Epilog

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David hatte einen Arm um mich gelegt. Ich hatte meinen Kopf an seiner Schulter vergraben. Saleema, die auf der anderen Seite von David saß, wirkte etwas überfordert. Sie strich ihrem Verlobten über den Rücken, der auf dem Stuhl neben mir zusammengesackt war. Newt war dabei mit den Ärzten zu streiten, weil er ihnen erklären wollte, wie sie ihre Arbeit mithilfe von irgendwelchen Tieren besser machen konnten, während Tina ihn beruhigen wollte. Queenie war bei Samuel und versuchte, diesen etwas zu beruhigen, da dieser immer noch nicht ruhig sitzen konnte. Er rannte von einem Ende des Krankenhauses zum anderen, war schon zweimal bei den Potters, um nach Elaina zu sehen, die von Mrs. Potter und Sirius versorgt wurde. Hier im Wartezimmer der Intensivstation war er auch schon dreimal gewesen, aber war innerhalb von kürzester Zeit wieder verschwunden. Marlene und James hatten es aufgegeben ihn zu beruhigen und saßen in einer Ecke zusammengekuschelt. Der Junge schien tief und fest zu schlafen. Meine beste Freundin hatte ihren Kopf an seine Schulter gelegt und starrte den Boden an.

„Hey, Prinzessin." Sirius ließ sich erschöpft neben mich fallen. Wortlos griff ich nach seiner Hand.
„Wie geht es, Elaina?"
„Sie schläft endlich tief und fest. Mum ist zu Hause und passt auf. Du musst dir keine Sorgen machen."
„War sie sehr anstrengend?"
„Es ging. Gibt es etwas Neues von deiner Familie?"
„Jean geht es besser. Sie wird durchkommen."
„Und der Rest?"
„Unverändert."
„Zumindest nicht schlechter." Er lächelte mir aufmunternd zu.
„Das wird wieder. Du musst nur darauf hoffen", murmelte David in meine Haare.
„Meine Großmutter hat immer gesagt: Hoffnung ist wie der Zucker im Tee: Auch wenn sie klein ist, versüßt sie alles", meinte Saleema. Ich nickte. Sirius strich mir vorsichtig über die Hand, als könnte ich durch die Berührung zerbrechen.

Sirius Kopf lehnte an meiner Schulter. Ich konnte ihn langsam und gleichmäßig atmen hören, woraus ich schloss, dass er schlief. Seine Arme waren trotzdem noch fest um mich geschlungen. Nicht ein einziges Mal waren sie etwas lockerer geworden, obwohl er schon seit zwei Stunden schlief. Ich hatte ebenfalls versucht, zu schlafen, als der Gryffindor eingeschlafen war, doch zum einem war ich an die Zeit auf den Bahamas gewöhnt, sodass es für mich gerade Mitternacht war, während es für Sirius fünf Uhr morgens war und zum anderen war ich auch einfach viel zu aufgedreht. Sobald ich die Augen schloss, sah ich wieder das zerstörte Haus vor mir. Mein Vater, der von einer eingestürzten Mauer erschlagen worden war, Lorraine, die mit weit aufgerissenen Augen in einer Blutpfütze lag oder einen der anderen, die irgendwie durch die Todesser ums Leben kamen. Nicht einmal die Kinder hatten sie verschont.
Ich starrte auf Jean, die bewusstlos in ihrem Bett im St. Mungo lag. Wie sollte ich ihr erklären, dass es für ihre Eltern keine Hoffnung mehr gab? Das sie tot waren und sie überlebt hatte. Wie sollte ich es Elaina erklären, dass ihre Eltern nicht mehr da waren, genauso wie die anderen? Ich konnte der fast Dreijährigen schließlich schlecht sagen, dass sie ermordet worden waren. Sie war ein Kleinkind. Sie glaubte, wir wären Superhelden, die alles schaffen konnten. Die niemals vom Bösen besiegt wurden. Und sollten Kinder nicht genau so aufwachsen? Im Glauben, es gäbe jemand, der alle Probleme lösen könnte?
Natürlich wird es irgendwann heraus kommen, dass wir nicht alles konnten, aber da kam sie nach und nach selber drauf. Ihr zu sagen, ihre Verwandtschaft sei tot, war dafür eine sehr harte Maßnahme. Und ob sie verstehen würde, was tot heißt, bezweifle ich ehrlich gesagt auch sehr. Schließlich glaubte sie auch, dass Großmutter Marina einfach für längere Zeit schlief und irgendwann wieder auftaucht. Auch jetzt nach über einem halben Jahr fragte sie hin und wieder, wann meine Großmutter zurückkommen würde und wunderte, sich wenn alle anderen traurig wurden bei der Frage. Wie würde es dann bei ihren Eltern und ihrer Schwester sein? Wie würde es insgesamt sein, wenn wir im Bestfall noch zu acht waren?
„Carolin?" Sirius strich mir vorsichtig über die Wange. Das er aufgewacht war und sein Kopf nicht mehr auf meiner Schulter abgelegt hatte, war mir gar nicht aufgefallen.
„Ja?"
„Alles in Ordnung?" Ich schüttelte den Kopf. Wie sollte alles in Ordnung sein? Er sah mich mit schief gelegten Kopf an.
„Ich brauche mal frische Luft. Diese Krankenhausluft macht mich noch kirre. Kommst du mit?" Ein kurzer Blick zu ihm verriet mir, dass er ein nein nicht akzeptieren würde. Er würde mich hier nicht alleine zurücklassen. Seufzend stand ich auf.
„Frische Luft wird nicht schaden." Er stand ebenfalls auf.

Hexagramm - VogelfreiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt