher. Meine Schwester sah mich leuchtenden Augen an. „Cool!" Ich lächelte. Ihre Ansichten müsste man haben!

Ichhatte mich früher als alle anderen ins Bett gelegt, konnte aber einfach nichteinschlafen. Es gab noch zu viel zum Nachdenken! Unzählige Male ließ ich diesenAbend wieder und wieder Revue passieren. Wie ein Held hatte Manuel dagestanden,nur, um mich zu retten. Woher kamen denn die beiden eigentlich so plötzlich?Und was hatte Sophie davon gewusst? Ich musste am nächsten Tag eindeutig mal nachhaken, um die Antworten auf meine Fragen zu finden. Aber die wichtigsteTatsache für mich war, dass ich Manuel nicht egal war. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief ich ein.


Kommentare von nicht nur einer Person wären auch mal ganz nett. xD

Ein Urlaub ohne MaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt