Mein Untergang

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„Komm schon Mia. Wir haben etwas vor."

Das waren die Worte von Tom, die mir erneut eine Gänsehaut über meinen Körper laufen ließen.

Ich wusste genau was er vorhatte und ich hatte einfach nur Angst.

Was sollte ich bloß machen? Schließlich liebte ich ihn, jedoch würde ich nie, und damit meinte ich auch wirklich niemals, einen Horcrux erschaffen. Ich war doch immer auf der hellen Seite gewesen und wegen Tom würde ich das auch niemals ändern. Zumindest hoffte ich das.

Doch konnte ich meine Überzeugungen auch gegenüber meinem Freund durchsetzten? Würde er meine Argumente nachvollziehen können und, noch wichtiger, würde es ihn überhaupt interessieren? Würde er mir überhaupt zuhören?

All diese Fragen schwirrten durch meinen Kopf und zu keiner fand ich die richtige Antwort. Hörte dieser Albtraum denn nie auf?

„Warum bist du nicht einfach in der Zukunft geblieben, als du die Möglichkeit hattest? Musstest du denn unbedingt zurück zu ihm?"

Diese beiden Fragen stellte mir diese leise, aber doch bestimmende, Stimme in meinem Kopf schon seit Tagen und irgendwie hatte sie ja auch recht.

Auch wenn ich mich zu Tom so hingezogen fühlte, wie zu keinem zuvor, hatte ich nun schon seit einiger Zeit das Gefühl einfach nur mehr an seiner Seite zu stehen und, so gut es eben ging, zu überleben und ihn, wenn das überhaupt noch möglich war, nicht in die Dunkelheit fallen zu lassen.

Was hatte ich mir nur mit der ganzen Mission in die Vergangenheit eingebrockt? Ich hätte Dumbledore's Bitte an mich einfach abschlagen sollen und mein normales, langweiliges Leben einfach so weiterleben sollen, wie vorher auch.

Aber nein, ich, die unglaublich naive Mia, hatte ja geglaubt etwas verändern zu können. Womöglich sogar eine Zukunft ohne Krieg zu gestalten und nun war ich hier.

Über ein Jahr später saß ich weinend auf einem Bett vor dem Jungen, der der ursprüngliche Grund für mein Bleiben hier war. Es war schon irgendwie ironisch, dass ich nun zitternd vor ihm saß, wobei ich doch vor nicht allzu langer Zeit keine Sekunde ohne ihn sein konnte.

Tom sah mich immer noch auffordernd an und es war ihm anzusehen, dass er langsam aber sicher ungeduldig wurde.

So beschloss ich einfach für den Moment nachzugeben und mitzugehen, konnte mir dabei aber ein Seufzen nicht verkneifen.

Langsam robbte ich mich vom Bett und stand auf zittrigen Beinen gegenüber von meinem Freund.

Dieser sah mich emotionslos an, ging auf mich zu und packte mich am Arm.

Als wir zur Tür gingen, blickte ich mich noch einmal um und konnte das Wimmern, das sich über meine Lippen schlich, als ich den immer noch am Boden liegenden, leblosen Körper von Felix erblickte, nicht zurückhalten.

Tom verdrehte dabei nur seine Augen und zog mich weiter grob mit sich.

„Wollen wir ihn denn einfach hier lassen? Was wenn ihn jemand findet? Hier leben schließlich auch Kinder!"

Ich konnte Tom's Gleichgültigkeit einfach nicht verstehen.

Wenn Felix' Leiche hier gefunden werden würde, was früher oder später zwangsläufig der Fall sein musste, war es doch sofort für alle offensichtlich, dass wir, naja eher Tom, für seinen Tod verantwortlich waren.

„Glaubst du wirklich ich hätte nicht daran gedacht?", stellte er mir gereizt eine Gegenfrage, als er mich weiter die Treppe hinunter zur Haustür zerrte.

Um ehrlich zu sein, glaubte ich genau das.

Schließlich tötete er immer ohne auch nur ansatzweise daran zu denken, ob sein Handeln Konsequenzen für andere haben könnte. Doch das konnte ich ihm auf keinen Fall so sagen, sonst wäre ich, seiner Laune im Moment nach zu urteilen, die Nächste auf seiner Liste. Obwohl das auch sein Ende sein würde. Ob er das noch wusste?

Vor dem Abgrund (Tom Riddle/OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt