Kapitel 30

3.4K 207 15
                                    

„Was machen die denn hier?" Lily starrte die Rumtreiber an. Sie wirkte verblüfft und sauer zugleich an.
„Vielleicht lernen sie ja", schlug Mary vor.
„Black, Potter und lernen? Das soll wohl ein schlechter Scherz sein!"
„Kann doch sein. Also solange Remus sie gezwungen hat." Ich musste lachen. Das hörte sich ganz nach den Jungen an.
„Sei leise, sonst entdecken sie uns noch! Jetzt lasst uns einen Platz suchen."
„Unser Stammplatz ist frei!"
„Unser Stammplatz wird von Potter blockiert."
„Jetzt übertreibst du, Lily! Sie sitzen zwei Tische weiter. Jetzt hör auf, so zu tun, als würden die Rumtreiber nicht in die Bibliothek dürfen." Mary steuerte zielsicher auf unseren üblichen Platz zu. Lily kam grummelnd hinterher. Marlene sah mich vielsagend an, während ich einfach nur grinsen musste. Das war mal wieder typisch Lily. Zusammen liefen wir den beiden Mädchen hinterher. Ich stellte meine Tasche auf einen Stuhl ab, bevor ich zu den Jungen ging, die zwei Tische weiter saßen. Ich legte meine Arme von hinten um Sirius, der ganz vertieft in ein Buch war.
„Hallo Stallbursche. Ist das Buch über Motorräder oder warum bist du so in es vertieft?" Der Frauenheld sah mich ertappt an.
„Ähm – ich – also –" Er sah hilfesuchend zu seinen Freunden. Jetzt wollte ich wirklich wissen, was er da hatte. Neugierig sah ich mir die Seiten an. Der Schwarzhaarige schlug das Buch zu und schob es schnell weg.
„Black?"
„Ja?"
„Was liest du?"
„Ich – ähm –" Seufzend zog ich das Buch zu mir heran.
„Mythen aus dem alten –" Ich stockte. Warum lasen die Jungs denn solche Sachen?
„Carolin? Alles in Ordnung? Du bist ganz blass." Sirius strich mir vorsichtig über die Wange.
„Ja – ich – alles in Ordnung!" Dieses Mal stotterte ich. Super. Die vier Gryffindors sahen mich komisch an.
„Ich brauche noch ein paar Bücher für die Hausaufgaben." Ich löste mich von dem Frauenheld und verschwand mit eiligen Schritten zwischen den Regalen. Ich hörte, wie Sirius seinen Stuhl zurück schob und mir folgte.

„Carolin, warte!" Der Frauenheld griff nach meiner Hand und brachte mich damit zum stehen.
„Was ist los?"
„Nichts", log ich ihn an. Hoffentlich ahnten sie nichts.
„Carolin, ich kenne dich. Sag mir, was los ist."
„Ich will nicht darüber reden, Sirius."
„Du hast mir gesagt, dass ich nicht alles in mir reinfressen soll. Also rede mit mir!" Ich suchte fieberhaft nach einer Erklärung.
„Meine Großmutter – sie – als ich klein war, hat sie mir oft Mythen erzählt." Wenigstens log ich ihn nicht an, sondern verschwieg ihn nur etwas. Ich wurde von Sirius in seine Arme gezogen. Unsicher streichelte er mir über die Haare. Ich kuschelte mich an ihn. Sirius und ich blieben bestimmt mehrere Minuten so stehen, doch als wir uns voneinander lösten, kam es mir so vor, als wären es nur ein paar Sekunden gewesen.
„Alles in Ordnung, Prinzessin?" Ich nickte.
„Warum beschäftigt ihr euch eigentlich mit den Mythen?"
„Remus hat das in Geschichte. Ich finde sie einfach interessant."
„Ach so. Ich habe mich nur gewundert. Normalerweise bist du kein Bücherfreak."
„Bei dieser Sache schon." Er strich mir nachdenklich über die Wange. Seine Finger hinterließen ein leichtes Kribbeln.
„Ein Wunder, dass es Bücher gibt, die dich interessieren."
„Ich weiß. Du hast wohl einen schlechten Einfluss auf mich." Unsere Blicke trafen sich. Seine sturmgrauen Augen hielten meinen Blick gefangen.
„Bist du nicht der schlechte Einfluss?"
„Könnte sein. Zum Glück stehst du auf Bad-Boys. Ansonsten hätte ich ein Problem." Ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen.
„Ja, hättest du." Ich sah auf seine Lippen, die meinen eigentlich viel zu Nahe waren, wenn man bedachte, dass wir Freunde waren.
„Aber wir haben ja beide Glück."
„Haben wir." Er kam noch ein Stück näher. Einem Reflex folgend überbrückte ich die letzten Zentimeter zwischen uns.

„Tatze? Hey, Sirius, wo steckst – oh –" Sirius und ich fuhren auseinander. Mein Gesicht war ganz heiß. Wahrscheinlich war ich so rot wie Lilys Haare. James sah uns breit grinsend an.
„Ich muss los!" Ich schob mich an einen völlig verwirrten Sirius vorbei. Dann sah ich zu, dass ich von den beiden Jungen wegkam. Was hatte ich mir nur dabei gedacht, Sirius zu küssen? Damit hatte ich doch nur die Freundschaft zwischen uns kaputt gemacht.

Hexagramm - VogelfreiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt