Kapitel 21

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Nach einer Woche hat sich Nate sehr gut bei uns eingelebt. Er und noch ein anderer, der von einem anderen aus der Gruppe mitgenommen wurde, denken gar nicht mehr, dass sie zu anderem bestimmt sein könnten. Sie waren sozusagen das Experiment, ob es funktioniert, wenn wir hier andere Menschen ansiedeln. Am Anfang waren die beiden zwar total verwirrt und wussten nicht, ob es jetzt der Brand war, der ihnen das Gehirn zerfraß, doch nach einer Weile haben sie angefangen, mir zu vertrauen und dann hat sich alles sehr schnell eingerenkt. Die beiden haben sich auch schon an der Arbeit integriert und so sind wir sehr viel weiter gekommen und sind jetzt so weit, dass es jetzt zurückgeht, um Newt zu holen. Seit Tagen kann ich an gar nichts anderes mehr denken und kann auch nur ganz kurz jede Nacht schlafen. Meine Gedanken wollen nämlich einfach nicht aufhören, durch meinen Kopf zu strömen wie ein wild gewordener Tornado, mein Herz spielt auch noch verrückt und fängt ständig an, zu schlagen, wie wenn ich Herzrhythmusstörungen hätte. Ich hoffe natürlich, das dies nicht der Fall ist. Es lässt sich sowieso alles nur auf eine Ursache zurückführen. Newt. Es geht schlicht und allein um ihn und dass diese Mission lediglich dazu da ist, dass ich ihn zu mir holen kann und ihm somit ein Leben in Sicherheit garantieren kann, das er auch noch überleben wird und dann von seiner Pflicht als Schutzengel entbunden ist. Dass dann rein theoretisch nichts mehr zwischen uns steht, macht mir auch echt zu schaffen, denn egal wie sehr ich mich anstrenge, ihn zu vergessen und meine Gefühle für ihn zu verdrängen, es klappt einfach nicht. Mein Körper will sich einfach nur an diese Hoffnung klammern, dass er einsieht, dass er meine Liebe erwidern kann. Er empfindet ja etwas für mich, das weiß ich, doch ich weiß auch, dass er dies zu verdrängen versucht, da es im Moment schier unmöglich wäre, eine Beziehung zu haben. Ich kann nur hoffen, dass er genau so schlecht wie ich darin ist, Sachen zu verdrängen, die einem wirklich wichtig sind. Denn es ist für mich jetzt schon schwer genug, die momentane Lage zu akzeptieren und wenn er dann den ganzen Tag in meiner Umgebung sein wird, wird es eine Sache der Unmöglichkeit sein. Ich kann nur auf ihn vertrauen. Eine weitere Sache, die mir ein sehr ungutes Gefühl bereitet und weswegen ich mich auch die letzten Tage nicht dazu durchringen konnte, mit Newt zu reden und mit ihm in Kontakt zu treten ist, dass ich große Angst vor dem habe, was mich in der Vergangenheit erwarten wird. Ich weiß, dass Newt ein Crank ist und ich weiß, wie sich diese Menschen verhalten. Klar, ich weiß auch, dass ich Nate nicht auf diese Expedition mitnehmen darf, da er nicht immun ist und sich nicht anstecken darf, doch die Sache ist die, dass ich ja einen bestimmten Zeitpunkt habe, an dem wir zurückreisen und es mir nur dann möglich ist, Newt zu mir in die Gegegenwart zu holen. Ich muss genau diesen Zeitpunkt wählen, weil ich weiß, dass Newt dann auch dort sein wird. Zu einem früheren Zeitpunkt wüsste ich nicht, wo er sich aufhalten würde und zu einem späteren Zeitpunkt ... ich glaube, da will ich mir lieber keine Gedanken drüber machen, ich weiß nämlich, wie es danach für ihn weitergegangen ist. Dieser Zeitpunkt, wenn ich zu ihm reise, ist ein Zeitpunkt, in dem er ein Crank in einem sehr weit vorangeschritten Stadium ist. Er wird mich angreifen und wird sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, dass ich ihn mitnehme. Er wird mich beleidigen und er wird mich vielleicht auch beißen, nach mir schlagen, treten und wird versuchen, mich zu kratzen. Er wird in diesem Stadium nicht wissen, wer ich bin, da er mich da ja nicht gekannt hat und auch noch ein Crank ist. Erst, wenn er hier ist und das Zeitparadoxon geschlossen ist, wird er sich an mich erinnern. Ich weiß nicht, was ich tun soll, überreden wird nichts helfen, denn er wird mir nicht zuhören, da der Virus es ihm nicht ermöglichen wird und dann wird er es auch nicht verstehen. Ich habe Angst, ich weiß, dass es nicht so gut laufen wird, wenn ich ihn mit Gewalt versuche dazu zu bringen, mit uns zu kommen. Ich an seiner Stelle würde mich ja auch wehren, da ich das nicht wollen würde. Ich konnte doch nur den anderen nicht sagen, warum ich genau Newt mitnehmen wollte. Wenn Josh ihnen nicht alles erzählt hatte, was ich ihm über Newt verraten hatte und sie meine Andeutungen ignoriert hatten, dann würden sie mir lediglich sagen, dass ich mir doch einfach eine andere Person suchen sollte, da diese doch sowieso viel zu sehr hinüber war. Was sollte ich denn dann sagen, damit sie mir helfen würden? Wenn mir all das in meinem Kopf umherkreist, muss mich sich glaube ich auch nicht wundern, dass ich so überfordert bin und auch nicht mehr schlafen kann. Newt wird mir da im Moment auch keine große Hilfe sein können, denn er kann ja schlecht zu seinem früheren Ich sagen, dass es mir vertrauen kann und mir folgen soll. Und jetzt ist es so weit, ich kann mir keine Gedanken mehr machen, denn ich werde keine Lösung finden. Ich habe all die Tage über keine gefunden und dann werde ich es jetzt auf die Schnelle auch nicht. Außerdem muss ich für Josh und die anderen da sein, da sie mich schließlich zum Begleiten ausgewählt haben, damit ich ihnen helfe und nicht panisch in meinen Gedanken versunken bin.

Ich stehe neben Josh, Nathalie und noch ein paar anderen vor dem Flat Trans. Wir haben es so gemacht, dass wir keinen der ursprünglichen Lichter mitgenommen haben, damit Newt nicht zu verwirrt ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sie erkennen würde, ist nämlich schon gegeben und das würde es sicherlich auch nicht erleichtern, ihn mitzunehmen. Nathalie legt ihre Hand besänftigend auf meine Schulter und streichelt sie, während Josh das Datum einstellt, damit wir dann zurückreisen können. Ich greife panisch nach ihrer Hand. Jetzt gibt es wirklich kein zurück mehr. Wie soll ich das denn nur schaffen?

Angels in paradise [Maze Runner/Newt FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt