Kapitel 6

6.5K 331 37
                                    

Auf dem Bild ist Lily.

Bubble tollte mit Felicitas über die Weide. Ich sah ihnen lächelnd zu, während ich Felicitas verdrecktes Zaumzeug reinigte. Ich wartete auf Sirius. Er kam jeden Morgen am Stall vorbei und begleitete mich zurück zum Schloss, wo sich unsere Wege wieder trennten. Sirius ging immer duschen, ich zu Frühstück in die große Halle.

Ich hatte gerade das Zaumzeug vom Matsch befreit, als er angejoggt kam. Lässig lehnte er sich an den Zaun. Die beiden Tiere kamen zu uns.
„Hallo Goldy." Sirius streckte dem Einhorn die Hand hin. Felicitas rümpfte die Nase und drehte sich weg.
„Gestern hat es doch geklappt", meinte Sirius traurig.
„Da hast du allerdings nicht nach Schweiß gestunken. Geh duschen und sie mag dich wieder." Felicitas wieherte zustimmend.
„Frauen haben komische Probleme", meinte Sirius.
„Nein. Ihr Jungs seid komisch. Wie kann man kein Problem damit haben, zu stinken und voll geschwitzt zu sein?"
„Ist doch ganz natürlich."
„Trotzdem ekelig. Geh duschen." Sirius grinste frech.
„Kommst du mit?"
„Quatschkopf!"
„Heißt das ja?" Ich schlug ihn auf den Hinterkopf.
„Nein! Du bist ein perverser Troll!"
„War klar, Schönheit." Sirius hob mich vom Zaun herunter.
„Dann muss ich wohl alleine duschen gehen."
„Genau."
„Schade." Ich haute meinen Freund nochmal auf den Hinterkopf.
„Keine schmutzigen Gedanken, wenn ich drin vorkomme – oder überhaupt solche Gedanken!", schimpfte ich ihn aus.
„Ja Ma'am!" Der Junge salutierte.
„Kindskopf." Sirius streckte mir die Zunge heraus. Ich fing an zu lachen.
Meine Sinne spielten wieder verrückt, weshalb Sirius Dusche noch dringender wurde als ohnehin schon. Obwohl ein verschwitzter Black noch immer besser war, als künstliches Rosenparfüm oder Remus Aftershave. Der Schwindel kam ebenfalls zurück. Ich klammerte mich an Sirius Arm fest auf der Suche nach Halt.
„Carolin!", rief mein Freund besorgt.
„Geht gleich wieder", meinte ich beruhigend und wartete, dass der Schwindel nachließ. Sirius hielt mich an den Schultern fest. Er sah mich ängstlich an.
„Das war jetzt schon das zweite Mal, dass sowas passiert. Wir gehen jetzt zu Madame Pomfrey. Kannst du laufen?" Ich schüttelte sofort entsetzt den Kopf. Was sollte Madame Pomfrey schon tun? Weil meine Großmutter langsam starb, bekam ich immer mal wieder Magieschübe, von denen mir schwindelig wurden. Das konnte ich weder der Heilerin sagen, noch konnte sie mir einen heilenden Trank geben.
„Wenn es noch einmal passiert, gehe ich zu ihr. Jetzt ist es wieder vorbei", schob ich das Ganze auf.
„Gut, aber dann bringe ich dich sofort zu ihr." Sirius sah noch immer ein wenig besorgt aus, doch wesentlich weniger als noch vorher.

Vor der großen Halle trennten sich wieder unsere Wege. Ich setzte mich zu meinen Freundinnen, Sirius ging alleine duschen.
„Da ist ja die Frühaufsteherin", begrüßte mich Marlene.
„Wieder mit Sirius geflirtet?", neckte mich Mary.
„Nein!"
„Deine Haare sind verstrubbelt", bemerkte Alice.
„Und du hast Heu im Haar. Was ist da wohl passiert?" Dorcas grinste mich frech an.
„Ich habe ganz sicher nicht mit Sirius herumgeknutscht. Er ist nur ein guter Freund. Ich habe mit Felicitas und Bubble ein bisschen getobt. In der Box"
„Klar, Sirius befreundet mit einem Mädchen und das Heu kommt vom Spielen mit Felicitas."
„Leute. Jetzt hört mal damit auf. Jeden Morgen das gleiche! Es nervt!", ging Lily dazwischen. Ich lächelte ihr dankbar zu. Langsam ging es mir furchtbar auf die Nerven, dass sie ständig mir und Sirius eine Beziehung andichten wollten.
Es stimmte, Sirius war ein Frauenheld. Nach Doris hatte er in den fünf Wochen, wo ich hier war, schon eine weitere Freundin gehabt. Ein Mädchen mit blond gefärbten Haaren. Ich bin mir sicher, dass ihre chemische Muggelhaarfarbe nach und nach in ihr Gehirn sickerte, wo sie erheblichen Schaden anrichtete. Sie sollte wirklich mal zu einem magischen Frisör gehen, der mit Hilfe eines Verwandlungszaubers ihre Haare ein für alle Mal blond färbte. Dann würde sich ihr Gehirn vielleicht von dem chemischen Schaden erholen. Selbst wenn es das nicht tat, die Haarfarbe wäre dann wenigstens natürlich.
Ich fragte mich immer noch, wie Sirius Freundin nach Doris es in die fünfte Klasse geschafft hatte. Zum Glück ließ Sirius die kleine Nervensäge nach 2 Wochen wieder fallen. Ansonsten wäre ich wahrscheinlich durchgedreht. Das Sirius nur noch mit ihr herumknutschte, war nervig genug, doch ihre Dummheit, die sie immer kundgab, wenn sie es nicht taten, toppte alles. Um Marlene zu zitieren: Eigentlich glaube ich daran, dass jeder etwas Wichtiges und Schlaues zu sagen hat, doch bei ihr bewundere ich schon jeden grammatikalisch richtigen Satz. Das war zwar nicht gerade nett, aber leider die Wahrheit. Nach der Trennung kam diese Zicke zu mir, nannte mich Marlene und gab mir die Schuld an der Trennung. Als ich ihr erklärte, dass ich nicht Sirius Exfreundin Marlene bin, sondern das Mädchen hinter mir, rannte sie weiter um Marlene zu finden, die sich kaputtlachte. Wie gesagt, ganz helle war das Mädchen nicht. Über ihn hinweg ist sie allerdings noch immer nicht.
Das Essen ging leider viel zu schnell wieder vorbei. Es klingelte zur ersten Schulstunde. Für mich hieß das, eine Doppelstunde Zauberkunst. Marlene war so nett gewesen und hatte meine Schulsachen mit zum Frühstück gebracht, weshalb ich nicht abgehetzt Frühstück in mich hereinschaufeln musste, nur um danach in unserer Schlafsaal und weiter zum Unterricht rennen zu müssen.

Hexagramm - VogelfreiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt