Mir war schwarz vor Augen, als ich wach wurde. Ich brauchte einen Moment bis ich registriert hatte, dass ich in meinem Bett lag. Ich setzte mich auf und versuchte mich zu erinnern, wie ich gestern überhaupt ins Bett gekommen war. Ich wollte schon hinter mich greifen an die Wand, wo in meinem Zimmer sich eigentlich ein Lichtschalter befand, da fiel mir ein, dass ich ja gar nicht "zu Hause" war.
Nein, ich war immer noch in der *Ähem* Militärbasis meines Bruders Jaden. Ich tastete die Wand hinter mir ab und seufzte. Natürlich war da dann auch kein Lichtschalter wie in meinem Zimmer. Ich starrte in die Dunkelheit und atmete noch mal tief durch, bevor ich aufstand und die Wände abtastete. Na toll. So fängt mein Tag gerne an. Durch die Dunkelheit stolpernd und nach dem Lichtschalter suchend. Nach einer Weile wusste ich nicht mal mehr in welcher Ecke des Zimmer ich genau war. Fluchend stakste ich durch den Raum bis ich entgültig stolperte. Im gleichen Moment ging die Tür auf und ich fiel genau in Jaden's Arme.
"Guten morgen, Luna. Warum rennst du denn durchs Dunkle? Mach doch Licht an." Er half mir mich wieder aufzurichten. Dann drückte er auf einen kleinen Knopf neben der Tür. Von einer Sekunde auf die andere war das Zimmer mit hellblauem Licht gefüllt. Ich hätte schreien können.
"Du solltest dich umziehen.", riet Jaden mir jetzt. "Guck dich mal an."
Ich sah an mir herab. Er hatte recht. Ich trug immer noch Jeans und Pullover von gestern und diese waren immer noch zerrissen.
"Hast Recht. Und was soll ich anziehen? Ich hatte keine Zeit mir Wechselsachen mitzunehmen." Ich konnte den vorwurfsvollen Unterton nicht unterdrücken. Zu Recht. Wer hatte mich denn hierher entführt, er oder ich?
"Guck im Schrank nach." Jaden achtete nicht auf den internen Vorwurf und zeigte auf ein halbrundes, dunkelgraues Ding, das bis zur Zimmerdecke ging und eher einer Dusche statt einem Schrank ähnelte. "Ich hoffe, es passt dir. Und komm bitte zu mir, wenn du dich umgezogen hast."
Einige Sekunden lang verlor ich mich in Jadens Gesicht. Und du bist wirklich mein Bruder? Es kam mir immer noch so unwirklich vor. Und trotzdem konnte man dieses innige Vertrauen spüren, dass er in mich setzte. Kurzerhand beschloss ich, es ihm gleich zutun.
Ich wusste nicht warum. Vielleicht, weil ich das Gefühl hatte, es ihm schuldig zu sein. Vielleicht aber auch, weil er der erste Mensch ist, bei dem ich sicher sein kann, das er nicht lügt. Es ist meine Erinnerung, in die er eingebrannt ist. Diesmal ist sie echt, da bin ich mir sicher. Denn niemand kann mich fälschen.
Ausserdem bin ich froh, endlich mal einem Menschen nahe stehen zu können.Das Risiko, enttäuscht zu werden, bin ich eigentlich noch nie eingegangen. Aus reiner Angst. Aber dieses Mal habe ich komischerweise keine Angst davor.
Genauso schnell wie mein Bruder aufgetaucht war, war er aber auch wieder verschwunden und ich stand vor der geschlossenen Tür.
"Ja, sir.", murmelte ich und schlurfte missmutig zum Schrank. Klar, dass er sich als 'Anführer' einer... Rebellenbasis einen Befehlston angewöhnt hatte, aber ich werde nicht gern herumkommandiert. Er wahrscheinlich auch nicht. Nachdem ich endlich herausgefunden hatte, wie man den Schrank öffnet, war ich erstaunt. Ich hatte einen einfachen neuen Pullover und Jeans oder so erwartet. Was ich stattdessen sah war... eigenartig.
Auf einer der drei ordentlich aufgehängten Kleiderbügel hing ein eng anliegender, langer, schwarzer Overall mit kurzen Ärmeln und einen angenähten, ebenfall schwarzen Rock, der mit einem kleinen lila Halbmond versehen war. Auf dem zweiten Bügel hing eineebenfalls schwarze Jacke mit zwei Taschen und Kapuze. Auf ihrem Ärmel war der gleiche Halbmond wie auf dem Rock des Overalls. Auf dem letzten Bügel hing ein dünner, lila Pullover und eine umso dickere, schon wieder schwarze Leggings die mit, man glaubt es kaum, noch einem lila Mond versehen war!
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Nightwatchers - Secret enemy
Fantasy"Mein Vater. Er weiß, wer ich bin. Zu was ich fähig bin. Wie ich lebe. Was ich liebe. Und er hat genug Macht um all das zu zerstören." Sophie ist ein ganz normales Mädchen. Bis sie eines Tages ihren Bruder Jaden kennen lernt. Nun soll sie auf einmal...