The light of your heart

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Bei dem Wort "Höhle" war ich nicht sehr begeistert gewesen. Doch ich fand es dann gar nicht mal so schlimm.

Die Höhle war nicht so klein wie ich sie mir vorgestellt hatte. Dafür weitaus dunkler und kälter. Ich hatte mich noch gar nicht richtig reingetraut, als Jaden seine Hand auf meine Schulter legte.

"Schön! Da können wir gleich mal üben."

Irritiert sah ich ihn an.

"Üben? Wofür?"

"Na, um deine Fähigkeiten zu trainieren!", antwortete er so selbstverständlich, das es mich nur noch mehr irritierte. Stimmt ja. Meine Fähigkeiten. Die hatte ich ganz vergessen...

"Jaden, ich weiß doch gar nicht wie das funktioniert!", antwortete ich leicht genervt. Ich wollte doch nur schlafen!

"Versuch es!", forderte Jaden mich auf. Er gab mir einen kleinen Schubs in die Dunkelheit. "Du kannst es! Ich weiß das."

Ich seufzte. Was brachte Widerstand bei so einem Dickkopf von Bruder. Ich schloss die Augen und ging mit den Armen von mir gestreckt etwas tiefer in die Höhle rein. Als ich ungefähr in der Mitte war, öffnete ich sie wieder. Noch einmal schaute ich zu Jaden. Er zwinkerte mir aufmunternt zu. Ich seufzte und versuchte mich zu konzentrieren.

Dieses Gefühl überwältigte mich. Es war, als würde alle Energie in meinen Körper zu meinen Armen strömen. Sie wurden heiß und ich spürte einen Wirbelsturm an kleinen Funken in meinen Händen rotieren. Ich ließ diese Energie kontolliert an zwei Punkten meiner Handflächen frei und spürte, wie die Wirbelstürme miteinander über meiner Hand verschmolzen. Ich wusste nämlich doch, wie das funktionierte. Jemand hatte es mir beigebracht, ob Mutter oder Vater, ist nun egal. Es war ein wundervoller und gleichzeitig etwas angsteinflösender Moment, denn ich konnte die Gefühlsströme und die flitzenden Gedanken in meinem Körper spüren und lesen.

Und dann war der Moment vorbei.

Ich öffnete meine Augen. In meinen Händen lag, nein, schwebte eine runde leuchtende Kugel. Ich war sprachlos. Mit offenem Mund wartete ich auf eine Reaktion meines Bruders. Dieser stand immer noch am Höhleneingang. Für zwei weitere Sekunden herrschte Stille.

Dann kam Jaden auf mich zugestürmt.

"Haha!! Ich wusste doch das du es kannst!!!"

Er hob mich hoch und wirbelte mich durch die Luft. Ich lachte mit ihm obwohl ich eher geschockt war.

"Jaden! Himmel, Jaden, lass mich doch bitte runter!"

Das tat er auch. Ich schaute mich um. Wo zur Hölle war dieses Leuchtkugeldings denn jetzt? Ich hatte keine Lust und keine Kraft die ganze Aktion nochmal durchzuführen.

"Da!"

Jaden zeigte auf die Stelle an der ich gestanden hatte, bevor er mich als Flugzeug-Atrappe  benutzt hatte. Dort schwebte meine Leuchtkugel und erhellte die Höhle.

"Super! Soll sie dort erst mal bleiben." Erwartungsvoll sah ich Jaden an."Können wir jetzt schlafen?"

Ja, das konnten wir. Jaden fand eine Stelle, an der der Boden nicht arg so schmutzig war und öffnete seinen Rucksack.

"Ich hab leider nur eine Decke mit. Und, äh... Ah! Hast du Hunger?" Jaden warf mir ein Stück Brot zu. Gekonnt fing ich es auf.

"Danke!" Ich biss ab.  "Mmhmh. Biffn dockn."

"Was? Mit vollem Mund spricht man nicht!"

"Mhffdmifx!" Glucksend schluckte ich. "Ein bisschen trocken!"

"Achso. Warte, ich geh zum Fluss Wasser holen." Jaden nahm seine inzwischen leere Wasserflasche aus dem Rucksack und lief zum Ausgang.

"Und bleib brav hier!"

"Was bin ich, dein Hund?", fragte ich ihn gespielt mürrisch.

"Nein, viel schlimmer: Meine Schwester!" Er grinste mich an.

Ich lachte und genoss diesen Moment. Es war, als würden wir uns schon Ewigkeiten kennen. Was wir ja eigentlich auch taten. Diese Unbeschwertheit zwischen uns war einfach super. Während Jaden weg war überlegte ich, was ich noch hatte fragen wollen. Es entfiel mir aber leider wieder.

Schließlich kam Jaden zurück.

"Fang!"

Er warf mir eine halbleere  Wasserflasche zu.

"Schon wieder halbleer? War der Weg bis hierher wirklich so anstrengend?"

"Und ob! Außerdem ist die Flasche nicht halbleer sondern Handvoll. Denk mal etwas positiver." Er hockte sich vor mich. Ich trank einen Schluck aus der Flasche. Danach rollte ich mich auf den Boden zusammen.

Jaden legte sich neben mich. Er deckte mich mit der tannengrünen Decke zu.

"Brauchst du sie nicht?", fragte ich.

"Ach was. Mir ist warm."

"Na gut." Ich kuschelte mich an ihn. Er legte seinen Arm über mich. Ich genoss seine Wärme. Dann fiel mir wieder ein, was ich ihn fragen wollte.

"Du Jaden?"

"Ja, Schwesterherz?" Um Himmelswillen, wie schnulzig.

"Wieso sind wir eigentlich gerade heute losgezogen? Warum nicht morgen? Oder übermorgen?"

"Weil... es musste schnell gehen." Etwas in den Augen meines Bruders erlosch. Ich bereute bereits, ihm diese Frage gestellt zu haben.

"Aber warum?" Ich sah an ihm vorbei an die Wand.

"... Unser Vater hat vor uns anzugreifen. In sieben Nächten ungefähr, glauben wir zumindest. Wir haben Lagepläne von seinen Leuten gefunden. Sie... Er weiß, das du hier bist, Luna. Er will dich. Er will alle Macht an sich reißen. Keiner wird verschont bleiben. Diese Welt wird zerstört werden... wenn wir es nicht verhindern."

"Ich dachte, hier gibt es nur die alten Dorfbewohner, die sich jetzt entweder Vater unterworfen haben oder dir gefolgt sind?"

Jaden lächelte mich müde an.

"Nein, das stimmt nicht. Hier gibt es noch viel mehr, Luna. Vor allem dieser Wald ist wunderbar. Und jetzt schlaf. Du wirst deine Heimat noch früh genug kennen lernen. Morgen früh, um genau zu sein."

Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und ich ließ mich wieder an seine Brust sinken. Ich war wirklich erschöpft, aber immer noch zu aufgeregt um zu schlafen. Mit offenen Augen starrte ich in die Dunkelheit.

"Ach und Luna?", flüsterte Jaden mir noch mal zu.

"Ja?"

Jaden ließ eine kurze Pause.

"Traue ihm nicht. Traue deinem Vater nicht, niemals, egal, was er sagt oder tut. Sonst wird es dich zerreißen. Er wird dich zerreißen."

Seine letzten Worte unterschieden sich von der Warnung davor. Es klang eher wie eine Art Drohung, die aus einem anderen Teil von Jaden kam. 'Er wird dich zerreißen.'

...

Hatte es Jaden schon mal zerrissen?

Unter diesem Gedanken schlief ich ein.

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Kapitelname: Das Licht deines Herzens

Nightwatchers - Secret enemyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt