Anfangs lief alles einwandfrei. Wir hatten rechtzeitig alles aufgebaut, die Musikanlage ebenfalls nach draußen verfrachtet und auf Funktionstüchtigkeit getestet. Taddl und Ardy hatten sich sogar spontan zu einem kleinen Auftritt im Garten geeinigt, um meiner Schwester eine Freude zu machen. Die Gäste trudelten also alle nach und nach ein, während meine Mutter und ich schon mal die Snacks und die Geburtstagstorte am Buffet aufstellten und mein Vater die Getränke sowie Becher zum befüllen holte. Sophie sagte zu jedem Mal Hallo wozu ich keine Zeit mehr hatte, denn meine Aufgabe war es, Zoe vor der Haustür abzufangen. Es klappte super und obwohl sie sehr verwundert war, folgte sie mir ohne Fragen durch das Haus in den Garten obwohl ihr die Neugierde ins Gesicht geschrieben war. Als dann alle wie abgesprochen lautstark „Happy Birthday" sangen, hatte sie ihr strahlendes Lächeln auf dem Gesicht und wirkte ganz ungläubig. Da störte es sie auch nicht, dass es ziemlich schief klang und dass die Lampions für ein paar Sekunden ausfielen, sorgte auch nur für etwas Gelächter. Während Zoe ihre Geschenke ausgehändigt bekam bedankte sie sich vielmals bei den Leuten, die sich alle um sie scharrten. Das blaue Pennyboard, für das ich länger im Laden gestanden hatte, übergaben Taddl und ich ihr gemeinsam. Schließlich hatte er mir geholfen, das richtige Board für sie auszusuchen. „War das deine Idee?", fragte meine Schwester mich und schaute mich mit großen Augen an. „Naja, eigentlich-", fing ich an, als Sophie ihren Arm um mich legte und mich unterbrach. „Ja, die Party hat Miriam fast ganz allein organisiert", sagte sie und zwinkerte mir zu. „Wow. Danke!", rief Zoe und fiel mir überglücklich um den Hals. So wie es aussah, hatte sie mir vergeben, dass ich ihren Geburtstag vergessen hatte. Aber es gibt da noch ein paar Sachen zu klären, dachte ich, als mir Isabella und ihre Freundinnen auffielen, die sich mit ihren Getränken etwas abseits von den anderen Gästen hielten. Man konnte vor allem Isabella ansehen, dass sie sich doch etwas unwohl fühlte. Verständlich, erstens, kannten sie hier kaum jemanden und zweitens sorgten sie sich wahrscheinlich vor dem Zusammentreffen mit mir. Deshalb hielt ich es für das Beste, das sofort hinter mich zu bringen. „Entschuldigt mich mal kurz", murmelte ich und ging mit festen Schritten auf die vier Mädchen zu. „Hi", begrüßte ich sie knapp. „Hey", erwiderte Isabella recht leise. Daraufhin folgte ein kurzes Schweigen als sie sich wohl ein paar Wörter im Kopf zurechtlegte. Sie räusperte sich und ließ ihren Blick durch den Garten schweifen. „Ist eine coole Party, für deine Schwester, nicht wahr? Jedenfalls... wollte ich mich, also wir uns, für deine Einladung bedanken. Wir waren schließlich nicht sehr nett zu dir." Isabella blickte mich aufrichtig an. „Und dafür müssen wir uns entschuldigen. Wir waren nur so neidisch auf dich, mit deiner tollen Gesangsstimme und deinem hübschen Gesicht und allem." Ihre Wörter überraschten mich. Ich hätte nicht gedacht, dass auch sie aus Neid gehandelt hatten. Andererseits war ich froh darüber, denn es war meiner Meinung nach besser, als wenn sie mich einfach abgrundtief hassten. „Mir tut es auch leid. Ich hätte euch nicht einfach so beschuldigen sollen", gab ich zu und Isabella formte ihre Lippen zu einem kleinen Lächeln. „Okay, das heißt, wir vergessen alles und machen einen Neustart?" Sie hielt mir ihre Hand hin und ich schlug ein. „Klar." Nach dem Gespräch tanzte ich noch ein bisschen zur Musik, redete mit den anderen Gästen und ich war ziemlich gut gelaunt, bis ich zwei Personen bemerkte, die gerade neu auf die Party gekommen waren. Mir stockte der Atem und instinktiv wollte ich sofort flüchten. Das Pärchen waren Ben und Jana, die suchend nach jemanden Ausschau hielten, der wohl niemand geringeres als ich war. Was machten ausgerechnet die hier? Mir fiel leider kein unauffälliges Versteck ein und so kam es, dass Jana mich entdeckte und mir affektiert zuwinkte, bevor die beiden sich durch die Menge in meine Richtung bahnten. Ich beschloss so zu tun, als hätte ich sie nicht gesehen und trat schleunigst den Rückzug an. Fast hätte ich mich ins Haus retten können, doch kurz vor dem Eingang stieß ich mit jemandem zusammen und der Inhalt des Plastikbechers ergoss sich über mein Oberteil. Ich starrte einige Sekunden auf die klebrige Flüssigkeit, dann hob ich meinen Kopf. Es kann gar nicht schlimmer kommen, war mein einziger Gedanke bei dem Anblick dieses allzu vertrauten Gesichts.
„Oh mein Gott, Miriam, es tut mir so leid!", war alles, was Manuel rausbrachte. Aber das reichte mir schon. Ohne nachzudenken stürmte ich an ihm vorbei ins Haus, nahm die Treppenstufen so schnell wie möglich und knallte erst mal die Tür hinter mir zu, als ich in meinem Zimmer angekommen war. Vollkommen fertig sank ich zu Boden und hielt mir die Hände vors Gesicht. „Warum er, warum er,warum er", wiederholte ich immer und immer wieder. Er war die letzte Person, die ich gerade sehen wollte. Obwohl, eigentlich stimmte es nicht. Ich brauchte ihn mehr als irgendjemand anderen. Und gerade das machte es ja so schlimm. Dass nicht ein Tag verging, an dem ich nicht an ihn dachte. Ich hörte ein sachtes Klopfen an der Tür. „Ja?", flüsterte ich. Manuel steckte seinen Kopf zur Tür rein. „Ich bin's." „Was willst du?" „Ich wollte dir sagen, dass ich dir echt nicht dein Outfit ruinieren wollte", beteuerte Manuel und ich spürte, wie meine Mundwinkel zuckten. Dachte er wirklich, dass ich so oberflächlich war und wegen einem simplen Oberteil fast am Heulen war? „Das macht mir nichts aus, wirklich", sagte ich und ich bemerkte, dass Manu nervös seine Hände knetete. Irgendwie fühlte ich wie er, die Atmosphäre zwischen uns war angespannt. „Bist du hochgekommen, um mir das zu sagen?", fragte ich und zog meine Augenbrauenhoch. „Hm", machte Manuel. „Eigentlich..." „Ja?" In meiner Stimme schwang Hoffnung mit. Aber was erhoffte ich mir überhaupt? Ich horchte in mich hinein. Natürlich, ich wünschte mir, dass wir unser Gespräch weiterführten, das im Bunker so jäh geendet hatte. Und dass er etwas bei dem Vorschlag, nur Freunde zu bleiben, etwas einzuwenden hatte... Manuel fuhr sich mit der Hand durch die Haare und seufzte bedrückt. „Ach, nichts. Aber du solltest wieder nach unten kommen, es wäre schade, wenn du wegen dem kleinen Unfall nicht mehr an der Feier teilnimmst." Ich nickte. „Dann geh schon mal runter, ich zieh mir schnell etwas Anderes an." Er wartete also vor meinem Zimmer während ich die enge Jeans und das nasse Sweatshirt gegen ein Kleid tauschte. Gemeinsam kehrten wir wieder zu den anderen zurück, bei denen gleich der letzte Programmpunkt auf dem Plan stand: Ein kleines Feuerwerk. Das Wetter spielte mit, denn es war nicht mal eine einzige Wolke am Sternenhimmel zu sehen. Abwechselnd legte in den Kopf in den Nacken und betrachtete die Sterne, die zwar schwach aber dennoch leuchteten und dann warf ich Manu ab und zu einen heimlichen Blick zu. Er hatte mich enttäuscht, als er wieder nicht ausgesprochen hatte, was er eindeutig im Sinn hatte. Aber anscheinend empfand er nichts mehr für mich. Damit musste ich eben klarkommen, auch wenn es schwer war. Manuel, der immer noch neben mir stand, resignierte, wie still ich plötzlich war. Doch dass er anfing zu reden, damit hatte ich an diesem Abend nicht mehr gerechnet. „Miriam." Die Art, wie er meinen Namen sagte, bereitete mir Gänsehaut. Trotzdem blickte ich ihn nicht an, sondern beobachtete, wie die Feuerwerkskörper aufgestellt wurden. „Ich habe lange über deine Wörter nachgedacht", erzählte er mir. Mein Herz fing an, schneller zu pochen und ich ließ die Situation gedanklich Revue passieren. „Und mir ist aufgefallen, dass ich ein Idiot war. Ich habe nämlich nicht die Chance ergriffen, dir von allem zu erzählen, was ich fühle." Jetzt interessierte mich was die Leute vorbereiteten kein Stück mehr. Für mich gab es nur noch Manuel, in dessen wunderschönen Augen ich versank. „Und das wäre?", wollte ich wissen. Manu tastete nach meiner Hand und umschloss sie. Ein unbeschreibliches Gefühl von Wärme durchzuckte mich bei der Berührung. „Wörter können das nicht erklären", sagte er und lächelte. Ich lächelte zurück, ich verstand ganz genau,was er meinte. Wir kamen uns immer näher, ich legte meine Arme um seinen Halsund er umfasste meine Taille. „Ich liebe dich", flüsterten wir gleichzeitig und als sich unsere Lippen letztendlich berührten, erstrahlte das Feuerwerk in einer wunderschönen Farbenpracht über uns und erhellte die dunkle Nacht.
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Ein Urlaub ohne Maske
FanfictionMiriam hat überhaupt keine Lust auf einen öden Familienurlaub. Viel lieber wäre sie bei ihrem Freund Ben und ihrer besten Freundin Sophie geblieben! Doch eine verhängnisvolle SMS und ein geheimnisvoller Junge mit grünen Augen ändern alles. Sogar ihr...