Den ganzen Tag kommt es mir immer wieder alles so seltsam vor. Ich habe das Gefühl, dass mich eine Art Kraft beherrscht, die alles, was ich auch nur annähernd falsch mache, wieder richtet. Wenn ich mich zum Beispiel zu nahe an ein Messer bewege, dann ist es wie eine innere Kraft in mir, die mich ein Stück in die genau entgegengesetzte Richtung lenkt. Was das soll, weiß ich nicht. Ist das etwa mein Unterbewusstsein? Hat es sich jetzt als Folge auf all das, was bisher passiert ist, so verändert, dass ich es jetzt erst merke oder bin ich komplett verrückt? Ich glaube, ich will es gar nicht wissen. Doch ich muss testen, ob ich wirklich verrückt bin oder ob es eine Kraft gibt, die das alles steuert, denn wenn es diese Kraft gibt, will ich wissen, was los ist. Ich habe deswegen mit meiner besten Freundin Nathalie ausgemacht, dass wir uns im Wald treffen und ich ihr etwas zeigen muss. Ich habe alles mit Bedacht gewählt, an dieser Situation werde ich merken, ob ich verrückt bin oder nicht. „Was willst du mir denn nun unbedingt zeigen?", fragt Nathalie belustigt, doch man merkt ihr dennoch an, dass sie ein wenig genervt ist. Es hat mich auch einiges an Überzeigungskraft gekostet, sie überhaupt erst dazu zu bringen, mitzukommen. Sie denkt, dass ich spinne, obwohl sie noch gar nicht weiß, was ich ihr eigentlich zeigen will. „Du hast doch gerade gesehen, was passiert ist, als wir das Holz gehackt haben oder?", frage ich sie und sehe ihr in die blauen Augen. Ich streiche mir eine blonde Strähne hinter mein Ohr und versuche ihr mit meinem Blick zu vermitteln, dass ich es wirklich ernst meine. „Ja, das war wirklich komisch. Ich habe schon gesehen, wie die Axt sich in deinen Arm oder in den Bein bohrt und es eine richtige Katastrophe gibt. Doch es ist nichts passiert, nicht mal im Geringsten. May, ich bin deswegen wirklich verwirrt, bitte sag mir doch einfach, was passiert ist, dass ich mir, das was ich gesehen habe, erklären kann. Ich denke jetzt, dass ich verrückt bin und irgendetwas halluziniere. Ich habe schon viel gesehen, durch die Katastrophen der Sonneneruption habe ich eigentlich gelernt, dass mich nichts mehr so schnell nachdenken lässt, doch das ist wirklich zu merkwürdig!" Da hat sie vollkommen recht. Ich denke auch so wie sie und eigentlich kann ich ihr danken, dass sie überhaupt gekommen ist. Schließlich muss ich mir vorstellen, wie es wäre, wenn ihr das an meiner Stelle passiert wäre und ich jetzt nachdenken müsste, was denn da wirklich passiert ist. „Wir werden uns zum Wasserfall begeben", informiere ich sie schnell und mache mich gleich auf in Richtung Osten. Während ich viele mittlerweile schon bekannte Stellen des Waldes passiere, blicke ich nicht nach hinten, um zu sehen, ob sie mir folgt. Wenn sie es nicht tut, kann ich es jetzt auch nicht mehr ändern. Ich muss es durchziehen und darf mich jetzt von niemandem mehr überzeugen lassen, es nicht zu tun. Ich muss so stark sein und zu meinen eigenen Plänen stehen! Ich werde mich an den Rand der Klippe des Wasserfalls stellen und langsam einen Schritt nach vorne machen, sodass ich nur noch ein Stück davor stehen werde, abzustürzen. Ich werde dann hoffentlich wieder diese eine Kraft spüren, die mich nach hinten zieht und mich so vor der tosenden Strömung rettet. Natürlich habe ich nicht vor, mich die Schlucht hinunterzustürzen, falls ich Unrecht behalten sollte, doch ich kann auch nicht gerade sagen, dass das, was ich gleich durchziehen werde, wirklich ungefährlich ist. Wenn ich wirklich verrückt bin und dann stolpern würde, hätte ich ein Problem. Ich weiß nicht, ob man einen Sturz aus dieser Höhe ins Wasser überlebt. Ich weiß ja schließlich nicht, ob sich irgendwelche spitzen Felsen im Boden befinden. Als ich nun am Rand der Klippen des Wasserfalls ankomme, höre ich die Schritte von Nathalie hinter mir. „May, bist du etwa komplett verrückt geworden?! Das kannst du doch nicht machen! Das lasse ich nicht zu! Du kannst dich doch nicht einfach dort hinunterstürzen! Hast du das alles überlebt, um dich jetzt einfach umzubringen? Willst du mich mir selbst überlassen? Mich für den Rest des Lebens alleine lassen?" „Beruhige dich, es ist alles okay. Ich werde dich niemals verlassen, ich muss nur etwas ausprobieren. Es ist eine Kraft da, die mich vor etwas bewahrt und das will ich jetzt wirklich beweisen. Ich werde nicht springen, du brauchst dich nicht sorgen!" Während ich sie beruhige, aber eigentlich in gewisser Weise auch mich, setze ich langsam und vorsichtig immer einen Fuß vor den anderen. Es ist so glitschig, ich habe eigentlich keinen Halt, rutsche hin- und her und rudere wild mit meinen Armen hin und her. Der tosende Wasserfall trägt auch nicht dazu bei, dass ich weniger nervös werde und mir Mut zusprechen kann. Bitte, Gott, lass das alles gut gehen! Ich kann nicht sterben, dafür bin ich zu jung! Bitte lass mich nicht völlig verrückt sein! Ich bin nun am Rand angekommen und beuge mich noch ein Stück weiter nach vorne, sodass ich den vollen Ausblick auf die schier endlos lange Strecke bis zum Wasser vor mir sehe. Mir wird ganz Angst und Bange zu Mute. Ich will hier wieder weg! Mein Magen rumort und beschwert sich, mir ist speiübel. „May, ich habe mich unentschieden, ich finde es nicht lustig. Komm sofort wieder hierher, aber dalli! Ich will nicht, dass du auch nur einen Millimeter weiter nach vorne gehst!" Ich muss es aber wissen, Nathalie! Ich weiß nicht, warum ich so unvernünftig bin und nicht auf ihre Stimme höre, doch ich mache einen weiteren kleinen Schritt. Ich rutsche, rudere panisch mit den Armen, doch finde keinen Halt. Hilfe, ich werde fallen! Meine Füße rutschen auf dem glitschigen Stein weg und ich sehe mich schon kurz davor, abzustürzen. Ich spüre schon mein Ende nahen! Doch da ist sie auf einmal wieder! Diese Kraft! Es ist auf einmal so, wie wenn ich eine Marionette wäre, die an vielen Fäden hängt. In der allerersten Sekunde kippe ich noch ein Stück weiter nach vorne und denke schon, dass es das jetzt gewesen ist, doch dann werde ich ruckartig nach hinten gezogen, sodass ich ein ganzes Stück von der Klippe entfernt auf meinen Hintern lande. Anschließend spüre ich noch, wie mir wie durch Geisterhand eine Ohrfeige verpasst wird. Okay, da ist wirklich etwas komisch ...
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Angels in paradise [Maze Runner/Newt FF]
FanfictionSie sind endlich im Paradies. ANGST hat alle Immunen aus der Welt absorbiert und sie auf eine Insel geschickt, auf der sie einen Neuanfang wagen können. Es spielt sich allerdings auch Übernatürliches ab, das bekommt vor allem May zu spüren.