Prison

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Wieder einmal erwachte ich aus der tiefen Dunkelheit meiner selbst.

Nur diesmal hatte ich sehr viel mehr Angst.

Ich blinzelte in das Licht. War das alles nur ein Traum gewesen? Jaden, Jack und Joy...  Hatte ich mir das alles nur eingebildet?

Meine Hände... meine Arme... sie taten so weh, ich ....konnte sie nicht bewegen....

Wo bin ich?

Ich wollte mich hinsetzen, da merkte ich, dass mein Körper schon aufrecht war.
Allerdings berührten meine Füße nicht den Boden. Schwebte ich? War ich tot?

Ich wollte meinen Kopf heben, aber als ich merkte, was für eine Anstrengung das mit sich brachte, ließ ich es bleiben und mein Kinn sackte zurück auf die Brust. Ich fühlte mich wie betäubt. In diesem Moment hörte ich ein bösartiges Lachen.

"Armes Kind. Ist dein Kopf so schwer?"

Das war eines dieser Sprüche, die mein Dad... also mein Adoptivdad... immer gebrachte hatte, wenn ich bei Tisch meinen Kopf aufstützte. Irgendwie passte das überhaupt nicht in die Situation.

Ich hörte Schritte, die langsam auf mich zukamen und direkt vor mir verstummten. Jemand kicherte erneut. Ich kannte diese Stimme inzwischen zu gut.

"J...Joy...", brachte ich heraus. Das Licht war zu gleißend, als dass ich meine Augen hätte öffnen können. Aber ich wusste einfach, dass es Joy war, die so schadenfreudig lachte. Dieses Biest! Ich wollte etwas sagen, aber meine Kehle war wie ausgedörrt.

Joy fing an, völlig hysterisch zu lachen. "Da siehst du mal, wer jetzt die Schwächere von uns beiden ist!"

Endlich gelang es mir, die Augen zu öffnen. Ich sah Joy, wie sie vor mir stand und mit erwartungsvollem Blick zu mir herauf schaute.  Langsam bekam ich meine Kraft wieder. Ich sah mich um, so gut es ging. Ich befand mich in einem für normale Verhältnisse großen Raum. Außer einigen kleinen Tischen an den Wänden gab es keine Möbel, alles war in einer Mischung aus grau und weiß gehalten. Der Raum hatte eine große Ähnlichkeit zu denen in Jadens Basis. Aber die war verdammt weit entfernt.... Wo zur Hölle war ich?

Mein Blick viel zurück zu Joy. Sie wippte mit den Füßen auf und ab, und blickte dabei auf einen undefinierbaren Punkt an der Wand, als suche sie fieberhaft nach einer Antwort für eine unausgesprochene Frage. "Du bist so dumm und naiv, Luna. Du bist nicht stärker als ich. Ich bin Stärker. Die Dunkelheit ist immer stärker!"

Ich hustete. "Willst du darauf zurück, dass Jaden mir die Dunkelheit und Erinnerung genommen hat und du daraus entstanden bist?"

Joy lächelte siegessicher. "Ganz genau. Du Arme. Jetzt kannst du deinem Bruder nie wieder vertrauen. Und ich werde-"

"Ich glaube dir nicht."

Mein Zwilling hielt inne. "Was sagtest du da gerade?"

"Ich glaube dir nicht.", wiederholte ich. "Ich habe Erinnerungen. Wenige, aber immerhin. Du hast nicht alles, was mir gehört."

Joy starrte mich einen Moment an. Dann hob sie ein Schwert, -mein Schwert, wenn ich das so anmerken darf-, und drückte die Spitze gegen meine Hüfte, genau dort, wo Jaden eine Prellung hinterlassen hatte. Ich stöhnte auf.

"Ziemlich freche Worte für jemanden, der gefesselt an der Wand hängt."

Erst jetzt bemerkte ich die eisernen Fesseln um meine Handgelenke. Das erklärte so einiges. Die Fixierung war wohl eigentlich für jemand Größeren gebaut worden, deswegen hing ich rund dreißig Zentimeter über dem Boden. Ungläubig starrte ich zu Joy hinunter. Niemals hatte sie mich hierher geschleppt und gefesselt.

Nightwatchers - Secret enemyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt