Kapitel 7

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Sie basteln nun alle schon seit Wochen an ihren Maschinen und ich kann nicht wirklich definieren, was das bringen soll. Ich weiß weder, was sie da wirklich machen, noch was ihr Ziel ist, doch es kann mir auch egal sein. Sie haben damit wohl eine wichtige Aufgabe gefunden, die sie erfüllt, mich nerven sie nicht und ich habe dadurch eigentlich nur Vorteile. Es hat sich nun gezeigt, wo die Neigungen bei einem liegen und ich habe, da ich nicht zu der Gruppe gehöre, die an allem rumbastelt, viele neue Leute kennengelernt, die wirklich nett sind. Das ist eigentlich auch wirklich gut. Ich kann mit ihnen viel Zeit verbringen, zumindest so viel Freizeit, wie wir haben. Ich habe deswegen Newt in der letzten Zeit ziemlich vernachlässigt, was mir auch leid tut. Doch ich habe irgendwie auch all die Zeit darauf gewartet, dass er sich bei mir meldet und Kontakt zu mir aufnimmt, doch das hat er irgendwie nie getan. Ich war dann so enttäuscht, dass ich mich auch versucht habe, von der guten Laune der anderen anstecken zu lassen. Leider konnte ich ihnen nicht sagen, was mein Problem war, da sie mich sonst alle für geistesgestört gehalten hätten, wenn sie wüssten, dass ich mit meinem eigenen Schutzengel kommuniziere. Ich vermisse es total, mit Newt zu reden. Es ist eine gewisse Leere in meiner Seele, die ich nicht haben will. Das werde ich ändern! Heute Abend werde ich mich in den Wald verziehen und versuchen, mit ihm zu reden. Ich weiß nur nicht, wie ich das machen soll, dass die anderen keine Fragen stellen, wenn ich auf einmal abhaue und wenn sie mich dann suchen sollten und im Wald finden, wenn ich dann dort stehe und mit mir selbst rede, zumindest sieht es so aus. Aber das kann mir eigentlich egal sein, mir egal, was sie denken, ich muss mit ihm reden. Ich weiß schließlich nicht, ob er all das mitbekommen hat, was in der letzten Zeit hier abgegangen ist. Falls nicht, hat er es wirklich verdient, dass ich ihn mal aufkläre. Vielleicht kann er sich ja auch mal umhören, um zu testen, ob das, was die anderen da basteln, auch Zukunft hat. Er hat sicherlich mehr Quellen, an die er sich wenden kann. Dann kann ich jetzt nur hoffen, dass schnell Abend ist.

„Ich brauch mal kurz ein paar Minuten für mich", lüge ich Josh und Nathalie an und lächle die anderen entschuldigend an. Ich hoffe, dass sie es mir abnehmen, doch ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll, damit sie mir nicht folgen. Ich habe ein total schlechtes Gewissen, da ich die beiden anlüge, doch ich kann ihnen die Wahrheit nicht sagen. Noch nicht. Ich muss das zudem auch erst mit Newt abklären, ob er das überhaupt will, denn dann ist es klar, dass es die Runde macht. Ich könnte verstehen, wenn er es nicht wollen würde. Ich laufe nun also in den Wald hinein und hoffe, dass Newt hier irgendwo in der Nähe ist, sodass er weiß, was ich vorhabe. Ich kann jetzt nämlich nicht stundenlang darauf warten, denn irgendwann muss ich auch mal zu den anderen zurück. Ich halte meine Hand vor meine Augen, um zu testen, ob ich sie überhaupt noch erkenne. Es ist wirklich total dunkel geworden. In letzter Zeit wird es abends immer viel schneller dunkel. Kann er mich auch erkennen, wenn es dunkel ist oder ich ihn? Oder hat er irgendeinen Heiligenschein wie ihn immer Engel haben und so kann ich ihn dann erkennen? Das würde eigentlich schon komisch sein, doch ich muss auch sagen, dass mich bei ihm eigentlich nicht mehr viel erstaunen würde. Ich habe eigentlich noch nicht einmal Ahnung, an was ich eigentlich glaube. Ich bin wie geistig verwirrt und das ist auch einer der Gründe, warum ich mit niemandem darüber rede. Es ist zu verwirrend. Ich muss mir erst einmal klar werden, was hier abgeht, was ich will und wie ich mit dem allem klarkomme, bevor ich irgendeine andere Person involviere. Das würde sonst wirklich nicht gut enden und darauf kann ich getrost verzichten. Ich habe mich nun ein Stück nach vorne getastet und einen Baumstumpf gefunden, auf dem ich mich niederlasse. Ich weiß nicht, was ich nun machen soll. Soll ich an ihn denken und hoffen, dass es irgendeine Magie gibt, die ihn dann hier herbringt oder soll ich ihn rufen? Aber was ist, wenn die anderen mich dann hören? Wenn sie hören, wie ich Newts Namen rufe, den Namen eines Jungen, von dem sie nicht einmal wissen, dass er existiert und den sie auch nicht sehen und wahrnehmen können. Nein, das ist auch keine gute Idee ... Ich bin einfach nur verzweifelt, da ich nicht weiß, was ich machen soll. Nervös knibbele ich an meinen Fingernagel und versuche in dem spärlichen Licht, das noch vorhanden ist, meine Fingernägel zu inspizieren. „Ich glaube, ich starre dich nicht noch länger an, sonst fange ich noch so an zu lachen, dass ich mich nicht mehr einkriege", verkündet auf einmal eine Stimme. Sie gehört zu Newt. Ich zucke zusammen und versuche, mir das nicht anmerken zu lassen, während ich spüre, wie ein wohliges Gefühl durch meinen Körper strömt, da ich mich auf eine Weise doch sehr freue, dass er hier ist. Ich habe ihn wirklich vermisst, die Zeit ohne ihn war so öde und ich habe so oft daran gedacht, wann ich denn endlich wieder mit ihm reden würde. Ich kann ihm das nur nicht sagen. Ich meine, er findet mich sicherlich nicht total unsympathisch, doch dennoch ist es so, dass er mein Schutzengel und es somit seine Aufgabe ist, über mich zu wachen und dafür zu sorgen, dass mir nichts passiert. Da kann er nicht einmal an etwas anderes denken. Was ich eigentlich auch nicht mache. Ich bin wohl gerade wirklich etwas abgeschweift. Vielleicht war im Essen etwas, das ich nicht so gut vertrage und es liegt daran. „May, du brauchst mich nicht zu ignorieren. Du weißt, dass ich immer da bin und du brauchst dich auch nicht sonderlich zu bemühen, damit ich mich zeige. So schrecklich siehst du nicht aus, dass ich mich ängstlich verkriechen muss", kichert er. Am liebsten würde ich ihn jetzt wieder schubsen, doch das ist ja nicht möglich. Warum muss er diese Vorteile haben? Das ist total unfair!

Angels in paradise [Maze Runner/Newt FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt