Als ich erwachte, war ich immer noch mit der Jacke zugedeckt, deren Farbe ich nun erkennen konnte. Sie war dunkelblau und hatte dünne, schwarze Streifen. Nur von ihrem Besitzer war nichts zu sehen. Aber das war kein Traum gewesen. Ich hatte es geschafft, ich hatte Manuel tatsächlich gefunden. Oder vielleicht er eher mich? Berührt dachte ich daran, wie er mir geholfen und sich liebevoll um mich gekümmert hatte, während ich mit meinen Fingerspitzen über den Stoff der Jacke strich. „Irgendwie muss ich die immer dabeihaben", hörte ich Manuel sagen, der sich jetzt neben mir niederließ. „Da kommt eben immer wieder der Glp aus mir raus", fügte er mit einem leisen, hellen Lachen hinzu. Unglaublich, wie sehr mir dieser fröhliche Manuel gefehlt hatte. Versonnen blickte ich zu Manu, bis der mich mit einem Räuspern wieder zurück in die Realität holte. „Ähm, also ich muss mich noch bei dir für meine Rettung bedanken." „Ich habe zuerst gedacht, ich hör nicht recht, als ich deine Rufe gehört habe", erzählte er mir verlegen. „Apropos, wie hast du dich eigentlich hierher verirrt?" „Weißt du, ich habe etwas sehr Wichtiges gesucht", antwortete ich. „Ach ja? Und, hast du es gefunden?" Ich beugte mich weiter zu Manuel. „Was denkst du denn?", flüsterte ich. Unsere Gesichter näherten sich langsam, doch im letzten Moment drehte Manu seinen Kopf zur Seite. Die Aktion gab mir einen Stich mitten ins Herz, aber ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. „Ich muss mich noch bei dir entschuldigen, Miriam. Ich habe die ganze Geschichte eigentlich schon erzählt bekommen, aber ich war so wütend, ich wollte gar nichts mehr glauben", gestand er und strich sich durch seine dunkelbraunen Haare. „Schon okay. Es lag ja nicht wirklich an dir, sondern an den Plänen der Person, die einen Keil zwischen uns treiben wollte." Manuel seufzte. „Leider ja erfolgreich." Ich nickte nur stumm. „Also ist zwischen uns wieder alles klar? Wir sind-" „Freunde?", nahm ich ihm das Wort vorweg. Mein Tonfall war schärfer gewesen als beabsichtigt und Manu schaute mich auch dementsprechend eingeschüchtert an und blickte dann zu Boden. „Wir haben doch gesehen, dass es nicht klappt. Wir haben uns nur gestritten." Ja, vielleicht war das so gewesen. Aber hatten wir nicht gerade deswegen eine zweite Chance verdient? Ich kämpfte mit den Tränen und ließ meine Gedanken unausgesprochen. Keiner von uns beiden verlor ein weiteres Wort über das Thema und ein unangenehmes Schweigen breitete sich aus. „Wir sollten gehen, wir werden bestimmt schon vermisst." „Ja", wiederholte ich monoton. „Das sollten wir." Manuel führte mich durch den Bunker bis zum Ausgang, wo wir schon erwartet wurden. Helen hatte jede Menge Leute alarmiert, natürlich Peter und Dani sowie meine Eltern, die mich sehr verärgert ansahen. Mit Schrecken fiel mir ein, dass ich ja von zuhause abgehauen war, während ich eigentlich Hausarrest hatte. Und das nur, um an dieser Show teilzunehmen. Total lächerlich, denn natürlich hatte mir die Aufregung um Manus Verschwinden wieder gezeigt, was wirklich wichtig war. Mit gesenktem Kopf folgte ich meiner Mutter und meinem Vater nachhause. Eine Strafpredigt war gar nicht nötig, sie schienen zu erkennen, wie mies es mir ging. Die einzigen Worte, die mit mir gewechselt wurden, waren neue Anweisungen. „Ich denke du weißt, wie unglaublich enttäuscht wir von dir sind", bemerkte meine Mutter bitter. „Du bleibst ab jetzt auf deinem Zimmer, das Essen bringen wir dir hoch." Ich schluckte und nahm die Strafe hin. In meinem Zimmer bemerkte ich dann noch einen Fehler von mir, da mein Kalender an der Wand hing und der gestrige Tag rot angestrichen war. Zoe hatte gestern Geburtstag gehabt und ich war weg gewesen. Dabei hatten wir immer zusammen gefeiert. Ich brauchte eindeutig Hilfe und glücklicherweise wusste ich genau, wen ich da kontaktieren konnte. Ich schnappte mir mein Handy und machte einen Anruf. „Hallo?", hörte ich und ich merkte jetzt erst, wie sehr sie mir doch gefehlt hatte. „Hey, Sophie. Hast du etwas Zeit für eine alte Freundin?" „Oh, Miriam! Klar doch, worum geht es diesmal?", fragte sie mich gleich. „Ich habe da so einige Probleme und bräuchte deinen Rat...", sagte ich. Sophie lachte und ich war froh, momentan wenigstens einen Menschen zu haben, der mich verstand. „Das mach ich bei dir ja nicht zum ersten Mal. Also, schieß los!"
„DieBänke kommen dahin, dann können wir das Buffet dort hinten platzieren",überlegte Sophie laut und dirigierte mich und meinen Vater mit der Holzbank aufdie eine Seite unseres Gartens. „Und wohin mit den Girlanden?", fragte meineMutter und hob die selbstgebastelte, bunte Papierkette hoch. Sophie gab weiterihre Anweisungen, während ich mich kurz ausruhen und dem Treiben um michzusehen konnte. Eine Überraschungsparty für meine kleine Schwester war die Ideevon Sophie gewesen. Ich hatte mich mit ihrem Ratschlag, den ich von ihr per Telefonerhalten hatte zu meinen Eltern gewagt und ihnen enthusiastisch von dem Planerzählt. Glücklicherweise bedurfte es nicht viel Überredungskünste von mir, daes ihnen selber leidtat, dass sie an Zoes Geburtstag keine richtige Feierhatten. Also bestellten wir meine beste Freundin, die selbsternanntePartyplanerin kurzerhand hierher und schon wenig später war alles geregelt: Wirhatten genügend eingekauft um Essen und Getränke für die Gäste, die wir spontaneingeladen hatten zu versorgen, die Deko zu basteln nahm auch nicht viel Zeitin Anspruch und so stand einer guten Party, wenn wir hier fertig waren, nichtsmehr im Wege. „Träumst du schon wieder?", fragte Sophie und boxte michscherzend in die Seite. „Nein, ich kontrolliere nur eure Arbeit", antworteteich grinsend. „Dann kontrollier mal lieber die Gästeliste." Meine Freundindrückte mir ihr Klemmbrett und einen Kugelschreiber in die Hand, dann begannsie wieder, geschäftig durch den Garten zu wuseln. Es sah so aus, als hättenfast alle Freunde und Freundinnen von Zoe zugesagt. Ob ich wohl auch jemandeneinladen durfte? Ich fragte meine Eltern und nachdem sie mir ihr „Okay" gegebenhatten, entschied ich auf jeden Fall ein paar von meiner Klasse einzuladen.Helen zum Beispiel, so übel sie auch am Anfang war, zählte doch nur, dass sieall ihre Fehler einsah und mir sogar beistand. Taddl und Ardy durften ebenfallsauf einer Party nicht fehlen und mit zwei YouTubern auf dem Fest würde Zoe sichbestimmt noch mehr freuen. Letztendlich lud ich sogar Isabella und ihre Crewein, schließlich sollte ich mich noch bei ihnen für meine wüstenBeschuldigungen entschuldigen und vielleicht erzählten sie mir dann auch, warumsie mich nicht leiden konnten. „Darf ich auch noch ein paar Leute einladen?"Sophie war wieder zu mir getreten. Ich zuckte mit den Schultern. „Warum nicht?"„Vielen Dank", flötete sie mit ihrer hellen Stimme und ich hoffte nur, dass sienichts ausheckte. Aber wie sollte mir die Anwesenheit von noch ein paarMenschen die Laune vermiesen?
![](https://img.wattpad.com/cover/73597751-288-k592071.jpg)
DU LIEST GERADE
Ein Urlaub ohne Maske
أدب الهواةMiriam hat überhaupt keine Lust auf einen öden Familienurlaub. Viel lieber wäre sie bei ihrem Freund Ben und ihrer besten Freundin Sophie geblieben! Doch eine verhängnisvolle SMS und ein geheimnisvoller Junge mit grünen Augen ändern alles. Sogar ihr...