Beginning of the End

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Ich erwachte durch meinen eigenen Schrei. Instinktiv sprang ich auf, nur um das Gleichgewicht zu verlieren und sofort wieder hinzufallen. Kurzerhand beschloss ich, auf meinem grasgrünen Zimmerteppich liegen zu bleiben und zu horchen, ob ich jemanden geweckt hatte.

Nichts zu hören.

Schwer atmend und immer noch keuchend drehte ich den Kopf zur Decke, alle Glieder von mir gestreckt und schloss die Augen.

Verdammt. Was zur Hölle hatte es mit diesen Träumen auf sich? Seit ich mich erinnern kann, träumte ich immer wieder so wirr und immer wieder läuft dass relativ gleich ab. Ich sehe einen Mann, habe aus welchem Grund auch immer höllische Angst vor ihm, laufe weg, dann taucht irgendwann dieser Mond auf...

Warum habe ich solche Angst vor ihm?

Mein Gedanke wurden durch meinen Wecker unterbrochen. Es war so ein Wecker, der loslief wenn er klingelte und den man erst einfangen musste um ihn auszustellen. Ein richtig nerviges Ding, aber wenigstens wurde und blieb man wach. Ich versuchte ihn zu ignorieren, was gut funktionierte, bis er über die Nachttischkante lief und mir direkt auf die Nase fiel.

"Au!", rief ich kurz, rieb mir genervt die Nase und durchbohrte dieses kleine Horror-Ding, dass jetzt auf den Rücken lag und immer noch zappelnd "Guten morgen, guten Moooorgen" rief, mit bösen Blicken. Dann nahm ich es in die Hand, setzte mich auf und warf ihn auf mein Bett. Welches ich durch die Dunkelheit prompt verfehlte. Es gab ein Krachen. Ich seufzte und schaltete das Licht an.

Die munteren Rufe waren verstummt. Ich sah meinen Wecker vor meiner Tür liegen, die Batterie war hinaus gefallen und einer der Plastikflügel kaputt. Ich hatte ihn noch nicht lang gehabt, darum hatte ich auch keine Ahnung, wie ich ihn auf normalen Weg ausschaltete. Naja. Immerhin war er jetzt ruhig.

Nachdem ich mich angezogen, geduscht, geföhnt, gekämmt, meine drei regenbogenfarbenen Traumfänger verflucht (die Dinger taugen ja eh nichts!) und meinen Rucksack gepackt hatte, war keine Zeit mehr zum Frühstücken gewesen. Auffällig war nur die Ruhe gewesen, die im Haus herrschte. Wir wohnten in einem Flachbau, da brauchte man nur mal ein bisschen zu fest auftreten, schon weckte man alle im Haus. Aber mir sollte es recht sein. So stand ich nun an der Bushaltestelle. Es war noch dunkel, und die Strukturen der Häuser konnte man nur mit Mühe ausmachen. Zumal es in diesem Mini-Kaff nur ungefähr drei Straßenlaternen gab.

Ich sah hoch zum Himmel, wo der Mond strahlte. Durch meine Kopfhörer dröhnte Alternative-Rock. Irgendetwas war heute anders. Etwas... mysteriöses lag in der Luft. Ich schüttelte wild den Kopf. Du hast weder Zeit noch Platz im Kopf für solche Spinnerreien, Sophie. Wahrscheinlich bildete ich mir dass nur ein.

Als der Bus mit fünf Minuten Verpätung kam, grüßte ich mehr oder weniger freundlich den Busfahrer (der mich nur anknurrte, ich hätte kein Passbild auf meinem Buspass), und setzte mich irgendwo in eine Ecke.

Wehe, heute setzt sich jemand neben mich.

Dann bringe ich ihn um.

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Es hatte sich niemand neben mich gesetzt. Auch ansonsten verlief mein Schultag ziemlich normal. Eine drei in Geschichte, eine zwei in Info. Dann Volleyball in Sport. Doppelstunde Deutsch. Und dann noch Französisch. Buä.

Immerhin, ich lebe noch. NOCH! Sonst würde ich jetzt nicht in vor der Essensschlange in unserer Mensa stehen und Däumchen drehen. Die Schlange endete kurz vor der Ausgangstür. Ich seufzte. Verdammt, das war der Essenssaal und keine öffentliche Großveranstaltung! Um mich herum spielten ein paar Fünftklässler lautstark Fanger und hinter mir unterhielten sich ein paar Mädchen meiner Klassenstufe darüber, welcher Typ wie lange und oft mit welchem Mädel zusammen gewesen war. Verächtlich blies ich durch die Zähne. Ich sah, wie sie mich aus dem Augenwinkel komisch anstarrten und wieder zu tuscheln begannen.

Nightwatchers - Secret enemyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt