„Ach komm schon Mia. Das wird bestimmt lustig! Bitte!"
„Nein, Charlus und wenn du noch tausend Mal fragst. Ich werde keine Sekunde auf deinem Besen reiten. Du weißt ganz genau, dass ich Höhenangst habe. Außerdem... Hast du nicht eigentlich eine Freundin, deren Nerven du strapazieren könntest?"
„Carol lernt schon jetzt für die Abschlussprüfungen. Du weißt doch ganz genau wie sie ist. Mia, bitte!"
Mit flehendem Blick kniete der braunhaarige Gryffindor vor mir, dessen Locken durch den starken Herbstwind, der um das Schloss wehte, völlig durcheinander waren. Selbst wenn ich seiner ernstgemeinten Bitte nachkommen wollte, hätte ich, allein wegen des lustigen Bilds, das Charlus mir grade bot, weiterhin verweigert.
Ich war froh um die Ablenkung, auf deren Suche ich so lange war.
Ewigkeiten bin ich gestern Nachts noch durchs Schloss gewandelt, immer wieder darauf bedacht nicht doch noch von einem Lehrer, oder, noch schlimmer, einem gewissen Vertrauensschüler, erwischt zu werden.
Meine Gedanken spielten wiedermal verrückt, ließen mich aber die Schmerzen in meinem Bein für kurze Zeit vergessen, die ich seit dem Schock über den Verrat meiner eigenen besten Freundin verdrängt hatte.
Wie konnte mir Lyssa nur so etwas antun? Natürlich war ich mir vollkommen darüber im Klaren, dass es einen guten Grund für ihr Verhalten geben musste, nur fiel es mir schwer Mitleid für sie und ihre Lage zu finden, wenn ich doch überhaupt nicht wusste, welche Probleme sie quälten.
Ich wusste, dass Tom und seine dreckigen Machenschaften das Kernthema ihrer Ängste waren, nur wie genau sie in das Ganze verstrickt war, wusste ich noch nicht. Ich war nicht so naiv zu glauben, dass allein Alphard's Angehörigkeit zu den Todessern eine Verzweiflungstat wie die letzte Nacht heraufbeschwört hatte. Irgendwas anderes musste noch passiert sein, nur was war die Frage, auf die ich noch keine Antwort gefunden hatte.
„Charlus mir wird speiübel, wenn ich auch nur daran denke ungesichert in der Luft herumzuschwirren, geschweige denn zu versuchen Quidditch zu spielen. Es gibt doch tausend andere, die darauf brennen würden, mit dem Mannschaftskapitän der Gryffindors zu spielen, warum also ausgerechnet ICH?", versuchte ich ein letztes Mal verzweifelt abzublocken.
Ich war mir sicher, wenn ich auch nur in Erwägung ziehen würde, mich mit dem Ding vor mir in die Lüfte zu schwingen, wäre ich so schnell am Boden aufgeschlagen, noch bevor man „Hogwarts." sagen konnte. Mein, schon jetzt schmerzender, Fuß würde es mir bestimmt danken. Nicht.
„Na gut. Wir machen einen Deal. Du erzählst mir warum ich dich und Alyssa heute den ganzen Tag, nicht mal beim Essen, zusammen gesehen habe und dafür zwinge ich dich auch nicht mehr auf den Besen.", bot mir Charlus an, während er mir seinen Arm zum Handschlag entgegenstreckte.
„Du weißt genauso gut wie ich, dass das sehr nach Erpressung klingt und darauf lasse ich mich sicher nicht ein. Ganz sicher nicht."
Ich war mir sicher, dass der Gryffindor genau wusste, wie ungern ich über dieses Thema sprechen würde und genauso sicher war ich mir auch, dass er diesen Deal mit voller Absicht vorgeschlagen hatte. Ein Augenverdrehen konnte ich mir nicht verkneifen. Warum war keiner meiner Freunde normal? Die einen waren Psychopathen, die anderen nichts weiter als Kindsköpfe.
Noch einmal tief einatmend und Tom währenddessen, wie schon so oft in letzter Zeit, dabei verdammend, dass er mit dieser Marotte auf mich abgefärbt hatte, nickte ich langsam zur Zustimmung und bereute es schon nach einigen Sekunden, denn Charlus grinste schelmisch.
Allein schon der Wind machte mich verrückt, wenn ich also nicht auf Grund meiner Ungeschicklichkeit auf dem Boden aufprallen würde, dann vermutlich wegen der Windböen, die die Bäume erzittern ließen und allen Bewohnern des Schlosses vor Augen führten, dass der Sommer endgültig vorbei war.
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Vor dem Abgrund (Tom Riddle/OC)
RomanceNachdem Mia jetzt in der Vergangenheit bei Tom lebt scheint alles in Ordnung zu sein. Aber es ist nicht immer alles so wie es scheint. Was passiert, wenn Tom plötzlich doch, trotz seiner großen Veränderung, Interesse an der dunklen Zauberei entwicke...