Um zu vermeiden, dass sich Zoe und Manu im Auto unterhalten konnten, überließ ich meiner kleinen Schwester den Beifahrersitz. Da sonst ich immer dort saß, war sie viel zu beschäftigt damit, die neue Sicht zu bewundern, also kam zum Glück kein richtiges Gespräch zustande. Trotzdem war ich sehr erleichtert, als wir endlich auf dem Parkplatz angekommen waren und aus dem Wagen steigen konnten. Vor uns stand eine Art Jugendzentrum, mit einigen Fenstern und einem ganz gewöhnlichen, weißen Anstrich. Zoe runzelte die Stirn, als sie das Gebäude betrachtete. „Und da drin veranstalten die Castings und suchen echte Talente?" Sie hatte einen ziemlich zweifelnden Unterton. Wahrscheinlich wäre ihr eine imponierende Villa viel lieber gewesen. Nichts desto trotz betraten wir alle das Jugendzentrum durch die Drehtür und wurden gleich von lautem Stimmengewirr empfangen. Anscheinend hatten sich viele Jugendliche, nachdem sie den Flyer gelesen hatten, in den Kopf gesetzt, ein Star zu werden. Die Sitzplätze, die normalerweise längst ausgereicht hätten, waren alle belegt, deshalb mussten wir uns einfach an eine Wand stellen, als ich meine Teilnehmernummer bekommen und mich angemeldet hatte. Bald würde es losgehen und ehrlich gesagt stieg meine Nervosität an. Manuel, der neben mir stand, merkte schnell, dass ich etwas beunruhigt war. Er legte einen Arm um mich, lächelte mich an und flüsterte mir dann ins Ohr: „Ich weiß, du schaffst das. Stell dir vor, du würdest für mich singen und blende die Fachleute einfach aus." Dankbar schaute ich Manu an. Er hatte in jeder Situation genau die richtigen Worte für mich. „Soll ich dir noch schnell etwas zu trinken holen?" Ich nickte und während er mir eine Flasche Wasser holte, konnte ich beobachten, wie nach und nach Leute aufgerufen wurden. Sie kamen nach ein paar Minuten zurück und die meisten schienen nicht sehr erfreut. Ein Mädchen stürzte sogar tränenüberströmt und mit verlaufener Mascara aus dem Raum, in dem wohl Vorgesungen werden musste. Dabei fiel mir auf, dass sie ein knappes Glitzerkleid trug und sogar Schuhe mit Absatz. Wenn ich so um mich schaute, entdeckte ich noch mehr aufgetakelte Personen. Aber glücklicherweise gab es auch noch genügend Leute, die sehr schlicht gekleidet waren, wie ich, meistens nur mit einer Jeans und einem Oberteil und ohne großen Aufwand von Schminke. Manuel kam mit dem Wasser wieder und ich trank ein paar Schlucke, genau rechtzeitig, bevor meine Nummer aufgerufen wurde. „Viel Glück!", riefen mir alle hinterher und ich winkte ihnen zurück. Dann wurde ich zuerst ihn einen kleinen Raum gebracht, zusammen mit einem anderen Mädchen und Jungen. Die beiden gaben ihrem Styling dem letzten Schliff, ich hingegen sang verschiedene Tonleitern, um meine Stimme aufzuwärmen. Sowohl der Junge als auch das Mädchen kam vor mir dran, aber es dauerte nicht lange, bis sie missgelaunt zurückkehrten. In mir drin musste ich grinsen. Das Aussehen war eben nicht alles! Doch dann wurde es ernst für mich, ich war an der Reihe. Ich stellte mich vor den drei Leuten, die heute die Jury für die Erstauswahl waren auf und stellte mich kurz mit meinem Namen, Alter und Wohnort vor. Dann wurde mir eine Gitarre und ein Hocker gebracht, auf den ich mich setzen konnte. Ich atmete noch einmal tief ein und aus, dann spielte ich die ersten Akkorde meines Liedes. Ich hatte mir den Song „If I die young" herausgesucht, eins meiner absoluten Lieblingslieder. Ich schloss konzentriert meine Augen und vergaß alles um mich herum, als ich anfing zu singen. „If I die young, bury me in sadin. Lay me down on a bed of roses. Sink me in the river, at dawn. Send me away with the words of a love song..." (Hört euch das Lied einmal an, ich zum Beispiel liebe die Nightcore Version davon und auch wenn sich das, was ich jetzt sage, doof anhört: Ich weine jedes Mal bei dem Song und auch wenn es viel zu früh ist um so was zu bestimmen, möchte ich, dass das bei meiner Beerdigung gespielt wird. Es hört sich so seltsam an, ist aber echt so, haha ^^) Ich hatte das Gefühl, alles lief sehr gut und ich hatte nur einmal den Ton nicht ganz richtig getroffen, aber was würde die Jury dazu sagen?
Strahlend war ich meiner Familie mit offenen Armen entgegengekommen und hatte lauft gerufen: „Oh mein Gott, ich bin weiter! Ich komme tatsächlich in die nächste Runde, die im Fernsehen ausgestrahlt wird!" Danach war ich vor allem Manu um den Hals gefallen. Schließlich machte ich ihn auch ein bisschen dafür verantwortlich, dass ich nicht mehr so nervös und dadurch besser war. Zur Feier des Tages fuhren wir zum McDonalds, was wir wirklich echt selten taten. Es schmeckte daher umso besser und auch noch mit Manuel an meiner Seite konnte in dem Moment nichts schieflaufen. Meine Eltern erlaubten mir, zuhause wieder angekommen, gleich zu Manus Haus zu gehen, bei dem wir gleich noch Minecraft spielten und ziemlich viel Spaß hatten. Rückblickend musste ich sagen: Der Urlaub war das Beste was mir jemals passiert war. Vielleicht war meine beste Freundin nicht direkt vor Ort, aber ich hatte eine meistens sehr nette Familie, natürlich Manu und bestimmt würde ich hier bald noch mehr Freunde finden. Hauptsache, ich hatte keine Feinde.
In der Schule Freunde zu finden, wurde für mich aber doch schwieriger als gedacht. Die einzige, mit der ich wirklich etwas zu tun hatte, war meine Sitznachbarin Helen. Sie trug ihre braunen Haare eigentlich immer zu einem Pferdeschwanz gebunden und hatte eine Brille. Sie war von Natur aus wohl nett, daher freundete ich mich gleich ein bisschen mit ihr an. Doch sonst hatten die anderen Mädchen kein Interesse daran, mich zu sich und ihren Freundinnen aufzunehmen. Eine Clique konnte mich wirklich gar nicht ausstehen und ich war mir sehr sicher, dass sie hinter meinem Rücken über mich ein wenig lästerten. Isabelle, mit den roten Locken war mir von denen vier die Hinterhältigste. Im Sportunterricht stellte sie mir ein Bein, auch wenn wir im selben Team waren und es war keine Seltenheit, dass sie bei einer Gruppenarbeit sich gleich als Chefin ernannte und uns anderen Aufgaben gab, die wir dann für sie erledigten sollten. (Ganz nach dem Motto T.E.A.M.: Toll Ein Anderer Macht's XD)
Ichwar gerade an meinem Schließfach und wollte mein Deutschbuch holen, als ich einStück Papier bemerkte, dass an meinem Spind klemmte. Es war kein wirklicherBrief, eher ein ziemlich verknitterter Zettel, den ich entfaltete. Auf demkarierten, abgerissenen Blatt stand nur ein einziger Satz, der mit einemdicken, roten Filzstift geschrieben wurde: Lassdie Finger von ihm! Ich drehte den Zettel hin und her. Es gab keinenAbsender, aber in einer Ecke stand tatsächlich „Für Miriam!", also musste dieBotschaft tatsächlich an mich adressiert sein. Aber wer hatte das geschriebenund was sollte der Satz bedeuten? Ich entschied mich dafür, den Zettel in denMülleimer zu schmeißen. So wichtig konnte er ja wohl nicht gewesen sein.
Kommis? Nein? Ok xD
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Ein Urlaub ohne Maske
Fiksi PenggemarMiriam hat überhaupt keine Lust auf einen öden Familienurlaub. Viel lieber wäre sie bei ihrem Freund Ben und ihrer besten Freundin Sophie geblieben! Doch eine verhängnisvolle SMS und ein geheimnisvoller Junge mit grünen Augen ändern alles. Sogar ihr...