Kapitel 12

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Alice stelle ich mir ungefähr wie auf dem Foto vor.

Ich kam schlitternd vor dem Porträt der fetten Dame zum stehen.
„Ascendit leo de cubili suo", japste ich das momentane Passwort.
„Vergesse nicht, zu atmen!", rief mir die Dame zu, bevor sie zur Seite schwang. Ich kletterte, so schnell ich konnte, nach drinnen. Dort saßen meine Freunde zusammen. Sirius lag auf einem Sofa und starrte angespannt die Decke an, während James versuchte, Lily in ein Gespräch zu verwickeln, die lieber ein Buch las. Marlene starrte aus dem Fenster, an das Regen schlug. Ich fiel meiner Freundin um den Hals.
„Was ist denn? Er hat doch nicht etwa – ihr habt doch – Das ist wunderbar – Glaube ich zumindest."
„Was ist denn los?", fragte Sirius verwirrt. Er sah mich besorgt an.
„Das ist doch offensichtlich Black! Sie haben sich geküsst." Lily warf sich neben mich und Marlene auf das Sofa.
„Wie war es? Kann er gut küssen?"
„Es war – keine Ahnung – als würde mein Bauch wegen der ganzen Schmetterlinge explodieren."
„Ist ja süß." Lily sah mich verträumt an.
„Ich freue mich für dich." Marlene grinste mich an, doch in ihren Augen konnte ich auch Misstrauen lesen. Sirius sah mich wie erstarrt an.
„Ist was?"
„Ihr – ihr habt – ihr habt euch – geküsst." Ich nickte. Warum glühte mein Gesicht jetzt so?
„Oh."
„Seid ihr jetzt ein Paar?", fragte James neugierig.
„Ich weiß nicht – vielleicht – ich – keine Ahnung. Ist man das nach einem Kuss?"
„Manche sind es, andere sind wesentlich weiter gegangen und wurden trotzdem nie ein Paar. Nicht war Sirius?"
„Ich weiß nicht, was du meinst."
„Ist klar, Tatze."
„Ich freue mich auf jeden Fall für euch", lenkte mich Lily von den beiden Jungen ab. Ich sah zu meiner besten Freundin. Die Blondine starrte auf ihre Hände.
„Ich gratuliere dir." Hörte sich aber nicht ganz so an. Lily gähnte leise.
„Ich gehe jetzt ins Bett. Kommt ihr mit?" Marlene nickte.
„Carolin?"
„Gute Nacht Jungs!" Ich lächelte den beiden Jungen noch einmal zu. James merkte dies gar nicht, da er Lily anstarrte und Sirius starrte Löcher in die Luft. Was auch immer der Junge hatte.

„Und was ist dann passiert?"
„Er hat mich geküsst."
„Das ist total süß! Ich will auch einen Freund!", meckerte Dorcas.
„Dann such dir ein Date", schlug Alice vor.
„Du hast leicht Reden. Frank ist schließlich zu dir gekommen." Frustriert schmiss Dorcas ein Kissen vom Sofa durch den halben Gemeinschaftsraum. Sie traf Remus an den Kopf, der mit Frank zusammen saß.
„Tut mir leid", rief sie dem Jungen zu.
„Schon ok."
„Warum gehst du nicht mit Remus aus? Ihr seid beide Single, er sieht nicht schlecht aus–"
„Carolin!" Hey, warum denn nicht? Remus war doch wirklich sehr nett. Die Braunhaarige warf ein Kissen nach mir. Ich schmiss mich flach auf das Sofa. Das Kissen flog über mich rüber und ein weiteres Mal wurde Remus getroffen.
„Schicksal oder Zufall?", fragte Alice grinsend. Der vernarbte Junge sah uns genervt an.
„Dorcas! Wirf die Kissen in die andere Richtung! Ich versuche, Hausaufgaben zu machen!"
„Wir sind hier mit wichtigen Gesprächen beschäftigt."
„Carolin hat gestern Abend mit Brandon rumgeknutscht!"
„Es war ein Kuss!"
„Habe ich schon mitbekommen. Sirius hat es erzählt."
„Wo ist er eigentlich? Ich habe ihn heute noch nicht gesehen. Normalerweise geht er doch morgens joggen und holt mich dann vom Stall ab, aber er ist heute Morgen nicht gekommen. Geht es ihm nicht gut?"
„Er hatte keine Lust."
„Ach so."
„Du kannst ihn aus dem Bett holen. James hat es schon versucht, aber Sirius wollte ihn schlagen."
„Vielleicht will er einfach mal ausschlafen. Es ist erst neun. Marlene und Lily schlafen auch noch. Kommt ihr beiden mit Frühstücken?"
„Wir kommen gleich", rief Frank. Remus fing an, seine Sachen zusammenzuräumen.
„Remus will mit seiner Schicksalsdame frühstücken." Alice wackelte verführerisch mit den Augenbrauen.
„Ich suche mir einen Freund. Aber keinen so stillen", flüsterte Dorcas genervt.
„Jetzt erfährt sie am eigenen Leib, wie es ist, wenn irgendwelcher Mist über einen erzählt wird", kicherte ich.
„Mist? Das ist Schicksal, Sanders!" Alice verschränkte trotzig die Arme.
„In ein paar Jahren werden die beiden heiraten und dann werde ich sagen, dass ich es euch doch gesagt habe. Ich sehe es schon vor mir. Dorcas in einem wunderschönen, weißen, bodenlangen Kleid. Ein langer weißer Schleier und ich werde Brautjungfer!" Alice guckte ganz verträumt. Remus sah mich leicht verschreckt an.
„Plant sie gerade meine Hochzeit?"
„Oh ja. Sie wird Brautjungfer."
„Ich soll Dorcas –" Remus wurde krebsrot.
„Keine Sorge. Sie vergisst das bald wieder."
„Da bin ich ja beruhigt."
„Und ansonsten könntest du es schlimmer erwischen."
„Ja könnte ich–" er sah zur Seite. Ich hörte ihn irgendetwas murmeln, allerdings verstand ich nicht, was er sagte.
„Was ist los?"
„Nichts – ich habe nur laut gedacht."
„Na gut. Aber nur für den Fall, dass du heiratest – bitte opfere dafür nicht so viele Blumen! Wenn du mit Blumen heiraten willst, dann heirate gefälligst draußen!"
„Ok." Remus sah mich leicht verwirrt an, was ich einfach ignorierte. Blumen mussten schließlich nicht geopfert werden nur, um dann weggeschmissen zu werden. Sie hatten etwas Besseres verdient.

Hexagramm - VogelfreiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt