Fallacies

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"Luna?"

Ich antwortete nicht. Jedenfalls nicht direkt.  Ich hatte eine verdächtige Stelle im Wasser entdeckt und wollte mich unter gar keinen Umständen davon abbringen lassen, sie zu beobachten. Nur wenige hundert Meter hinter dem Höhleneingang hatte der kleine unterirdische Fluss angefangen, durch denen Jack und ich nun wateten.

Man konnte das Gewässer nicht unbedingt Fluss nennen, schließlich floss er so gut wie überhaupt nicht. Es war eher ein stehendes Gewässer, mit dreckigem Wasser gefüllt, und nicht nur Jack war es passiert, dass er bei einem falschen Schritt knietief in die braune, stinkende Gülle gesunken war. Es roch bestialisch, und ich befürchtete, dass wir beide hier unten ersticken würden, wenn wir nicht bald hier rauskämen.

"Was ist?", antwortete ich leise auf Jack's Anregung. Wir hatten die letzten eineinhalb Stunden schweigend verbracht, weshalb sich meine Stimmbänder beim ersten Sprechversuch kratzig anhörten, doch ich unterdrückte ein Räuspern.

"Du hast doch irgendwie überdimensionale Kräfte oder so etwas in der Art." Auf irgendeine Weise klang seine Stimme unterkühlt. Dabei war es nicht einmal kalt, hier unten. "Könntest du nicht irgendwelche Schallwellen aussenden, um zu sehen, wie weit es noch ist... oder so?"

Ich schnalzte. "Sehe ich etwa aus wie eine Fledermaus? Sehen sie sich das an."

Der Käptain trat einen Schritt auf mich zu. Zusammen strarrten wir in das braune Wasser. Im Licht der Taschenlampe konnnte man eine Spiegelung ausmachen. Eine Dose? Ein Metallknopf? ...Allerdings kann ich mir nur schlecht vorstellen, dass hier unten irgendjemand sonst war, außer wir, natürlich.

"Was ist das?", fragte Jack, aber er wartete meine Antwort nicht ab. "Soll ich es rausholen?"

"Vielleicht ist es ein Fisch?" So blöd es klang, es sah wirklich so aus. Und nachdem wir diese höchswahrscheinlich nicht gerade gesunden Absonderungen des Flusses schon über eine Stunde einatmeten, waren Wahnvorstellungen nicht unwahrscheinlich.

"Ja. Bestimmt ein Hai.", meinte Jack sarkastisch. "Pass auf, ich hole es raus."

Jack tauchte seinen linken schwarzen Handschuh in die Brühe wühlte ernergisch darin herum. Schließlich tauchte seine Hand wieder auf. Ausdruckslos überreichte er mir seinen Fund.

"Eine Kette.", stellte ich nüchtern fest. Interessiert bedrachtete ich sie. "Was für ein sonderbarer Anhänger."

Der Anhänger der Kette bestand aus einem schlichten Dreiecksrahmen. Es schimmerte pechschwarz. Mir war dieses Symbol bekannt, und an Jacks Blick merkte ich, dass er es ebenfalls kannte. Eindringlich verlangte ich eine Erklärung.

"Ist ja gut, ist ja gut!", gab er nach, nachdem ich ein paar Minuten auf ihn eingeredet hatte. "Das... dieses Symbol...ist...war..."

Ich schnalzte. "Machen sie's nicht zu spannend, Jack. Raus damit."

Mein Weggefährte seufzte. "Na schön." Er legte seine Hand auf meine und bedeckte damit das Symbol. "Das ist das Zeichen deiner Familie."

Ich war zu sehr abgelenkt, als dass ich seine verwirrende Geste abwehren könnte. "Wie? Bitte?"

"Du weißt schon." Jack klappte seine Hand auf die Seite und gab den Anhänger frei, doch seine Finger berührten noch immer meine. Auch wenn er Handschuhe trug, irgendwie beruhigte es mich. "Familienwappen. So was in der Art. In früheren Zeiten, bevor dein Vater die Macht an sich riss, war es das Familienwappen der Nightwatchers."

"Moment.", unterbrach ich ihn. "Heißt das, meine Familie heißt Nightwatchers? Das erklärt einiges..."

"Wie gesagt.", fuhr Jack fort. "Dieses schwarze Dreieck steht heute für die Anhänger deines Vater, Luna. Früher war in dem Dreieck ein Symbol, für jeden der Familie ein bestimmtes."

Nightwatchers - Secret enemyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt