Kapitel 4

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„Was zur Hölle war das denn bitte! Du bist wirklich lebensmüde oder?", ruft Nathalie panisch, als sie auf mich zugestürmt kommt und sich neben mir in der Hocke niederlässt. Sie sieht mich an, wie wenn ich völlig den Verstand verloren hätte und jetzt wahrscheinlich auch noch zu einem Crank mutieren würde. Okay, es war nicht geplant, dass ich so viel riskieren würde, denn wenn ich ehrlich war, das hätte auch gründlich schief laufen können, doch zum Glück war es das nicht. Das weiß ich selbst, deswegen muss sie ja jetzt nicht so einen Aufstand machen, wie wenn ich jemanden getötet hätte. Ich weiß, dass es ein Fehler war, ich werde es nie wieder tun. Doch es war nicht umsonst, jetzt habe ich etwas herausgefunden, ich bin nämlich nicht verrückt und irgendjemand oder irgendetwas ist dabei, mein Leben zu retten. Es kann auch irgendeine Macht sein, dass ich mich selbst kontrollieren kann, doch das bezweifle ich eher. Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll. Soll ich mich geehrt fühlen, da ich jetzt wohl nicht mehr sterben kann oder soll ich lieber Angst haben, dass ich von irgendjemandem gestalkt werde, den ich nicht sehen kann und auch nicht hören? „Es tut mir leid, okay, das war wirklich nicht geplant, aber es ist so, dass ich etwas herausgefunden habe und jetzt brauche ich ein paar Minuten für mich, ich hoffe, du verstehst das", antworte ich ihr und versuche ihr damit zu verstehen zu geben, dass sie schon einmal ins Lager zu den anderen zurückgehen soll. Als sie sich aber nicht bewegt, versuche ich es noch einmal: „Ich komme gleich nach, mach dir wirklich keine Sorgen, ich werde mich jetzt nicht da runterstürzen, sobald du weg bist. Du willst sicherlich Josh erzählen, was passiert ist und das kannst du am besten, wenn ich nicht dabei bin." Das scheint sie wohl überzeugt zu haben, denn ich höre ihre Schritte, die sich entfernen. Was soll ich nun machen? Wird dieses etwas mit mir kommunizieren können? Muss ich einfach nur 'Hallo, was gibt es' sagen und dann bekomme ich eine Antwort auf all das, was hier komisch läuft oder wie? Ich verstehe es einfach nicht. Ich reibe meine Wange, die immer noch von der Ohrfeige, die ich mir gerade eben eingehandelt habe, brennt, aber ich habe sie mir auf keinen Fall selbst gegeben. Das muss diese Kreatur gewesen sein. Oder ein Mensch, keine Ahnung, wie ich das bezeichnen soll. Mir ist etwas mulmig zu Mute, als ich nun aufstehe und um mich herum blicke, ob nicht irgendwo ein Hinweis ist, der mir dabei helfen könnte, zu verstehen, was hier vor sich geht. Ich sehe aber nichts. Du darst nicht gleich aufgeben, May, du wirst deine Antworten erhalten. Ich muss einfach so tun, als würde ich mit einem Menschen sprechen, so wird das sicherlich am besten klappen. Hier ist ja schließlich keiner der anderen, also kann ich auch nicht für vollkommen verrückt gehalten werden, was auch schon einmal ein Pluspunkt ist. „Hey! Ich weiß, dass du hier bist und ich bitte dich, dass du dich mir zeigst. Ich bin dir wirklich dankbar, dass du mir hilfst und ich würde mich sehr gerne bei dir unter vier Augen bedanken, doch das geht momentan ziemlich schlecht, da ich dich nicht sehe!" Keine Reaktion. Ich sehe im Wald um mich und versuche irgendetwas auszumachen, das mir ein Zeichen gibt, dass ich hier keine Selbstgespräche führe, doch es gibt leider nichts. Ich muss doch irgendwann Erfolg haben. Ich bin nicht verrückt, das weiß ich und schließlich hat Nathalie ja auch gesehen, dass ich es nicht selbst war, die mich davor bewahrt hat, den Wasserfall hinunterzustürzen. Sie denkt wahrscheinlich, dass ich verrückt bin, aber nicht, dass ich das selbst regeln kann. Ich habe schließlich keine übernatürlichen Kräfte. „Bitte zeig dich, wenn du hier bist, ich will nicht denken, dass ich vollkommen verrückt bin und langsam durchdrehe. Das haben in der letzten Zeit genug Cranks getan, das brauche ich jetzt auch noch!" Stille ... Ich glaube, ich sollte es aufgeben! Gerade will ich mich wieder auf den Weg zu anderen machen und es lassen, da höre ich Zweige, die in einigen Metern Entfernung knacken und spüre, wie meine Haare anfangen, im Wind zu flattern und spüre auf meiner Wange einen Atem, der nicht meiner ist. „Du bist nicht verrückt." Vor mir steht auf einmal ein Junge, der ein Stück größer ist als ich und er lächelt mich verschmitzt an. Ich erkenne ihn klar, aber dennoch ist es so, wie wenn er nicht ganz hier ist, was wirklich komisch ist. Es ist so, wie wenn er ein bisschen durchsichtig ist. Er ist auch derjenige, zu dem die Stimme gehört, die ich gerade eben vernommen habe. Ich zucke vor Schreck zusammen. „Sag mal, bist du verrückt, mich so zu erschrecken? Und was sollte das mit der Ohrfeige?" Ich lehne mich ein Stück nach vorne und will ihn nach hinten schubsen, doch ich greife durch ihn hindurch, ich sehe, dass meine Hände sich bewegen, wie wenn er nur aus Luft bestehen würde. Was ist hier nur los ...? Ich will, dass meine Fragen geklärt werden und nicht, dass ständig neue dazukommen, veflixt noch mal. „Bist du verrückt, dass du versuchst, dich den Wasserfall hinunterzustürzen? Du kannst froh sein, dass ich dir nur eine Ohrfeige gegeben habe, denn du hast mich so wütend gemacht, dass ich lieber noch viel mehr gemacht hätte!" Nun ist er es, der sich nach vorne lehnt und mich versucht, zu schubsen, nur, dass der Unterschied ist, dass er es schafft. Na super, jetzt werde ich schon wieder nicht schlau, das kann ja super weiterlaufen. „Wer zum Teufel bist du?", frage ich und mustere ihn. Er hat dunkelblonde Haare und dunkelbraune Augen. Und er grinst schon wieder, ein solch verschmitztes Lächeln, dass ich am liebsten ausholen würde, und ihm eine scheuern würde. „Der Teufel bin ich nicht, da täuschst du dich ganz gewaltig, May. Ich bin genau das Gegenteil. Ich weiß, du wirst es mir wahrscheinlich nicht glauben wollen, doch denke daran, dass du mich nicht gesehen hast und ich dich vor dem Tod bewahrt habe. Ich bin ein Schutzengel und bin dir hier ins Paradies gefolgt, um dir zu helfen. Ich muss sagen, die letzten Tage in der alten Welt waren wirklich anstrengend und ich musste mich wirklich bemühen, dass du es hier herschaffst, doch ich bin sehr stolz auf mein Werk. Mein Name ist Newt."

Angels in paradise [Maze Runner/Newt FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt