Jetzt mal ehrlich, warum musste ausgerechnet mein Freund ständig in irgendwelchen Dingen verstrickt sein, von denen ich überhaupt keine Ahnung hatte und die mir, um ehrlich zu sein, manchmal ziemlich große Angst machten und mich des öfteren an Tom's Verstand zweifeln ließen?
Das war das Erste, das mir durch den Kopf schoss, als ich Tom so seelenruhig wie nur irgend möglich nicht weit von mir entfernt die Straße nach oben gehen sah.
Schon von hier aus konnte ich erkennen, dass er versuchte so wenig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wie es nur ging. Das war zwar in Anbetracht der vermutlich ziemlich kleinen Einwohnerzahl in diesem Nest hier höchst wahrscheinlich ein schwereres Unterfangen, aber mein Freund schaffte das mit Bravur. Wirklich niemandem schien auch nur aufzufallen, dass Tom überhaupt da war. Er war fast so wie ein Schatten, den man nicht wirklich ausmachen konnte und seine Schritte konnte man schon gar nicht hören. Manchmal hatte ich ja den Verdacht, dass er sich in eine Katze verwandeln konnte...
Dann war da noch ich.
Ich wurde schon jetzt von mehreren Menschen kritisch begutachtet und, als wäre das nicht schon genug, kam nun auch ein Mann auf mich zu, der mehr als einschüchternd aussah.
Jetzt mal im Ernst. Sah ich wirklich so aus, als würde ich irgendjemandem hier auch nur ein Haar krümmen wollen? Abgesehen mal von Tom, der sich auf eine Schimpftirade meinerseits schon jetzt gefasst machen konnte.
Der Mann stand nun dicht vor mir und ich musste meinen Hals schon fast ausrenken um ihm in das Gesicht sehen zu können.
Er war bestimmt über zwei Meter groß und ich mit meinen 1.60 fühlte mich wie ein Zwerg.
In seinem Gesicht sah man keine Regung. Es wirkte schon fast so, als wolle er mich damit einschüchtern und das, obwohl ich es nicht gerne zugab, funktionierte auch.
In meinem Kopf rief mir beständig eine Stimme zu, dass ich, so schnell wie mir nur irgend möglich, zurück zum Bahnsteig laufen sollte und mich in den nächstbesten Zug wohin auch immer setzten sollte. Egal wohin, nur schnell weg.
Kurz bevor ich diesen Gedanken in die Tat umsetzten konnte, fiel mir ein, dass ich Tom jetzt nicht hier alleine herumschleichen lassen konnte. Schließlich verhielt er sich im Moment mehr als nur seltsam und ich musste, nein ich wollte, unbedingt herausfinden was mit ihm los war.
Ich wurde von einer tiefen Stimme aus meinen Gedanken gerissen und erst jetzt fiel mir wieder ein, dass vor mir ja ein Berg aus Muskeln stand, der nicht so aussah, als wolle er mich in den nächsten Sekunden gehen lassen.
„Es tut mir ja wirklich richtig leid, wenn ich Sie in irgendeiner Weise belästige, aber ich habe wichtige Dinge zu tun."
Mit diesen Worten versuchte ich mich aus dieser Zwickmühle zu befreien.
Jedoch ohne Erfolg.
Nicht, dass ich mich irgendwie wundern würde.
Ich meine, um ehrlich zu sein, würde nicht mal ein kleines Kind im Dunkeln Angst vor mir haben und so ein riesenhafter Mann schon gar nicht.
Im Moment fehlten mir eindeutig die Ideen. Ich wusste nur, dass ich so schnell wie es nur ging Tom finden und ihn zurück zur Vernunft bringen musste. Ein schwieriges Unterfangen, wenn man bedachte, dass ich es nicht einmal schaffte einen Mann zu überzeugen mich durchzulassen.
Die Leute hier konnten Besucher wohl wirklich nicht ausstehen, denn der Mann vor mir begann zu Grummeln. Er wurde also ungeduldig.
Auch wenn ich ein wenig eingeschüchtert war, konnte ich nicht aufhören daran zu denken, dass ich vor Tom, zu Beginn des Schuljahres, wesentlich mehr Angst hatte, als vor einem etwas gewalttätig aussehendem Muggel.
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Vor dem Abgrund (Tom Riddle/OC)
RomanceNachdem Mia jetzt in der Vergangenheit bei Tom lebt scheint alles in Ordnung zu sein. Aber es ist nicht immer alles so wie es scheint. Was passiert, wenn Tom plötzlich doch, trotz seiner großen Veränderung, Interesse an der dunklen Zauberei entwicke...