Meine Freunde versammeln sich alle hinter mir, so dass ich mein Transvice auf die Wiese vor mir richten kann. Ich versuche, es ruhig zu halten, doch ich zittere so sehr, dass es mir fast aus der Hand rutscht. Meine Handflächen sind klatschnass und ich habe Angst, dass es mir gleich aus der Hand rutscht. Ich kann das einfach nicht. Jemand anders soll es für mich tun. Ich habe einfach solche Angst, dass es schief laufen könnte, dass ich nichts machen kann. Mein Finger ruht auf dem Abzug, ich bin kurz davor, abzudrücken. Er wird hier sein und er muss sich erinnern. Es wird zu grausam sein, wenn er das nicht tun wird. Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Ich tue es auch nicht. Stopp, May! Ich tue es jetzt. 3 ... 2 ... 1 ... während mein Finger den Abzug betätigt und ich ein paar Schritte zurückstolpere, kneife ich meine Augen eng zusammen. Ich habe Angst vor dem, was sich mir bieten wird. Ich höre nur das erleichtere Aufatmen der Leute neben mir und traue mich deswegen, einen kleinen Blick nach vorne zu werfen. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Es schlägt nur für Newt. Nur für diesen Jungen, dem ich das Leben gerettet hat und der das meine ebenfalls schon so oft gerettet hat. Ich konnte mich somit wenigstens mal ein bisschen revanchieren, das ist ein sehr befreiendes Gefühl. Ich kann ihn nicht ansehen, obwohl es auf der einen Seite genau das ist, was ich mir so sehr wünsche. Ich will ihn nur ansehen und sehen, wie er glücklich ist und versteht, dass er wieder ein Leben hat. Dass sein Leben jetzt erst begonnen hat, da jetzt diese schlimme Zeit ein Ende hat. Dass er nicht auf immer verdammt ist, ein Schutzengel zu sein und mit der Tatsache leben zu müssen, dass er nie wirklich mit mir zusammen sein kann. Ich habe solche Angst, in seine wundervollen braunen Augen zu sehen und dann zu erkennen, dass er keine Ahnung hat, wer ich bin und was geschehen ist. Dass er unsere gemeinsame Vergangenheit völlig vergessen hat. Doch ich muss es irgendwann tun. Ich muss mich der Realität stellen, ich kann ihr nicht immer entfliehen. Doch warum muss das nur so hart sein? „Wo ... wo ist", höre ich seine krächzige Stimme, so als wüsste er nicht genau, wie es ist, mit anderen Menschen zu reden, „wo ist May?" Dieser Satz bringt meinen Brustkorb fast zum Zerbersten. Er erinnert sich! Das Glücksgefühl, das mich durchströmt, ist einfach unbeschreiblich, es ist so wunderbar, dass ich es ab sofort als das beste Gefühl der Welt bezeichnen werde. Er erinnert sich an mich. Er erinnert sich an unseren Kuss, diese Gefühle, das Versprechen, das ich ihm gegeben habe und dass ich es gehalten habe und wir beide jetzt hier sind. Dass er jetzt ein schönes Leben hat, dass er so gestalten kann, wie er das möchte. Alle um mich treten ein paar Schritte zurück, sodass ich alleine in der Mitte stehen bleibe, wie bei einer Opfergabe, wenn ich das Opfer sein würde. Doch dieses Mal ist das das hier nicht. Sie wollen Newt zu der Person führen, die er sucht. Diese Person bin ich. Und dann sehe ich ihn endlich richtig. Er trägt eine braune Stoffhose, ein orangenes Top und trägt um die Hüfte gebunden eine dünnes, weißes Jäckchen. Ich kann ihn gar nicht lange betrachten, denn er rennt los, stürmt auf mich zu und drückt mich so fest an sich, dass mir fast die gesamte Luft aus dem Brustkorb gepresst wird. Ich kann nicht mehr atmen, wenn er mich nicht loslässt, doch das ist mir gerade herzlich egal. Ich bin der glücklichste Mensch auf der Welt, wie ich ihn hier in meinen Armen halte, seine wahre menschliche Gestalt spüren kann und auch seinen Geruch einatmen kann. Das fällt mir erst jetzt auf: Als er mein Schutzengel war, hatte er gar keinen eigenen Geruch. Das fällt mir jetzt erst auf, da ich ihn einatmen kann. Und er riecht so wundervoll. All dieser eklige Gestank der Cranks nach Tod ist verflogen und er riecht nun nach Natur, Nadeln und alles hat so eine süßliche Note. Ich könnte mich glatt in diesen Duft verlieben. Und auch in Newt habe ich mich gerade noch einmal verliebt. Ich war ja schon immer in meinen Schutzengel verliebt, doch jetzt bin ich es auch in den echten Newt, den Menschen, der jetzt hier bei mir ist. Alle meine Sorgen sind zum Glück nicht eingetroffen. Er erinnert sich an mich und er mag mich, er geht nicht auf Abstand. Ich könnte vor lauter Glück, Freude und Erleichterung in den Himmel aufsteigen und alles umarmen, was sich mir in den Weg stellt. Dieser Moment ist einfach unglaublich. Ich höre, wie Newt weint, er versucht gar nicht, es zu verstecken. Ich höre sein Schluchzen und spüre, wie sein Körper bebt. Ich drücke ihn deswegen noch dichter an mich. Ich werde ihn nicht gehen lassen, niemals. Er ist bei mir, ab diesem Zeitpunkt beginnt mein neues Leben, mit ihm an meiner Seite. Newt löst sich aus der Umarmung, was mich in der ersten Sekunde sehr traurig macht, doch dann tut er etwas, was das alles noch viel besser macht und den Moment sogar noch ein bisschen besser, obwohl das eigentlich gar nicht geht. Er küsst mich, mit einer solchen Intensität, dass ich fast nach hinten falle, doch seine Hand stützt mich im Rücken. Es fühlt sich noch viel besser an, als das letzte Mal. Voller Hingebung erwidere ich diesen Kuss, lasse alles, was ich fühle, in diesen Kuss einfließen. Ich weiß, dies ist der beste Kuss, den wir jemals haben werden, der Beste, denn es überhaupt jemals gegeben hat. Ich liebe ihn. Ich will niemanden anderen an meiner Seite. Ich will, dass er nie endet ... allerdings spüre ich, wie sich eine Person von rechts an Newt schmeißt und mit ihm zusammen auf den Boden fällt. Als ich erkenne, wer es ist, kann ich auch nicht böse sein, denn sie vervollständigt diesen wundervollen Augenblick. Sie ist seine Familie. „Sonya, bist du es wirklich?", flüstert Newt unter Tränen und drückt sie an sich. Er sieht mich an und als ich nicke, sieht er wieder seine Schwester an. Das ist das, was ich noch gebraucht habe, damit dieser Moment der perfekteste wird. Newt hat all das, was er verloren hat, wieder. „Newt, ich erinnere mich wieder. All die Zeit war es aus meinen Erinnerungen gelöscht und auch alles andere vor der Zeit im Labyrinth ist gelöscht, doch in dem Moment, in dem ich dich gesehen habe, habe ich mich erinnert. Ich weiß, das ist ein Wunder. All die Zeit, als ich dich in der Brandwüste gesehen habe und nicht wusste, dass du mein Bruder bist. Es tut mir so leid." Jetzt ist alles wieder perfekt.
DU LIEST GERADE
Angels in paradise [Maze Runner/Newt FF]
FanfictionSie sind endlich im Paradies. ANGST hat alle Immunen aus der Welt absorbiert und sie auf eine Insel geschickt, auf der sie einen Neuanfang wagen können. Es spielt sich allerdings auch Übernatürliches ab, das bekommt vor allem May zu spüren.