Dafür sind Freunde doch da

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Schon zum dritten Mal an diesem wunderschönen Samstag stellte ich, zum Bedauern meiner Zimmergenossinnen, unser Zimmer auf den Kopf. Ich war mir sicher, wären Lucretia oder Isabelle nun hier, würde ich nicht mehr schmerzlos auf meinen beiden Beinen stehen, naja, um ehrlich zu sein tat ich das im Moment auch nicht.

Als ich heute Morgen in Tom's Zimmer aufgewacht war, brachte mich mein Bein fast um den Verstand. Ich hätte am liebsten so geheult wie ein Schlosshund, wäre nicht mein Freund eng angekuschelt neben mir gelegen und hätte immer noch friedlich geschlafen. Ich wollte ihm eher ungern von meinen Schmerzen erzählen, würde es doch bedeuten, dass er sich nur wieder schrecklich darüber aufregen würde, dass ich es ihm nicht schon eher gesagt hatte und das konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen. Nicht nachdem ich nun endlich wieder das Gefühl hatte, die Spannungen zwischen uns haben sich nun endlich in Luft aufgelöst. Zumindest hoffte ich, dass sie sich aufgelöst hatten, lang würde es sowieso nicht harmonisch zwischen uns bleiben, schließlich hatte ich etwas verloren, was ich eben gerade unter meinem Bett zu finden hoffte.

Tom würde mich vermutlich köpfen, wenn er erfahren würde, dass ich die Kette, die er mir, vor fast einem Jahr, zu Weihnachten geschenkt hatte, verloren habe.

Um ehrlich zu sein, würde ich es ihm nicht mal verübeln. Schließlich hatte er nicht wirklich viel Geld und er hatte sich damals entschieden das Bisschen, das er hatte, für mich auszugeben. Doch ich musste natürlich so blöd sein und sie ausgerechnet in der Zeit verlieren, die doch ohnehin schon so schwer für Tom und mich war.

Ich hatte immerhin immer noch das Gespräch mit Dumbledore im Kopf, das damit geendet hatte, dass ich fast einen Nervenzusammenbruch sondergleichen erlitten hatte.

Wie konnte er mir auch erst jetzt erzählen, dass mein Dasein hier, keinen, auch noch so kleinen, Unterschied machte, wenn es um den Werdegang von Tom ging.

Wenn er mir doch wenigstens erzählt hätte, warum er mich überhaupt losgeschickt hatte. Schließlich schien es in der Zukunft doch so wichtig zu sein und nun sollte es plötzlich keinen weiteren Sinn gehabt haben? Das wollte mir einfach nicht in den Kopf gehen. Immerhin hatte ich meine Familie, meine Freunde, ja einfach alles in der Zukunft zurückgelassen, die ich nun nie mehr sehen würde.

Wie schon so oft in letzter Zeit kam mir dabei wieder ein altbekannter Gedanke in den Sinn, den ich nur mit Mühe und Not unterdrücken konnte.

Was wenn ich einen Zeitumkehrer auftreiben könnte und einfach aus all dem Chaos hier verschwinden würde?

Doch schon wie alle Male zuvor, als sich diese Idee in meine Gedanken geschlichen hatte, wusste ich sofort, dass dieses Vorhaben nie in die Tat umgesetzt werden konnte. Schließlich war es so gut wie unmöglich auch nur das kleinste Geheimnis und war es noch so winzig, an Tom vorbeizuschmuggeln, ohne dass er davon Wind bekam. Außerdem wusste ich den Zauber nicht den man wirken musste, um den Zeitumkehrer überhaupt dazu zu bringen, mich in die Zukunft zurückzuschicken und Dumbledore, von dem ich annahm er würde ihn als Einziger kennen, wird mir garantiert nicht dabei helfen.

Mit diesem Wissen ließ ich mich verzweifelt und mit dem Gefühl von all den Problemen erdrückt zu werden, auf den Boden fallen, auch wenn mir dabei furchtbar das Bein schmerzte.

Ich zog mein Bein, das sich nicht so anfühlte als hätte man es durch einen Fleischwolf gedreht, eng an mich, um mich somit ein wenig zu beruhigen.

In aussichtslosen Momenten wie diesen, erinnerte ich mich immer wieder an meine Mutter, die mir einmal als ich klein war erklärt hatte, dass alles besser werden würde, wenn man nur fest seine Augen schloss und daran glaubte.

Vor dem Abgrund (Tom Riddle/OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt