Funkstille

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Es waren mittlerweile über drei Wochen vergangen seit Tom und ich uns zerstritten haben.

Auch wenn es mir im Herzen leid tat ihn zu ignorieren so wie alle anderen es auch taten, konnte ich nicht über meinen Schatten springen und ihm verzeihen. Immerhin hatte er eine eindeutige Grenze überschritten und versucht einen Horcrux zu machen. Oder er hatte schon einen gemacht...

Um ehrlich zu sein, war ich mir da gar nicht so sicher. Schließlich hatte ich ja versucht es zu verhindern und dabei selbst den Zauber abbekommen.

Hatte das vielleicht etwas zu bedeuten? Ich meine, hatte der Zauber denn auch gewisse Auswirkungen auf mich?

Ausschließen konnte man das doch nun wirklich nicht.

Ich ging gerade mit Billy, Dennis, Amy und ein paar anderen Jungs aus dem Waisenhaus nach unten zum Essen. Wie die anderen alle hießen wusste ich allerdings nicht. Um ehrlich zu sein war es mir auch schlichtweg egal. Ich hatte im Moment andere Sorgen. Zum Beispiel hatte ich, seit dem Vorfall meinen Job immer noch behalten und das obwohl er keinerlei Bedeutung mehr für mich hatte. Tom hatte ja jetzt das, wofür er mich gebraucht hatte und der Buchladen war somit auch überflüssig geworden.

Doch trotzdem.

Ich ging immer noch jeden Tag dorthin, um mich irgendwie abzulenken und natürlich um Orion beizustehen.

Obwohl ich am Anfang kurz sauer auf ihn war, musste ich ihm doch irgendwie dankbar sein. Ohne ihn hätte ich Tom an diesem Tag schließlich nicht gefunden und ich hätte auch nicht das Schlimmste verhindern können. Fragt sich nur, ob ich das Schlimmste wirklich verhindert hatte.

Als wir alle gerade die Treppen hinunterliefen, wurde ich allerdings aus meinen Gedanken gerissen, da mich jemand grob am Ärmel packte und zur Seite zog.

Mit strengem Blick sah ich Billy an, der mich nur mit einem Blick, der soviel wie „Entschuldigung." sagen sollte, ansah.

Für den Grund dieser eher unsanften Aktion musste ich auch nicht gerade lang warten.

Tom war soeben von der anderen Richtung auf uns zugekommen und da Billy den Auftrag von mir bekommen hatte, mich von ihm fernzuhalten, hatte er das auch gemacht, mehr oder weniger.

Denn mit dieser doch nicht wirklich unauffälligen Aktion hatte er meinen Freund erst recht aufmerksam auf mich gemacht.

Apropos Freund... War er das denn überhaupt noch?

Bei diesem Gedanken zog sich alles in mir zusammen und ich hätte auf der Stelle losheulen können. Ich war einfach nicht für eine Situation wie diese vorbereitet gewesen.

Noch bevor ich mit den anderen Kindern des Waisenhauses auch nur einen Schritt weiter machen konnte, wurde ich nun von Tom zurückgehalten, der mich erwartungsvoll, ja schon fast, vollkommen flehend ansah. Ich sah ihm an, dass er mit mir reden wollte, aber wollte auch ich das?

Ich konnte mir meine Frage nicht einmal mehr selbst beantworten, denn ich wurde einfach von Tom mitgezogen, ohne, dass sich Billy auch nur einen Zentimeter bewegt hätte.

Soviel zu meinem Aufpasser.

Verdenken konnte ich es ihm allerdings nicht, schließlich hatte er schon immer ziemlich große Angst vor Tom gehabt. Ihn als meinen Beschützer auszuwählen war also auch mehr ein Fehler meinerseits gewesen.

Mittlerweile waren wir beiden in seinem Zimmer angekommen, das mir heute irgendwie noch trüber vorkam als sonst. Womöglich lag es daran, dass es an diesem Sonntag wie aus Eimern goss und deshalb so gut wie gar kein Licht in den Raum schien.

Vor dem Abgrund (Tom Riddle/OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt