~FINALE 1/2~

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Kaum war ich aus dem Tor raus, hörte ich stimmen hinter mir. "Was war das? Ist dort jemand abgehauen?"das war die strenge Stimme der Leiterin des Kinderheims. Schnell, ohne zu überlegen, sprang ich hinter einen Busch in den Schnee. Es war kalt und meine Hände Taten jetzt schon weh. Egal. Hauptsache sie sieht mich nicht. "Hallo ist da jemand?"drang die Stimme der Leiterin in mein Ohr. Ein lautes Knartschen und ein darauf folgendes Knallen verriet mir, dass sie mich nicht bemerkt hatte.

Kleine Glücksgefühle stiegen in mir auf, ließen mich teilweise die Kälte vergessen. Doch irgendwann überkam die Kälte meinen Körper da meine Hände noch immer im Schnee steckten. Schnell richtete ich mich auf und klopfte den Schnee grob ab. Womit ich, vom logischen denken her, hätte rechnen müssen, war, das der Postbote doch das Heim auch verlassen hatte. Und wie es das Schicksal also wollte, lief ich direkt in ihn rein. Da ich meine kapuze trug, sah er glücklicherweise mein Gesicht nicht. Er hielt mich am Arm fest und versuchte mich in Richtung der Tür zu zerren und gleichzeitig meine Kapuze ab zu ziehen. Ich hingegen wehrte mich und konnte mich tatsächlich auch lösen. Auch wenn mir arsch kalt war und ich förmlich erfrohr rannte ich um mein leben durch den Schnee. Meine Schuhe quatschen bei jedem Schritt und an der Straße angekommen rutschte ich sogar nen Meter. Was für ein Winter...

Voller Angst wieder in dieses schreckliche und beklemmende Heim zu müssen rannte ich weiter. Quer über den Weihnachtsmarkt den ich von meinem Fenster immer beobachtet hatte. Es schien keinen groß zu jucken das ich nur im Pulli über den Markt RANNTE. Niemand könnte mich jetzt noch aufhalten! Vor einer Bude blieb ich jedoch stehen. Ich trat einen Schritt näher und betrachtete die Artikel die verkauft wurden. Einer fiel mir besonders ins Auge. Ein kleiner, schwarz-blau gestreifter, mit Steinchen verzierter Anhänger. "Den!"sagte ich fest entschlossen und zeigte auf ihn. Der Verkäufer übergab ihm mir in einer kleinen Tüte und ich reichte ihm den letzten Euro den ich in meiner Tasche gefunden hatte.

Kaum hatte ich mich umgedreht rannte ich wieder wie von der Tarantel gestochen. Am Ende des Marktes lief ich zwischen gut genährten und auch dicken Menschen lang. Eine typische "Essens straße" also wo eben nur Fast food verkauft wird. Ich schlängelt mich mit Geschick zwischen ihnen lang und versuchte dabei weder erdrückt noch zertrümmert zu werden. Weihnachtsstress ist ja immer soooo stressig und hektisch.

Als ich endlich eine Straße die nicht so voll besucht war erreichte und mich sogar halbwegs sicher fühlte, fing ich an normal zu gehen. Da ich auch keinen sah der mich verfolgte, ging ich davon aus, save zu sein. Während ich so die Straße herunter ging, sah ich immer mal wieder in die Schaufenster der einzelnen Läden. Überall glitzerte und leuchtete Weihnachtsdeko. Von Watteschnee, über Baumschmuck und Lichterketten bis hin zu kunstvoll dekorierten Weihnachtsbäumen und schön bemalte Gemälde die spielende Kinder, Tiere oder Weihnachtsmärkte zeigte. Auch wenn ich den ganzen Weihnachtsstress nie verstehen konnte und kann, weiß ich diese Zeit doch zu schätzen. Sie ist einfach schön. Das ist Fakt.

Während ich mir die Schaufenster so ansah und die Straße weiter runter ging bemerkte ich kaum irgendwelche Leute um mich herum. Nur die Kälte und die Schaufenster waren da. Zumindest kam es mir so vor. So wie es kommen musste, stolperte ich über etwas oder jemanden und landete mit dem Kopf genau im Schnee. Super gemacht Flavia. Echt tolle Landung. Blamier dich ruhig noch mehr.
Ich rappelte mich schnell auf und wurde schlagartig rot. Gott war mir das peinlich. Als ich sah über was ich gestolpert war, entschuldigte ich mich schnell. Ein älterer Herr und sein Hund saßen auf einer Decke und frohen ebenfalls.

"Tschuldige."quetschte ich über meine Lippen. "Kein Problem. Du siehst aber so aus als wäre dir kalt. Willst du diese decke haben?"fragte mich der scheinbar obdachlose. "D-danke."sagte ich langsam, "Flavia."meinte ich leise und hielt ihm meine Hand hin. Er schüttelte sie und entgegnete mit einem:"Paul." Ich hockte mich vor Paul und seinen Hund und fing an den Hund zu kraulen. "Das ist mein einziger Schatz Zamanta."meinte er und sah den Hund liebevoll an der nur ein freudiges bellen von dich gab. "D-danke. Muss dann los."sagte ich relativ schnell, stand auf und ging auch schon. Ich merkte mir wohl scheinbar den Namen des Ladens der mir die nächste Stunde in der ich herumirrte nicht aus dem Gedächtnis wollte. 》Jolgo; Reisen und Flüge

Auch als es langsam mittag wurde, irrte ich noch durch Köln. Am Dom angelangt setzte ich mich erstmal mit meiner decke auf die verschneiten Treppen und sah mich um. Wo wohnt Manu denn? Hätte ich bloß bei der Bahnfahrt nicht fast geschlafen hätte ich vielleicht noch etwas mehr mitbekommen und wüsste wo ich hin muss. Und so vergingen die Stunden des Wartens und Laufens. Meine Füße Taten weh und mittlerweile war so ziemlich alles an mir taub und kalt. Sollte ich das hier jemals überleben, schreibe ich ein Buch. Ich konnte den Dom schon lange nicht mehr sehen und hatte mich scheinbar hoffnungslos verlaufen. Als die sonne langsam unterging, schätzte ich es auf ca 17 Uhr. Außer gestern abend hatte ich zwischenzeitlich auch nichts gegessen. Aber da ich viel zu nett war und unter einer sozialphobie litt, bekam und wollte ich kein Geld von anderen.

Die Sonne war gar nicht mehr zu sehen und der Himmel war schon fast schwarz als ich eine Bank am Rheinufer fand auf die ich mich fallen ließ. Lange würde es nicht mehr dauern und ich würde erfrieren. Zumindest musste ich dann nicht mehr leiden. Alles was in dem letzten Jahr bzw in den letzten Jahren passiert war kaum auf einmal wie eine Welle und überrollte mich. Tränen der Verzweiflung und Angst rannten über meine Wangen, hinterließen heiße stellen die durch den Wind noch kälter erschienen und landeten auf meiner bzw Pauls decke. Die Erinnerungen an meine Eltern, die Schläge, das Wiedersehen mit Manu, das Jugendamt und schließlich das Heim kamen alle wieder in meinen Kopf geschossen. Still saß ich heulend auf der Bank und sah auf den Rhein....

Versprochen ist Versprochen||GLP FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt