Kapitel 10

5.7K 288 31
                                    

Auf dem Bild ist Brandon und sein kleiner Bruder.

„Ich mach das."
„Felicitas mag mich viel lieber."
„Aber ich bin der Vater und du hast nur 50% der Mutterrechte." Felicitas sah mich traurig fragend an. Ich machte unauffällig den Führstrick von dem Halfter des Einhornes ab und einen anderen dran.
„Ich spiele mit dir", flüsterte ich dem Einhorn zu. Bubble mauzte empört auf dem Rücken des Pferdes.
„Und Bubble natürlich auch." Zufrieden mauzte meine Katze. Mit den beiden Tieren ging ich nach draußen. Marlene und Sirius waren zu sehr mit streiten beschäftigt, darüber, wer nun Felicitas rausbringen durfte, als dass sie irgendetwas bemerken würden.

Draußen ließ ich Felicitas wieder über die Weide laufen. Seidenschnabel sah sehnsüchtig seiner Freundin beim Herumtollen zu. Ich ließ das Fohlen ein paar Minuten herumtollen, bevor ich Pfiff. Das Pferd sah sofort auf und mich an.
„Komm schon her." Felicitas kam rübergaloppiert, doch auf halben Weg blieb sie wie angewurzelt stehen.
„Felicitas komm jetzt." Das Pferd blickte sich panisch um. Was war denn jetzt los? Ich sprang über den Zaun. Kurz glaubte ich, irgendetwas Goldenes zu sehen, aber ich war mir nicht sicher.
„Jetzt komm!" Bubble versuchte, sich in Felicitas Mähne zu verstecken. Dabei fiel die Katze in den Matsch. Irgendetwas zischte an meinem linken Ohr vorbei. Ok, da war irgendetwas. Es zischte wieder etwas dicht neben meinem rechten Ohr. Man war das nervig. Ich griff kurz an mein Ohr. Meine Finger schlossen sich um irgendetwas mit Flügeln und einem spitzen Schnabel. Vorsichtig guckte ich nach, was ich gefangen hatte. Ein kleiner goldener Schnatzer sah mich neugierig an.
„Poco", meinte ich grinsend. Der kleine Vogel fing an, mit seinen Flügeln zu flattern.
„Du bleibst sitzen. Felicitas bekam einen Herzinfarkt und Bubble auch. Deshalb stelle ich euch jetzt vor." Ich ging zu Felicitas rüber. Die beiden kamen sofort verängstigt zu mir.
„So ihr beiden Angsthasen. Darf ich euch vorstellen? Das ist Poco. Er hat euch gerade so Angst gemacht." Ich hielt Felicitas den Vogel vor die Nase, die ihn beschnuppert und schließlich als ziemlich ungefährlich einstufte. Was sollte auch ein kleines Vögelchen ihr tun, wenn ich es ihr vor die Nase hielt. Ich hockte mich hin, damit Bubble sich das kleine fliegende Monster ansehen konnte. Vorsichtig schnüffelte die Katze an dem Vogel auf meiner Hand.
„Poco ist ganz lieb." Das schien auch Bubble einzusehen.
„Poco? Poco! Wo bist du?", hörte man im Stall James brüllen.
„Du hast es geschafft, poco zu verlieren?", lachte Sirius.
„Wo ist den Felicitas?", meckerte der erste Junge wieder.
„Angebunden – Warte, wo ist Felicitas?" Ich verdrehte die Augen. Jungs. Brandon kam aus dem Stall gerannt. Als er mich auf der Weide sah, lächelte er mir zu.
„Sucht ihr einen kleinen goldenen Vogel?" Brandon nickte.
„James hat den Käfig aufgelassen, weil er von Evans abgelenkt war."
„Wir hatten hier mit einem goldenen Monster zu kämpfen." Ich hielt den Vogel hoch.
„Poco." Brandon kam zu uns gerannt. Er kletterte ebenfalls über den Zaun. Glücklich nahm er den kleinen Vogel auf die Hand.
„Wie hast du ihn gefangen."
„Er ist um Felicitas und Bubble rumgeflogen, was die beiden nicht mochten. Als ich gucken kam, hat er mich umkreist. Es war ganz einfach."
„Na ja, danke." Der Junge lächelte mich an.
„Er ist abgehauen, weil er nicht oft genug raus kommt. Lasst ihn also öfter mal frei fliegen."
„Dann kommt er nicht zurück."
„Ist er gerade weggeflogen?"
„Nein-"
„Dann vertraue Poco doch einfach. Er hat es verdient."
„Danke, für den Tipp."
„Immer wieder gerne."
„Ich sage Sirius, dass Felicitas draußen ist."
„Danke." Er lächelte mir noch einmal zu, dann ging er wieder rein.
„Du hast meine Tochter entführt." Sirius versuchte, mich böse anzusehen, doch das klappte nicht ganz.
„Ich habe sie nur nach draußen gebracht, weil ihr euch gestritten habt."
„Ich habe mir um meine Kleine Sorgen gemacht. Mein kleiner Schatz." Er kuschelte sich an das Einhorn.
„Sie war in den besten Händen", meinte Marlene gelassen.
„Goldy war trotzdem weg." Das kleine Fohlen wieherte ziemlich empört, aufgrund des Namens.
„Dann solltest du besser auf sie aufpassen."
„Du aber auch."
„Mir war es klar, dass Carolin sie hat."
„Warum sagst du denn nichts?"
„Ich fand es lustig, als du durchgedreht bist."
„McKinnon!"
„Was denn? Ehrlichkeit währt nun mal am längsten. Das sollte Felicitas ganz schnell lernen."
„Manchmal sollte man auch einfach die Wahrheit verschweigen, um jemand zu schützen." Marlene schnaubte.
„Doch sollte man." Ich zeigte kurz auf meine Kette.
„Aber nur in seltenen Ausnahmefällen." Es läutete zum Ende der Stunde.
„Juhu, Verteidigung", meinte Sirius sarkastisch. Oh ja, von allen das absolute Lieblingsfach. Stöhnend verabschiedete ich mich von dem Fohlen und machte mich dann auf dem Weg zum Unterricht mit den anderen Gryffindors. Brandon schloss sich noch unserer kleinen Gruppe an, da auch er jetzt Verteidigung hatte.

Hexagramm - VogelfreiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt